Das Buch direkt bei Amazon bestellen Peter Weidlich
Stärker als Rache

Verlag J. Neumann-Neudamm gebunden
ISBN 978-3-7888-1148-8

Als sein Vater bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt, ist die behütete Kindheit des naturverbundenen Mario abrupt zu Ende. Seine Mutter heiratet erneut und arbeitet hart, um sich und ihre Familie versorgen zu können.
Vom Stiefvater werden Mario und sein Bruder oft verprügelt. Der ehemals sehr gute Gymnasiast baut sowohl schulisch als auch menschlich ab. Er wird Mitglied in einer Gang, schlägt sich regelmäßig, fängt an zu stehlen und gilt allgemein als unberechenbar. Selbst auf der Hauptschule sind die Lehrer mit ihm überfordert.
Dann wird seine Mutter von ihrem zweiten Mann ermordet. Die Brüder werden getrennt. Mario kommt in das Heim von Wiegand und seiner Frau Gundi.
Hier werden die Kinder nicht von vorneherein als kriminell, böse und gefährlich abgestempelt. Jagd und Musik gehören zum pädagogischen Programm. Mario erfährt seit langem wieder Anerkennung und Aufmerksamkeit.
Langsam fasst er Vertrauen und öffnet sich seinen Mitmenschen. Doch die Wut auf den Mörder seiner Mutter, der sich immer noch auf der Flucht befindet und die Schuld, die er sich selbst für die Geschehnisse gibt, drohen immer wieder, ihn vollkommen zu vereinnahmen.

Rezension:
Peter Weidlich ist mit Sicherheit ein engagierter Pädagoge, der in seinem heilpädagogischen Kinderhaus "Drachenhaus" mit seinem erlebnispädagogischen Ansatz und dem deutschlandweit bekannten Hornbläser-Ensemble neue Wege ging und große Erfolge verzeichnete, wie sich den Berichten auf der Website entnehmen lässt.

Bewundernswert, wie dieser Mann, der selbst als Adoptivkind groß wurde, über die Musik und den engen Kontakt zur Natur einen Draht zu "seinen" Kindern finden und den Teufelskreis von problembehafteten Familienverhältnissen, Schulversagen "schlechten" Freunden und Drogen durchbrechen konnte.

Das schildert Weidlich sehr plastisch in den lose aneinander gereihten Episoden, aus denen "Stärker als Rache" besteht - doch leider liegt genau darin der Hase im Pfeffer: Was sich als Tatsachenbericht und anschauliches Beispiel für gelungene Erziehungsarbeit zwar manchmal etwas holprig, durch seine offensichtliche Authentizität aber insgesamt sehr herzerfrischend und anrührend liest, ist alles andere als ein "Kriminalroman".

Es gibt Tote, es gibt straffällig gewordene Jugendliche, es gibt Gewalt ... - aber das allein macht noch keinen Krimi.

Minutiös werden wichtige Ereignisse aus dem Leben der "Revita"-Gruppe (in der Weidlich seine "Petergogik" zur Anwendung brachte) nacherzählt: Eine Begegnung mit Altkanzler Kohl, Dreharbeiten des WDR für eine Doku über Heimkinder ...
Ergänzt werden diese autobiographischen Erlebnisse von seitenlangen Fachaufsätzen und -vorträgen zur Erlebnispädagogik, die sicherlich eine Leserschaft finden - jedoch nicht unter jenen Buchkäufern, die, irregeführt von Cover und Klappe, etwas völlig anderes erwarten.

Diplom-Sozialpädagoge Weidlich wäre besser beraten gewesen, seine Erinnerungen als solche gekennzeichnet und von einem guten Lektor behutsam bearbeitet, in einem komplett anderen Segment des Buchmarktes herauszugeben.

Miss Sophie