Das Buch direkt bei Amazon bestellen Karin Slaughter Klaus Berr
Zerstört

Originaltitel: Beyond Reach (USA) Skin Privilege (UK)
(6. Band Sara Linton)
Aus dem Amerikanischen von Klaus Berr
Blanvalet gebunden
ISBN: 978-3-7645-0265-2

Was nur hat Lena Adams veranlasst, nach Reese, in ihre Heimatstadt, zurückzukehren, an der sie beinahe zerbrochen wäre?
Sara Linton ist wütend. Ihr Mann, Chief Tolliver, lässt alles stehen und liegen, um Lena, seiner besten, aber gefährlich labilen Mitarbeiterin, die als Hauptverdächtige eines bizarren Mordes in Reese verhört wird, aus der Patsche zu helfen. Wieder einmal.
Dabei hätte Sara selbst jede Unterstützung gerade bitter nötig. Doch sie begleitet den Chief in eine Stadt, in der Gewalt, Drogen und Lügen so alltäglich sind, dass es selbst die beiden erfahrenen Ermittler schockiert.
Und einer scheint hinter den Kulissen die Fäden zu ziehen: Lenas Ex-Freund Ethan Green.
Seine Verbindungen reichen weit aus dem Gefängnis heraus - und weiter in ihr eigenes Leben hinein, als Sara und Jeffrey es sich in ihren schlimmsten Alpträumen hätten vorstellen können ...

Rezension:
Wenn Sie denken, Sie wüssten alles über Karin Slaughter und ihre Sara Linton-Reihe - vergessen Sie es! Es ist NICHTS im Vergleich mit diesem Roman!

Schon der Anfang macht den Leser sprachlos - muss er doch im ersten Kapitel miterleben wie Lena, die spröde Polizistin mit dem zutiefst verletzlichen Herzen, tatenlos Zeugin eines grauenvollen Verbrechens an einer unschuldigen Frau wird.

Doch statt ihren Chef und Freund Jeffery Tolliver um Hilfe zu bitten, tut sie alles, um ihn in Verlegenheit zu bringen und ihm Steine in den Weg zu legen.

Jeffs Ehefrau Sara, die ihn nolens volens begleitet, hat ganz andere Sorgen:
Ebenfalls ganz am Anfang des Buches ist sie Angeklagte einer Verhandlung, die es wahrlich in sich hat, mit schneidenden Fragen, die Sara so bloßstellen, dass sich auch der Leser beschmutzt fühlt - und das in einem Kunstfehlerprozess, der jede menschliche Grundlage entbehrt.
Geschickt gemacht übrigens, wie Slaughter die wichtigsten Eckdaten von Saras Vergangenheit (und damit die ersten Bände der Serie) dadurch präsentiert, dass sie sie immer wieder während der Gerichtsverhandlung zitieren lässt.

Bald jedoch treten Saras "altes Leben" als Kinderärztin und Klinikbesitzerin in den Hintergrund, denn in Reese, dem Ort, an dem alle Fäden zusammenlaufen, häufen sich die Leichen, weswegen der junge Sheriff gern ihre Dienste als Leichenbeschauer in Anspruch nimmt.

Schnell wird klar, dass es hier um viel Geld, um Drogengeschäfte, aber auch um rassistische Neonazis geht, um Gangs, die keine Gnade kennen.

Nichts ist behutsam, Karin Slaughter geht gleich und durchgehend in die Vollen, packt den Leser da, wo es wehtut.
Wo in vergangenen Bänden noch witzige Wortgefechte für temporäre und trügerische Entspannung sorgten, ist hier nur noch permanente Hochspannung pur.
Die Protagonisten leiden - nicht nur einmal, sondern immer und immer wieder - und der Leser mit ihnen.

Slaughters Figuren sind nicht edel, hilfreich und gut. Sie sind starrköpfig, wollen ihre Probleme ganz allein - und wenn es sein muss, auch mit Gewalt lösen (bestes Beispiel die flüchtige Lena, die immer wieder des Mordes verdächtigt wird).
Saras Handeln wiederum liegt keineswegs die Zuneigung zur jungen Mitarbeiterin ihres Mannes zugrunde, sondern einzig und allein die Sorge um eben diesen, den sie nicht alleine lassen möchte.
Jeffery schließlich ist in mancher Hinsicht einfach ein Mann, der eine Niederlage nicht verwinden und nicht nachgeben kann - auch wenn es zuweilen klüger wäre.

Zahlreiche Rückblenden enthalten auch für den Fan einige neue Informationen und Erinnerungen - vor allem über Lenas Vergangenheit, stellenweise Dreh- und Angelpunkt des ganzen Geschehens.
Die ínneren Konflikte der Protagonisten sind dabei oft mindestens ebenso bewegend wie das, was um sie herum passiert.

Und es passiert eine Menge - denn jedes Mal, wenn die Lösung nahe scheint, geraten Sara und ihre Freunde wieder in Schwierigkeiten, meist größer als zuvor.

Ein Buch wie ein Paukenschlag, das alles in den Schatten stellt, was Slaughter bisher über ihre Heldin Sara Linton geschrieben hat.

Miss Sophie