Das Buch direkt bei Amazon bestellen Angela Eßer
Tatort Deutsche Weinstraße

grafit TB
ISBN 3-89425-299-5

Ein ›Stück vom Glück‹ verspricht eine der bekanntesten deutschen Ferienstraßen das ganze Jahr über ihren Gästen.
Ganz viele Stücke von Mord und Totschlag versprechen deutschsprachige Krimiautorinnen und -autoren der Region, wenn sie sich aufmachen, dort 2007 ihr Jahrestreffen abzuhalten.
Neunzehn Stücke beste Krimiunterhaltung verspricht die Anthologie Tatort Deutsche Weinstraße allen Besuchern und Bewohnern dieses Landstrichs, aber auch allen Fans spannender Kurzgeschichten.

„Mörderische Gedanken“ hatten:
Angela Eßer (Hg.)
Wolfgang Burger
Peter Dell
Klaus Dewes
Jürgen Ehlers
Kathrin Heinrichs
Carsten Sebastian Henn
Andreas Izquierdo
Ralf Kramp
Tatjana Kruse
Richard Lifka
Sandra Lüpkes
Udo Marquardt
Paul Ott
Olaf Paust
Niklaus Schmid
Jürgen Siegmann
Ingeborg Struckmeyer
Sabine Thomas

Rezension:
In einer Anthologie, zumal wenn sie sich mit so einem malerisch schönen Fleckchen Erde beschäftigt, wie der Deutschen Weinstrasse, erwartet der Leser heitere, hintersinnige, skurrile, ein kleines bisschen böse, oder sogar leicht melancholische Geschichten über das Leben, die Liebe, die betreffende Region und natürlich den Wein zu finden.

Diesen Erwartungen wird der rechtzeitig zur Criminale, der Jahresversammlung des Syndikats (Autorenvereinigung deutschsprachiger Kriminalschriftsteller) (die ebendort stattfinden wird) vorliegende Kurzgeschichtenband gerecht – aber er geht auch darüber hinaus.

Völlig überraschend Andreas Izquierdos Schilderung der Ermittlungen in mehreren Fällen von Kindsvermissungen („In Schleusen“), die in Haßloch spielt. Da zeigt der Kölner Autor ein ganz anderes Bild jenes Ortes, der sich als GfK-Testmarkt einen Namen gemacht hat und erweckt nicht nur einen leichten Schauer beim Leser sondern auch rund 350 Jahre Geschichte mit kühnem Handstreich zum Leben.

Nicht überraschend hingegen, wie es Ralf Kramp wieder einmal aufs Neue gelingt, ein Thema ganz neu und extrem schwarzhumorig aufzubereiten. Und während der Leser in „Nachtmahr von Neustadt“ den mental entgleisten Künstler bei der Schaffung immer abartiger Installationen literarisch begleitet, sieht er gleichzeitig vor seinem geistigen Auge den Eifler mit sardonischem Lächeln durch das beschauliche Neustadt an der Weinstraße wandeln, wie er ein ums andere Bild mit der Digitalkamera knipst, dabei finstere Gedanken hegt und von den Einheimischen mit freundlicher Begeisterung ob seines Interesses an der örtlichen Kunst betrachtet wird.

Gut, ob man nach der Lektüre von Ingeborg Struckmeyers „Letzte Kur“ dringend noch zu einer solchen nach Bad Bergzabern reisen möchte – vor allem als Amtsgerichtsdirektor - bleibt dahingestellt.

Einen Trip nach Lambrecht hingegen steht – trotz des Titels - nach „Gehörnt in Lambrecht“ ganz oben auf der Wunschliste der Rezensentin. Vorzugsweise am Pfingstdienstag anlässlich des Geißbockmarsches von Lambrecht nach Deidesheim, der von Sandra Lüpkes so plastisch und farbenfroh geschildert wird.

In Landau wiederum wird man sich, dank Carsten Sebastian Henn und seinem „Tod der Mandelblüte“ künftig vor sommersprossigen Rothaarigen in Acht nehmen, in der Südpfalz (danke, Wolfgang Burger und „Ohne Kohle in der Südpfalz“! ) nach dem Gang zur Bank einmal mehr vorsehen, mit wem man auf derselben Strasse wandelt, während man in Maikammer (Peter Dell: „Familienbande“ , Edenkoben (Kathrin Heinrichs: „Paradiesisch tot“ ) und Offenbach an der Queich (Udo Marquardt: „Ciconia Ciconia“ ) besser zweimal überlegen sollte, bevor man familiäre Bindungen eingeht bzw. in Annweiler am Trifels (Sabine Thomas: „Löwenherz-Serenade“ ) in einem Lokal Zufallsbekanntschaften schließt …

Doch zum Glück könnte man sich in diesem Fall eventuell ja noch an die professionellen Auftragskiller und Leichenbeseitiger wenden – Herausgeberin Angela Esser („Schweigen in Schweigen“) und Tatjana Kruse („Killer-Kerwe in Klingenmünster“ ) wären vielleicht in der Lage, mit entsprechenden Adressen auszuhelfen … (vorausgesetzt der Leser hat sich nicht bereits bei der Lektüre der beiden zum Brüllen komischen Geschichten totgelacht …)

Fazit: Von Anfang an wunderbares Aroma, voller Geschmack, perfektes Bouquet und genialer Abgang!
Da kriegt man Lust auf mehr, möchte – mit der Anthologie in der Hand – den Spuren der bösen Buben im Buch folgen und vielleicht mit einem köstlichen Tropfen im Mund noch einmal ganz in Ruhe die schönen Geschichten vom Leben, der Liebe und dem Wein nachlesen …

Miss Sophie