Das Buch direkt bei Amazon bestellen Daniel Scholten
Der zweite Tod

(1. Band Kommissar Cederström)
Goldmann TB
ISBN 978-3-442-46402-9

Stockholm in der ersten Schneenacht:
Der Altertumsforscher Carl Petersson wird in seinem Arbeitszimmer erstochen aufgefunden. Offenbar stand er kurz vor einer wissenschaftlichen Sensation: Ist es ihm gelungen, die dreieinhalb Jahrtausende alte Inschrift auf dem Diskos von Phaistos zu entschlüsseln?
Kommissar Kjell Cederström und seine Kollegen stoßen bei ihren Ermittlungen auf ein rätselhaftes Passwort, das ihnen Zugang zu einem Server verschafft.
Doch nicht nur die Polizei ist daran interessiert, das Passwort zu entziffern. Eine tödliche Jagd beginnt …

Eine Leseprobe, nebst weiteren Infos zum Autor und seinen Werken und – für den in skandinavischen Sprachen wenig bewanderten Leser ganz wichtig! – Aussprachehilfen finden sich auf seiner Website.

Rezension:
Mankell und Nesser kennen Sie, Larsson und Läckberg mögen Sie, sind gefesselt von Dahl und Indridason?
Dann geht kein Weg für Sie vorbei an Scholten – dem Deutsch-Isländer der mit teutonischer Präzision und bajuwarischem Charme ein skandinavisches Krimierlebnis vom Feinsten liefert.

Im Mittelpunkt steht das Team um Kjell Cederström – den Witwer Anfang vierzig, der sich mit seiner Teenager-Tochter Linda manchmal mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt.
Von Haus aus studierter Literaturexperte, als Quereinsteiger bei der Polizei gelandet, tritt der keineswegs rein durchgeistigte Typ auch schon mal eine Tür ein, wenn es nötig ist.
Auch seine Kolleginnen und Kollegen sind keine Durchschnittskriminaler, sondern haben jede und jeder ein ganz eigenes Päckchen zu tragen – und doch ist die Grundstimmung eine positive und der Leser muss keineswegs in Mitleid für die Truppe zerfließen. Ganz im Gegenteil ist manches, das jetzt noch im Dunkeln liegt, dazu geeignet, neugierig auf die weiteren Entwicklungen zu machen.

Zunächst jedoch stehen natürlich der Tod des Altertumsforschers Petersson im Vordergrund und die unabdingbare Entschlüsselung eines Passworts. Dazu werden die unterschiedlichsten Schriften bemüht: sumerische Schriftzeichen gesellen sich zu ägyptischen, Textteile in Keilschrift ergänzen Hieroglyphen, das Ganze harmonisch abgerundet durch Sanskrit ...

Lange ist nicht klar, ob das Motiv eher persönlicher Natur oder im wissenschaftlichen Bereich zu suchen ist – bis sich noch ganz andere Verdachtsmomente ergeben, die alles in wieder neuem Licht erscheinen lassen.
Parallel dazu muss Cederström damit umgehen lernen, dass sein Küken flügge wird und eine alte Liebe aufs neue seinen Weg kreuzt.

So geht 200 Seiten lang alles seinen ruhigen Gang: gemächlich, gemütlich, spannend und interessant zu lesen ...doch plötzlich ist nichts mehr wie es war.
Nicht für die Protagonisten und auch nicht für die Leserin.
In einer kurzen Szene bringt Autor Scholten mehr Brutalität und Grausamkeit unter, als manche in einem ganzen Buch – und zwar ohne das Unfassbare auch nur mit einem Wort zu erwähnen.
So gelingt es dem Autor, seinem gut gemachten Krimi eine weitere Ebene hinzuzufügen – jenen Thrill, der den Roman zum absoluten Pageturner macht und den Leser durch die Seiten hetzt.

Nach einem atemberaubenden Showdown werden viele Rätsel gelöst, der Fall im Grunde abgeschlossen.
Und doch ist fast wichtiger als dieser Fall die Begleiterscheinungen, mit denen er einhergeht: Begegnungen, die unmittelbare Auswirkungen auf die Protagonisten haben. Figuren dies, über die man viel erfährt – und gerne noch viel mehr erfahren möchte.
Wie gut also, dass der zweite Band schon in absehbarer Zeit erscheint!

Die deutschen Leser haben die skandinavischen Autoren für sich entdeckt?
Dann ist es höchste Zeit, dass „unser“ Scholten in skandinavischen Buchregalen Furore macht. Das Zeug dazu hat er allemal!

Miss Sophie