Das Buch direkt bei Amazon bestellen Sara Gruen Eva Kemper
Wasser für die Elefanten

Original: Water for Elephants
Aus dem Amerikanischen von Eva Kemper
rororo TB
ISBN 978-3-499-24845-0

Letztes Jahr in Chicago:
Der über 90-jährige Jacob Jankowski beobachtet, wie ein Zirkus seine Zelte aufschlägt.
In ihm werden Erinnerungen an eine Zeit wach, die die beste und die schlimmste seines Lebens war ...

Siebzig Jahre zuvor:
Jacob steht nach dem Unfalltod seiner Eltern vor dem Nichts.
Verzweifelt springt er auf irgendeinen Zug auf - und landet bei Benzinis spektakulärster Show der Welt, einem drittklassigen Wanderzirkus.
Unter Artisten, menschlichen Kuriositäten, den überall hinter den Kulissen schuftenden Arbeitern und den wunderbaren Tieren der Menagerie findet Jacob rasch Freunde.
Und bald verliert er auch sein Herz: an die zauberhafte Dressurreiterin Marlena - und fast gleichermaßen an Rosie, eine reizende, verfressene Elefantendame, die hartnäckig jedes Kunststück verweigert.
Leider ist Rosies Sturheit in den Hungerzeiten der Großen Depression ein echtes Problem - wenn auch kein so großes wie Marlenas gefährlich eifersüchtiger Ehemann.

Letztes Jahr in Chicago:
Ein sehr alter Mann beschließt, noch einmal in den Zirkus zu gehen - und ein neues Abenteuer beginnt ...

Rezension:
Es geht um Mord - oder doch nicht ...?
Um Menschen, die anderen aus reiner Geldgier und/oder krankhafter Eifersucht das Leben nicht nur zur Hölle machen, sondern ihnen dieses Leben ohne Skrupel nehmen.
Vor allem aber geht es um Jacob - der jetzt, mit seinen 93 Jahren, an den Rollstuhl gefesselt, seine Vergangenheit noch einmal Revue passieren lässt.
Eine Vergangenheit, die es in der Tat in sich hat!

Denn dass der Junge mit den polnischen Wurzeln mitten in der Weltwirtschaftskrise beim Zirkus landet, ist vor allem Zufall - und nicht, wie bei so vielen, der Wunsch zu einer aufregenden, bunten Welt zu gehören und dort Abenteuer zu erleben.
Diesen verklärten Blick hat Jacob nicht - und wird ihn erst recht nicht bekommen, nachdem er Bekanntschaft mit dem Alltagsleben dort geschlossen hat.

Faszinierend auf der einen Seite, aber auch schockierend - vor allem ob der Grausamkeiten gegenüber Mensch und Tier, die der junge Mann einfach nur mit ansehen muss, ohne etwas dagegen machen zu können, weil ihm die Kraft oder die Mittel oder auch der Mut fehlen.

Der Direktor drangsaliert seine Artisten und Arbeiter bis aufs Blut - sichert ihnen aber andererseits so das Überleben, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Zirkussen, die er sich dann für kleines Geld unter den Nagel reißt, um sofort alles, außer den großen Attraktionen abzustoßen.

Doch gerade sein Verhalten fördert jenes viel beschworene Gemeinschaftsgefühl, die Hilfsbereitschaft untereinander - und eine Fülle von ausgeklügelten Ideen, wenn die Schwächeren sich verbünden, um die anderen auszutricksen.

In Zeitsprüngen kehr Jacob immer wieder in die Realität seines Pflegeheims zurück, was der Spannung und auch der Dichte der Erzählung keinen Abbruch tut, ganz im Gegenteil.

Das Ende ist ebenso unerwartet wie kraftvoll, poetisch und tröstlich und ein bisschen phantastisch.
Wie das ganze Buch eben ...

Miss Sophie