Andreas Laudan
Pharmakos
Thriller
Deutschland 2019: Der Sozialstaat steht kurz vor dem Zusammenbruch.
Rezension:
Das Szenario an sich ist spannend, und außerdem kreativ umgesetzt.
Im Buch hingegen schluckt Volker jede Stunde ein Aspirin und benutzt das Ergometer im Fitnessraum des futuristischen Zuges, den der Flüchtling benutzt.
Ins Groteske verzerrt, so überspitzt ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt, in den Sozialstationen und Krankenhäusern dargestellt.
Alles in allem ein Debüt mit vielen guten Ansätzen, weswegen man auch auf das nächste Buch des Autors gespannt sein darf.
Miss Sophie
dtv TB
ISBN 978-3-423-21139-0
Eine inoffizielle Organisation hat begonnen, angebliche Sozialschmarotzer zu töten. Der ehemalige Kundenberater Volker Kühn wird im Krankenhaus zum Opfer dieser "Behandlung".
Als er erfährt, dass er nur noch wenige Stunden zu leben hat, flüchtet er und versucht - verfolgt von den Agenten des mörderischen Systems -, die ungeheuerliche Wahrheit publik zu machen.
Ein Mann, durch dessen Adern ein tödliches Gift rinnt, dem nur 12 Stunden bleiben, um ein Gegenmittel zu finden oder der Welt vor seinem Tod seine Geschichte zu erzählen ...
Ein Mann, der ständig in Bewegung bleiben muss, will er nicht elendiglich krepieren.
Und ein dunkler Drahtzieher hinter allem, der eine Vernichtung im großen Stil plant, die nur durch eine einzelne Person vereitelt werden kann - unseren Helden.
Schade nur, dass zeitnah zum Erscheinen des Buches ein Action-Film mit ähnlichem Tenor zahlreiche Zuschauer in seinen Bann zog.
Auch dort: Ein tödlicher Cocktail in einer Blutbahn, das den Vergifteten schon bald um die Ecke bringen wird, findet er kein Gegenmittel.
Die erste Maßnahme: Immer in Bewegung bleiben und möglichst viel körpereigenes Adrenalin produzieren.
Nur dass im nämlichen Film Autos in belebten Indoor-Einkaufstempeln Rolltreppen rauf- und runterfahren, der Protagonist, um gefühlsmäßig am oberen Limit zu bleiben, auch schon mal ein paar Leute umpustet oder mit einer Frau wilden leidenschaftlichen Sex hat.
Natürlich gehen auch bald Dinge zu Bruch, es gibt atemlose Verfolgungsjagden und ein paar der "Bösen" überleben die 250 Seiten nicht.
Leider funktioniert es so nicht, wirkt immer einen Tacken zu überladen, diese gar nicht "schöne" neue Welt im Jahr 2019.
Dabei ist das Thema durchaus brisant und aktuell - gerade in einer Zeit, in der immer mehr Menschen ihren Job verlieren, die Krankenkassen und Ärzte sich über Honorarhöhen nicht einigen können und eine wachsende Anzahl von Familien auf staatliche Unterstützung angewiesen ist.
Und immer häufiger auch die Forderung nach "verhaltensabhängigen" Leistungen der Krankenkassen - Abstriche bei der Kostenübernahme für Raucher, Trinker und Extremsportler. Wer selbst riskant leben möchte, soll die Gefahren dabei nicht auf die anderen Beitragszahler abwälzen können.
Nett die mollige Reporterin und ihr Kollege, ganz großes Kino die Gang von Jugendlichen, die später im Roman mehr als ihre "15 Minuten Berühmtheim" erlangen darf.