Das Buch direkt bei Amazon bestellen Lucie Klassen Lucie Flebbe
Der 13. Brief

(1. Band)
Grafit TB
ISBN 978-3-89425-349-3

Die 20-jährige Lila entscheidet sich zu einem radikalen Schnitt: Statt, wie von ihren Eltern gewünscht, ihr Jurastudium in Bielefeld anzutreten, steigt sie in Bochum aus dem Zug, um dort ein selbstbestimmtes Leben zu beginnen.
Mittels eines Tricks erschleicht sie sich bei Privatdetektiv Danner zunächst nur einen kostenlosen Schlafplatz, dann aber sogar einen Job.
Denn Danner, eigentlich ein notorischer Einzelgänger, steckt mit seinem jüngsten Fall in der Sackgasse: Die erst 16-jährige Eva hat in ihrer Schule Selbstmord begangen.
Im Auftrag seines Freundes Staschek, dessen Tochter mit der Toten befreundet war, soll Danner nun die Hintergründe ermitteln. Doch obwohl er sich als Sportlehrer in die Schule einschmuggeln konnte, findet er nichts über das Motiv des Freitods heraus.
Unversehens findet sich Lila auf der Schulbank wieder und nicht nur ihre Gefühlswelt gerät in Gefahr ...

Der Roman wurde mit dem "Friedrich-Glauser-Preis 2009 - Debut" ausgezeichnet.

Rezension:
Ein wenig erinnert die Ich-Erzählerin an "Alex", die junge Aushilfe im Antiquariat des Privatdetektivs Wilsberg.
Doch noch viel konsequenter als diese geht die unangepasste Lila mit der Schnodderschnauze ihren Weg: Zunächst lehnt sich die Oberstaatsanwaltstochter demonstrativ gegen ihre Eltern auf, die ihr trotz eines miserablen Abis einen Studienplatz "besorgt" haben und landet mit filmreifer Einlage, aber komplett abgebrannt in Bochum.

Wie in einer Abenteuergeschichte für große Mädchen ergattert diese moderne Pippi Langstrumpf mit einer Mischung aus Dreistigkeit und knallharten Lügen erst eine Unterkunft und dann gar einen Job als Undercover-Detektivin.
Und das gar bei einem äußerst attraktiven Kerl, wenn dieser auch nach außen hin eher von der Sorte "harte Schale" zu sein scheint.
Was jedoch andererseits den Lesespaß beträchtlich erhöht, liefern die beiden sich doch legendäre Wortgefechte.
Fürs "Herz" wiederum (und die Bratkartoffeln zur rechten Zeit) ist Kneipier Molle zuständig - genauso gemütlich wie sein Name, außer jemand (und sei es auch der von ihm sonst sehr geschätzte Untermieter-Detektiv Danner) tritt der jungen Lila zu nahe.

Mit all diesen liebenswerten, manchmal auch ein wenig schrägen Figuren nimmt die Story um den tragischen Tod der Schülerin Eva (Mord? Selbstmord? Ein Unfall?) ihren Verlauf - flüssig zu lesen, spannend und stets mit den passenden Dialogen zur rechten Zeit.
Doch nach und nach wird alles vielschichtiger - nicht nur die Figur Lila hat ihre ganz private Probleme zu bewältigen, auch die Ereignisse an der Schule bekommt mindestens eine weitere Dimension.

Was am Ende dabei herauskommt, wie die Geschichte in der Geschichte aufgedröselt, aufgelöst und in einem wirklich atemberaubend spannenden Finale zum Abschluss gebracht wird, das ist ganz großes Kino!

Und wo gerade die Leserin mittleren Alters am Anfang noch denkt: "Nochmal so jung sein und solche Chuzpe haben - das wär's!", da bleibt ihr das Schmunzeln über die Karate könnende Lila mit ihrem Fundus an stets passenden Klamotten im Halse stecken, so ergreifend sind die vielen erschütternden Familiengeschichten rund um desillusionierte Jugendliche, die eine "heile Welt" höchstens aus dem Fernsehen kennen - selbst wenn nach außen alles in Ordnung scheint.

Bei einem solchen Erstling ist unter Garantie noch Großes zu erwarten - den Namen "Lucie Klassen" sollte man sich daher auf jeden Fall gut merken!

Miss Sophie