Das Buch direkt bei Amazon bestellen James Sallis Bernd W. Holzrichter
Deine Augen hat der Tod

Original: Death Will Have Your Eyes
Aus dem Englischen von Bernd W. Holzrichter
Liebeskind gebunden
ISBN 978-3-935890-46-5

In seinem früheren Leben war David Agent einer Eliteeinheit, ein Killer im Auftrag des Staates. Nach dem Ende des Kalten Krieges hat er sich eine normale Existenz aufgebaut.
Doch als eines Nachts das Telefon klingelt, weiß er, dass man seiner eigenen Geschichte nicht entfliehen kann, egal wohin man geht.
Angeblich zieht ein ehemaliger Kamerad eine Blutspur durch Amerika, und nur David kann ihn zur Strecke bringen. Innerhalb von Stunden muss er alles hinter sich lassen, sein Zuhause, seine Frau, seine Zukunft.
Der gnadenlose Kampf mit einem Schatten beginnt und eine düstere Odyssee durch die Halbwelt Amerikas, wo Jäger zu Gejagten werden und der Feind zum eigenen Spiegelbild.

Rezension:
Eine Szene, von der bestimmt jeder von uns schon einmal geträumt hat: Was wäre wohl, wenn man den bösen Bösewichten auf der Strasse einmal so richtig heimleuchten könnte?
Genau das passiert zwei Handtaschenräubern im Park, die nicht wissen, wie ihnen geschieht, weil der Ex-Elitekiller, den sie fatalerweise überfallen wollen, seine Instinkte noch nicht verloren, seine Fähigkeiten noch nicht vergessen hat.

Der Mann heißt David und hält nicht (mehr) viel von Gewalt. Er ist zum Künstler geworden, schafft Skulpturen und liest Gedichte, seitdem er nicht mehr Identitäten wechselt wie andere Leute ihre Hemden und für die Regierung Menschen umbringt.

Als sie ihn zurückrufen, tut er, was ein Mann tun muss - aus einem ganz neuen Blickwinkel heraus jedoch und mit Gefühlen, die er früher nie hatte.
Und während David mit offensichtlichunbekanntem Ziel die Staaten durchquert, macht er viele Begegnungen ... Die einsame Kellnerin, der nie zuvor gesehene und doch so vertraute Hinterwäldler, den gedungenen Mörder, der nicht zum Zug kommt ...
Er wird beschossen und verfolgt - ohne dass deswegen Hektik ausbräche. Der gesamte Roman ist getragen von einer tiefen Ruhe, einem unsichtbaren Plan folgend.

Sallis schreibt poetisch und klar - sein elf Jahre alter Roman ist ein Werk alter Schule und doch erfrischend modern.
Da sitzt jeder Satz, jede Pointe zündet (wie etwa der im Plauderton geführte Dialog mit dem Mann, der ausgeschickt wurde, David zu töten), und die winzigkleinen Geschichten - Erinnerungen an sein früheres Leben, an Aufträge mit der Lizenz zum Töten, enthalten in 10 Zeilen mehr als andere Autoren in einem ganzen Roman unterbringen.

Vieles bleibt verborgen, geheimnisvoll, der eigenen Imagination überlassen, traurig, tragisch, melancholisch ... - aber auf jeden Fall mehr als "nur" ein Krimi und durchaus geeignet, öfter als einmal gelesen zu werden ...

Miss Sophie