Elle Newmark
Karin Dufner
Der Granatapfeldieb
Original: The Book of Unholy Mischief
Venedig zur Zeit der Renaissance:
Rezension:
So geht sie los, die Geschichte von Luciano, dem Küchenjungen (und schon am Anfang kann sich der Leser dem Zauber der Erzählung nicht entziehen, die aufgrund der plastischen Beschreibung vom Treiben in der hochherrschaftlichen Küche auch bei vollem Magen den Wunsch nach etwas Essbarem aufkommen lässt.
Der im Bordell ausgesetzte und auf der Straße aufgewachsene Findling mit den vielen Talenten kommt mit 14 in den Dogenpalast und muss sich schon von Anfang an gegen allerlei Intrigen zur Wehr setzen. Gewitzt und durch seine Vergangenheit geschult, gelingt ihm das auch.
Seinen Mutterwitz kann er gut brauchen, der anstellige Junge, der sich im Handumdrehen die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben aneignet, denn bald ist er mitten drin in der Jagd nach dem "Buch". Jenem legendären, sagenumwobenen Traktat, das kraft seines Inhalts seinem Besitzer nicht nur Unsterblichkeit, die Offenbarung aller Geheimnisse der Alchimie und die Weltherrschaft, sondern auch die Erfüllung aller Wünsche garantiert ...
Schon seit Jahren geht dieses mächtige Gerücht um - kein Wunder also, dass buchstäblich alle auf der Suche nach dem "Buch" sind und auf seine Auffindung eine hohe Belohnung ausgesetzt ist.
Doch der Verbleib des Schriftstücks ist nicht Lucianos einziges Problem. Auch die Frage nach der eigenen Herkunft treibt den Knaben mit dem Muttermal um - wenn er nicht gerade völlig benebelt ist von seiner Verliebtheit in die Novizin Francesca ...
Das Geheimnis, dem er auf der Spur ist, ist jedoch viel viel größer, als er es sich jemals vorstellen könnte. Es geht um Politik, um Kirche, Gier nach Macht und darum, das Volk zu lehren, dass ein Wandel bevorsteht, dass das Wissen allen gehört und nicht für wenige Auserwählte reserviert ist. Skrupellos werden die beseitigt, die nicht auf der Seite der Mehrheit stehen - alle anderen müssen sehr klug und sehr verschwiegen sein ...
Ein Buch wie ein Renaissance-Bild: Opulent, grausam, bunt und ehrlich.
So atmosphärisch dicht sind die Beschreibungen der Lagunenstadt, dass jeder, der schon einmal dort war, vieles wiedererkennt, während sich der, der sie noch sah, unbekannterweise nach einem Besuch in Venedig sehnt.
Außerordentlich geeignet auch für junge Leser - drastisch und deutlich wird demonstriert, wie das Streben nach Macht und das Innehaben derselben sich auf die Menschen auswirkt.
Aber Achtung: Hände weg von diesem Buch, wenn Sie hungrig sind!
Miss Sophie
Deutsch von Karin Dufner
Droemer gebunden
ISBN 978-3426198629
In der Lagunenstadt ist so gut wie alles und jeder käuflich - bis auf Amato Ferraro, der gewitzte und rätselhafte Chefkoch des Dogen.
Der kleine Dieb Luciano wird Lehrling in seiner Küche, und ahnt nicht, in welch große Intrige er damit gerät:
Im Mittelpunkt steht ein geheimnisvolles Kochbuch, das nicht nur wegen seiner Rezepte von unschätzbarem Wert ist - denn hier soll das geheime Wissen aller Zeiten gesammelt sein.
Andere Zeiten - andere Sitten ... und daher stört sich niemand daran, dass ein gemeiner Bauer, beim Dogen von Venedig unerhörterweise zum Trinken und Essen geladen, an eben diesem elendiglich krepiert ...
Auch die anschaulichen Beschreibungen vom Leben auf der Straße, vom Zusammenhalt der Gefährten des Elends und davon, wie ein Kind ans andere seine Überlebenstipps weitergibt, lassen mit Sicherheit eindrucksvoller als jedes noch so ausführliche Geschichtsbuch eine längst vergangene Zeit vor den Augen der Leser wieder auferstehen.
Allein schon die Lektüre der Zubereitung der gefüllten Seebarben wird ungeahnte Begehrlichkeiten in Ihnen wecken und Sie werden verstehen, warum große Staatsmänner von jeher ihre Köche mit besonderer Sorgfalt auswählen und unter allen Umständen zu halten trachten ...