Das Buch direkt bei Amazon bestellen Camilla Läckberg
Die Töchter der Kälte

Original: Stenhuggaren
Aus dem Schwedischen von Gisela Kosubek
(3. Band)
Kiepenheuer gebunden
ISBN 978-3351032258

Frans Bengtsson macht einen fürchterlichen Fang: Mit seinem Netz holt der Fischer den leblosen Körper eines Mädchens ein.
Die Autopsie ruft die Polizei auf den Plan. Im Leichnam finden sich Spuren von Süßwasser und Seife. Die siebenjährige Sara ist ertränkt worden, und zwar nicht im Meer.
Patrik Hedström und seine Kollegen ermitteln.
Gerade dieser Fall macht dem jungen Kommissar und seiner Frau Erica Falck zu schaffen, da sie selber erst Eltern einer Tochter geworden sind.
Doch gegen alle Widerstände lösen sie Rätsel um Rätsel. Dabei tut sich hinter der idyllischen Fassade von Fjällbacka eine abscheuliche Realität auf: Familienfehden, Perversion und eine weit zurückreichende Schuld.

Rezension:
Ein Kind ist tot ... was auch den hartgesottensten Polizisten nicht kalt lässt. Aber Patrick ist erstens nicht hartgesotten und zweitens Vater einer zwei Monate alten Tochter.
Für die Ermittlungen spannt ihn der Chef mit dem am meisten verhassten und inkompetenten Kollegen zusammen, der außerdem noch so sensibel ist wie ein Stein.

Die anderen Figuren in diesem Trauerspiel stehen ihm dabei allerdings in nichts nach:
Einzig und allein Lilians, der Großmutter des toten Mädchens, zweiter Mann, teilweise bettlägerig und schwer krank, mochte die kleine tote Enkelin seiner Frau.
Sie hingegen ist ein herrschsüchtiges Weib, das nicht nur permanent im Clinch mit den Nachbarn liegt, die permanent mit Anzeigen überzogen werden, sondern auch die in ihrem Haus lebenden Verwandten knechtet und schikaniert.
Kein Wunder also, dass Charlotte, Lilians Tochter, mit ihrem acht Monate alten Säugling völlig überfordert und krank vor Migräne, gar nicht in der Lage ist, richtig um ihr verstorbenes Kind zu trauern.

Auch Niclas, ihr Mann, ein Arzt, der mit 17 Jahren nach einem schlimmen Streit sein Elternhaus verließ, hat Angehörige, bei denen man keine Feinde mehr braucht.
Sein hartherziger Vater, ein Küster, absolut in seinen Ansichten und gnadenloser Unterdrücker der eigenen Frau, einem Mäuschen, verabscheut nicht nur Frauen in der Kirche, sondern auch die gesamte neue Familie des Sohnes.

Und schließlich kommen auch wieder die Verwandten von Erica, der Schriftstellerin und Hobbydetektivin ins Spiel.
Ihr Schwiegermonster ist ein Besen, ihre Schwester zum mittlerweile völlig wahnsinnig gewordenen Gatten zurückgekehrt, aus Angst, er könnte den Kindern etwas antun ...

Und in der Parallelhandlung, die 1923 spielt, vergnügt sich die verwöhnte Tochter eines stinkreichen Fabrikbesitzers mit einem naiven Steinmetz.

Viele viele Personen geben sich auf den ersten 150 Seiten ein Stelldichein und die Zusammenhänge erschließen sich zuweilen nicht unbedingt auf den ersten Blick. Dennoch ist der Roman ein Pageturner, von dem man nicht lassen mag.

Erica ist nicht die souveräne, schlaue Heldin der ersten Bände, sondern gefangen in den ersten anstrengenden Monaten der Mutterschaft. Stattdessen ist sie ausgelaugt, ausgesaugt, kaputt von viel zu wenig Schlaf und der andauernden Aufmerksamkeit, die so ein Baby einfordert.

Was bräuchte es mehr, um auf kurze, prägnante Weise die zuweilen zweifelhaften Freuden der Elternschaft plastisch zu machen? Und wie könnte man besser den Unterschied zwischen dieser Mutter verdeutlichen und jenen anderen Eltern, von denen hier die Rede ist?
Väter und Mütter von ehelichen Kindern ... unehelichen ... geknechteten ... ohne Liebe aufgewachsen oder von zu viel Liebe verwöhnt ... misshandelt ... missbraucht ...

Um sie, nur um sie geht es in diesem einerseits packenden, andererseits deprimierenden, aber auf jeder Seite unglaublich spannenden Roman.
Ein Roman, den man nur mit einem dreifachen Wow, wow, wow kommentieren kann - so logisch fügt sich am Ende alles zusammen und könnte nicht stimmiger sein.

Würde diese Autorin nicht freiwillig über die Ereignisse im idyllischen Fjällbacka schreiben - man müsste sie mit vorgehaltener Waffe dazu zwingen!

Miss Sophie