Das Buch direkt bei Amazon bestellen Edith Kneifl
Gnadenlos

21 Kriminalgeschichten aus 21 Jahren
milena TB
ISBN 978-3-85286-160-9

"Der Tote unter der Eiche geht mich eigentlich nichts an. Aber ich habe noch nie einen Toten gesehen. Also beuge ich mich über ihn, sehe ihm ins Gesicht, das im Schein der Bierreklame grünlich schimmert und überlege, ob ich ihm die Augen schließen soll. Er starrt mich so vorwurfsvoll an, mein toter Mann."

Rezension:
Edith Kneifl, die mit Kriminalromanen wie "Zwischen zwei Nächten" und "Kinder der Medusa" einem breiten Publikum bekannt wurde (Glauser-Preis u.a.), gewährt mit den 21 ausgewählten Kriminalgeschichten aus 21 Jahren einen vielschichtigen Blick auf Ihr literarisches Schaffen.
Viele dieser Geschichten sind klassische, psychologische Krimikurzgeschichten und dieses Genre beherrscht die Psychoanalytikerin Edith Kneifl meisterlich.
Im Mittelpunkt der meisten Geschichten stehen Frauen, einmal auf der Opferseite, dann wieder auf der Täterseite, wobei die Grenzen manchmal verschwimmend sind (und das Opfer zur Täterin wird).
"Belinda" erzählt eigentlich die Geschichte von Clair, einer herben Frau, die mit ihrer Freundin Belinda am Rande einer Wüste in den USA auf einer einsamen Tankstelle samt Schrottplatz zusammenlebt. Um das Geschäft mit verwertbaren Ersatzteilen ein wenig anzukurbeln, hilft sie manchmal bei Unfällen nach. Sei es an der Tankstelle, während sich der Fahrer mit Belinda vergnügt, oder nach bereits erfolgten Unfällen, wenn ein Unfallopfer hartnäckig überlebt hat.
Ganz anders mutet die Geschichte "Gänsehäufl" an, in der zwei ältere Damen sich um ihren Lieblingsplatz geprellt fühlen. Eine attraktive, junge Blondine schnappt den beiden regelmäßig und nahezu hämisch den schönsten Platz unter einer Trauerweide weg. Doch die beiden Frauen wissen sich zu helfen und lösen ihr Problem auf gnadenlose Weise. Eine gehörige Portion wienerischer Verhaltensweisen wird nebenbei mitgeliefert.
Edith Kneifl blickt in diesen kurzen Kriminalgeschichten oftmals tief in das Seelenleben ihrer Protagonistinnen und es ist nicht immer erfreulich, was dort zum Vorschein kommt.

Rudolf Kraus