Das Buch direkt bei Amazon bestellen Nicola Förg
Tod auf der Piste

(1. Band Mangold/Reindl - Alpen-Krimi)
Piper TB
ISBN 978-3-492253895

Die Garmischer Kommissarin Irmi Mangold, die gerne mit der Motorsäge ins Holz fährt und auch mal im Stall ihres Bruders mithilft, und ihre junge Kollegin Kathi Reindl, alleinerziehende Mutter mit chronisch schlechtem Gewissen, haben diesmal eine besonders harte Nuss zu knacken.
Kurz vor Ende der Skisaison - im Tal ist längst Frühjahr - wird auf der Kandahar-Piste ein Toter gefunden, ermordet per Kopfschuss.
Das Merkwürdige daran: Der Mann trägt ein altmodisches Skioutfit mit einer WM-Startnummer von 1978. Weshalb musste er sterben? Und was hat es nur mit der seltsamen Montur auf sich?
Ausgerechnet beim Dirndlkauf stößt Irmi auf eine heiße Spur ...

Rezension:
Nein, diese beiden sind keine alpenländische Version von "Cagney und Lacey", dem amerikanischen Polizistinnenduo aus den Achtzigern.

Die 28jährige Tirolerin Kathi, die mit Mutter und Tochter zusammenlebt und schon mal politisch unkorrekt denkt und spricht, wenn sie von ihrer trotzenden Achtjährigen herausgefordert wird und auch im Job häufiger mal ordentlich daneben langt, weil sie kein Gespür für Zwischentöne hat.
Und die 50jährige Irmi, die (Kommissar Hofer von den "Rosenheim Cops" lässt grüßen) in ihrer "Freizeit" dem (ledigen) Bruder in seiner Landwirtschaft zur Hand geht, 1,80 groß, kräftig und tief drinnen doch ziemlich sensibel.

Dennoch ergänzen sie sich durchaus, bei der Suche nach dem Mörder von Ernst Buchwieser. Diesem Lehrer im Internat Ettal, so charismatisch wie fanatisch, mit ebenso vielen Anhängern wie Feinden unter Schülern, Vorgesetzten, alten Freunden und der Prominenz des Ortes.
Für die Natur hat er sich engagiert - und gegen die WM 2011.
Motive für seinen Tod gibt es genug: romantische Verstrickungen, wirtschaftliche Hintergründe, aber auch Animositäten aus längst vergangenen Zeiten und aktuelle Einflussnahme auf die ihn verehrenden Schüler.

Viel Lokalkolorit enthält der spannenden Roman, der immer wieder einer gewissen Komik nicht entbehrt - etwa wenn es um den Schutz von wandernden Kröten auf höchst ungewöhnlichen Wegen geht oder darum, wie die Ermittlungsarbeiten gehörig durch die Tatsache erleichtert werden, dass einer der Beamten mit dem halben Ort verwandt oder verschwägert oder zumindest früher zur Schule gegangen ist und sich somit stets relativ unbürokratisch aus informellen Quellen schöpfen lässt.

Doch trotz des großzügigen Einsatzes von Dialekt in den Dialogen bleibt die Tragik des Geschehens erhalten, das Gefühl, am Ende vor viel zu vielen Verlierern zu stehen.
Die Protagonistinnen haben ihre Ecken und Kanten - zwar bemühen sie sich redlich um angemessenes Verhalten, schießen aber doch immer wieder übers Ziel hinaus.
Das macht sie nicht nur menschlich, sondern auch um einiges glaubhafter als rundherum perfekte 08/15-Kommissarinnen.
Zusätzlich lässt es viel Raum für weitere Entwicklungen in künftigen Bänden - man darf also gespannt sein, wie es weitergehen wird mit der spröden Irmi und Kathi mit der Tätowierung am verlängerten Rücken ...

Miss Sophie