Das Buch direkt bei Amazon bestellen Max Bronski
Schampanninger

(3. Band Wilhelm Gossec)
Kunstmann gebunden
ISBN 978-3-88897-523-3

München leuchtet in vorweihnachtlicher Pracht. Da gerät selbst der grantige bayerische Mensch in eine friedliche Adventsstimmung.
Auch Wilhelm Gossec ist festlich gestimmt, hat er doch für seinen Trödelladen ein paar gute Stücke ausfindig gemacht.
Auf dem Heimweg begegnet er einem weinenden Riesenmannsbild in Nikolauskluft. Man kennt sich. Es handelt sich um Vierthaler, den König der Penner, der von einem Altenstift zur Nikolausfeier gebucht wurde. Leider hat er auf dem Weg ein paar Gläschen getrunken, und jetzt weiß er nicht mehr weiter.
Gossec hat der Himmel geschickt, er muss diesen Job übernehmen. Nach kurzem Überlegen willigt er ein, und in diesem Moment ist der Advent für ihn gelaufen.
Der Ersatznikolaus wird in Bankraub, Kokainhandel und Spendenunterschlagung verwickelt, gerät ahnungslos in eine lebensbedrohliche Situation und ermittelt auf eigene Faust.
In sein Visier gerät schnell Berni Berghammer, Sternekoch, geschäftlicher Tausendsassa und skrupelloses Schlitzohr - Liebling der Münchner Schickeria.

Rezension:
Einerseits ist er ein Schlitzohr, der Gossec.
Ein Mann, der keinerlei Skrupel hat, diejenigen, die glauben, ihn bescheißen zu können, über den Tisch zu ziehen. Sich nicht scheut, auch mal ordentlich zuzulangen, wenn Worte allein nicht mehr wirken.
Und dann wieder ist er butterweich - hat ein Herz aus Gold für einen ehemaligen One Night Stand. Oder für den besoffenen Penner, für den er umständehalber den Job als Nikolaus übernimmt.

Doch zu gut zu sein zahlt sich auch für den Antiquitätenhändler nicht aus: Er landet bei Prominentenwirt BB und weil er es nicht lassen kann, seine Nase in allerlei hineinzustecken, was ihn nichts angeht, handelt Gossec sich eine gewaltige Abreibung ein, die ihn sogar ins Krankenhaus bringt.

Dann beginnt die Suche: Nach dem "Wer?", vor allem aber auch nach dem "Warum?".
Bei seinen Ermittlungen ist der trinkfeste Münchner nicht zimperlich: Den Job als Aushilfsgrüßaugust im Lodenjanker meistert er ebenso gut wie eine illegale nächtliche Durchsuchung im Büro seines Widersachers ...

Das Ende ist unerwartet - aber irgendwie doch nicht. Und im Grunde ist das auch völlig egal, denn es macht einfach Spaß und gute Laune, das Buch zu lesen.
Die Handlung ist spannend - vor allem aber ist es der unverstellte, analytische Blick auf die Isarmetropole und ihre Bewohner, die den Charme dieses Romans ausmacht. Die Uschis mit den reichen Ehemännern und ihrem Feriendomizil in Kitzbühl, die Firmeninhaber in ihren Kaschmir-Jacketts, die Penner am Lagerfeuer unter der Brücke, der biedere Bankräuber und nicht zu vergessen, der bajuwarische Polizist, der seine Leberkässemmel brüderlich mit dem mutmaßlichen Delinquenten teilt ...
Mit seinen genialen Bandwurmsätzen entlarvt er das Gutmenschentum und die Bussi-Bussi-Charity-Gesellschaft.

Dieser Gossec ist einer, den man gern als Freund hätte.
Im richtigen (manchmal auch falschen) Moment unerschrocken und zupackend. Schimpft vielleicht lautstark oder watscht (im wahrsten Sinne des Wortes) schon mal jemanden ab, der einen dummen Fehler gemacht hat.
Zögert andererseits aber auch nicht, sich bei der Hilfe für einen Kumpel in der Klemme die Hände dreckig zu machen, und erkämpft sich, wenn es sein muss, den Weg in die Freiheit mit einem Totschläger oder auch einer gefrorenen Schweinehaxe.

Nach völlig überraschenden Ereignissen schlägt das fulminante Finale jedoch alles Dagewesene - mit dem, was Bronski da auftischt, kann kein Actionkino, kein nervenzerfetzender Showdown mithalten. Das ist Rock'n'Roll pur, direkt von ganz unten, mitten auf die Zwölf!
Gossec rulez!

Miss Sophie