Das Buch direkt bei Amazon bestellen Christian Böhm
Tod am Inn

Ein Fall für Watzmann - 2. Band
Piper TB
ISBN: 9783492051750

Provinzdetektiv Johann Maria Watzmann ist keinesfalls untätig. Gepflegt genießt er seine Terrasse über den Dächern von Wasserburg am Inn - mit ausreichend Brunello im Glas und den Koloraturen der Netrebko im Hintergrund.
Nebenbei gibt er beim Theatersommer den Tybalt in "Romeo und Julia".
Daher ist er direkt vor Ort, als das weltberühmte Liebespaar bei der Premiere den Bühnentod stirbt. An sich nichts Außergewöhnliches, nur dass die Liebenden hier wirklich das Zeitliche segnen.
Mord oder Selbstmord - das ist hier die Frage.
Die Antwort interessiert Watzmann zuerst nicht. Doch dann erhält er ein unmoralisches Angebot und nimmt die Ermittlungen auf, die ihn bis in die bayerische Landeshauptstadt und, so hofft er, zu den Festspielen nach Salzburg führen.

Rezension:
Watzmanns zweiter Fall. Und auch dieser führt den sympathischen Detektiv tief in seine oberbayerische Heimat Wasserburg. Zwei ungewöhnliche Todesfälle beschäftigen den Sherlock der Provinz. Spektakulär sterben Romeo und Julia, bzw. natürlich deren Darsteller auf der Wasserburg'schen Bühne.

Watzmann ist live dabei, er spielt in der Aufführung den Tybalt. Obwohl auch schon getötet, zwar nur auf den Brettern die die Welt bedeuten, eilt der Detektiv auf die Bühne, als zum Schlussvorhang die beiden Hauptdarsteller nicht mehr aufstehen.

Mord oder Selbstmord - diese Frage stellen sich nicht nur die ermittelnden Kriminalbeamten sondern auch das Detektivteam, das Watzmann um sich geschart hat.

Der Detektiv reift, nicht nur in der Geschichte. Die Persönlichkeit des Wasserburgers gewinnt an Tiefe, einzelne Figuren werden dem Leser von Seite zu Seite sympathischer.

Doch auch in der Sprache gab es eine Weiterentwicklung des Autors. Erinnerte der erste Roman "Löwenjagd" stark an Wolf Haas, finden sich im neuesten Werk nur noch vereinzelt Anlehnungen an den österreichischen Autor. Der übrigens, so verriet Christian Böhm in einem persönlichen Gespräch, sein erklärter Lieblingsschriftsteller ist.

Doch zurück zu "Tod am Inn".
Mit welchem Ermittler lässt sich Watzmann nun am besten vergleichen?
Insgesamt ist die Figur wohl eine Mischung aus Detektiv Brenner, wenn auch nicht so abgewrackt, Brunetti, wenn auch nicht so charismatisch und Kluftinger, wenn auch nicht so kultig.

Angenehm geschrieben, spannend und mit viel Lokalkolorit, ohne zu übertreiben.
Alles in allem eine gute Unterhaltung und für Oberbayern oder Urlauber fast Pflichtlektüre.
Auch wenn der Autor fast kein Klischee auslässt und ausführliche Schilderungen des schönen Wasserburg im Landkreis Rosenheim liefert, lässt sich der Roman durchaus ohne bayerische Vorkenntnisse angenehm lesen. Und auch die 60 km entfernte "Weltstadt mit Herz" bekommt in diesem Buch eine Nebenrolle, wenn auch nur in Form einer Trabantensiedlung.

Luggi