Das Buch direkt bei Amazon bestellen Gisa Klönne
Unter dem Eis

Ullstein gebunden
ISBN 978-3-550-08645-8

Während in Köln ein Jahrhundertsommer die Menschen lähmt und ein mysteriöser Vermisstenfall die Polizei beschäftigt, sucht Judith Krieger in Kanada nach ihrer alten Schulkameradin Charlotte.
Die Vogelforscherin wollte dort Eistaucher beobachten. Diese rotäugigen Wasservögel tauchen, so ein alter Mythos, zwischen der Welt der Lebenden und jener der Toten hin und her.
Und bald geht es auch für Judith um Leben und Tod: Hat der Mann, mit dem sie in der kanadischen Wildnis eine Affäre anfängt, Charlotte umgebracht?
Als zu Hause in Köln ein weiterer Junge verschwindet, beginnt für Judith ein Wettlauf mit der Zeit.

Neugierig geworden? Eine Leseprobe findet sich auf der Webseite der Autorin.

Rezension:
Den Auftakt bildet eine alte Frau mit Hund, die sonst niemanden mehr hat im Leben – denn die eigene Tochter ist ihr längst fremd geworden …
Auch die anderen Protagonisten und die Handlungsstränge, in denen sie sich bewegen, werden geprägt von familiären (und ähnlichen) Beziehungen:
Polizist Manni, strafversetzt in die Vermisstenabteilung, der sich hin- und hergerissen fühlt zwischen dem Fall und dem eigenen schwerkranken Vater, zu dem das Verhältnis alles andere als ungetrübt ist.
Judith, seine zwangspausierende Kommissarin, die sich auf die Suche nach einer spurlos verschwundenen Ex-Klassenkameradin begibt – getrieben vom Gefühl, eine Schuld der Vergangenheit sühnen zu müssen.
Und Johnny, der 14jährige Waisenjunge, der mitsamt seinem Dackel Dr. Dee wie vom Erdboden verschluckt ist – schmerzlich vermisst von der Tante, bei der er lebt, während deren Mann eine undurchsichtige Figur bleibt.

Bis nach Kanada muss Judith reisen – was sie dort findet ist weit mehr und ganz anders als erhofft.
Parallel dazu spitzen sich die Ereignisse im heimischen Köln zu und auch Tim, Johnnys Freund, gerät in Gefahr.
Ein weiter Weg fürwahr, bis sich im atemberaubenden, temporeichen Finale alle Protagonisten ein Stelldichein geben …

Klönne lässt die traurigen, resignierten Figuren in ihrer ganzen Tragik plastisch und lebendig werden – ohne jedoch das Prinzip Hoffnung komplett zu negieren.
Viel steht zwischen den Zeilen – manche der handelnden Personen mag man erst auf den zweiten Blick und fühlt sich ihnen doch irgendwie nahe.
Am Ende bleibt ein bitterer Nachgeschmack – zu viele Verlierer hat es gegeben und zu tief sind die Wunden, die den Überlebenden geschlagen wurden.
Und doch … vielleicht ist dennoch nicht alles vorbei, vielleicht werden die Verletzten lernen, mit ihren Narben zu leben und manches anders zu machen …

Ein Buch, das nicht nur bis zum Ende fasziniert, sondern auch tief berührt.

Miss Sophie