Kate Pennington
Michaela Kolodziejcok
Charley Feather: Untergetaucht in den Straßen Londons
Original : Charley Feather
London, 1739.
Rezension:
Miss Sophie
Deutsch von Michaela Kolodziejcok
Dressler gebunden
ISBN: 978-3-7915-1604-2
(ab 10 Jahre)
Das Leben eines Straßenräubers ist gefährlich und die Strafen sind hart. So mancher Gauner ist schon am Galgen gelandet.
Hier lebt der junge Charley Feather, der sich einer berüchtigten Diebesbande angeschlossen hat - und eigentlich ein Mädchen ist, sich aber als Junge ausgibt, weil es so leichter ist sich durchzuschlagen.
Als Charley Zeugin eines Mordes wird, flieht sie gemeinsam mit dem Dieb Frenchy, der einen gefährlichen Brief bei sich führt. Verfolgt von der Polizei und dem Chef der Diebesbande, beschließt Charlie in den dunklen Gassen Londons unterzutauchen.
Doch die Gauner sind ihr auf der Spur ...
Den Auftakt bildet eine Szene, in deren Mittelpunkt eine Hinrichtung durch Erhängen steht und auch was danach kommt ist nicht ohne: Tod, Blut, eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Ganoven (Strauchdieben, Straßenräubern und Hehlern) in einer finsteren Spelunke ... und Charley ist immer mittenmang dabei.
Harter Tobak, diese Geschichte, die um 1739 spielt, und in deren Mittelpunkt unter anderen Kindern, die auf der Straße leben und stehlen, um nicht zu verhungern, die 14jährige Charlotte alias Charley steht.
Sie hat sich dieses Leben nicht ausgesucht, aber mittlerweile damit arrangiert - keine Frage also, dass sie flieht, bevor sie den Häschern in die Finger geraten kann, wodurch eine turbulente Reise beginnt.
Die Grenzen verwischen sich, es ist unklar, wer Feind ist und wer Freund - und mittendrin ein Mädchen, das zwar Gaunereien begeht, sich aber dennoch immer wieder bemüht, zu ihren Freunden zu stehen und nicht unnötig habgierig zu sein.
Spannend zu sehen, wie oftmals alle in der Bredouille sind, die sich in diesem Dunstkreis aufhalten, wenn sich Politik und organisierte Kriminalität verbinden.
Zuweilen ein wenig verwirrend ist der rasche Zeitenwechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, je nachdem welche dramaturgische Wendung die Szene nehmen soll.
Und immer wieder interessant zu sehen, wie Loyalität manchmal auch für Verbrecher mit der vielbesungenen Gaunerehre ein Fremdwort ist, während man sie manchmal dort findet, wo man sie am wenigsten erwartet.
Alles in allem ein packender historischer Roman mit einer glaubwürdigen Protagonistin mit Ecken und Kanten.