Das Buch direkt bei Amazon bestellen Andreas Izquierdo Angela Eßer
München Blutrot

Kölnisch-Preußische Lektoratsanstalt TB
ISBN 978-3-94061007-2

Wieder haben Deutschlands beste Krimiautoren zugeschlagen:
In Giesing, im Westend oder in der City. Einfach überall. In der Weltstadt mit Herz türmen sich die Leichen.
Die Bestsellerautoren Iny Lorentz und Andrea Maria Schenkel haben die Messer gewetzt. Friedrich-Glauser-Preisträger Stefan Slupetzky und die Träger des Deutschen Krimipreises Friedrich Ani und Jörg Juretzka haben die Lunten gelegt. Die Krimispezialistinnen Henrike Heiland, Sandra Niermeyer und Angela Esser die Pumpgun geladen. Die Münchner Killer Michael Rossié, Heidi Rehn, Beatrix Mannel die Axt geschwungen. Sir-Walter-Scott-Preisträger Andreas Izquierdo und Marlowe-Preisträger Roger Fiedler im Giftschränkchen gewühlt. Und zum Schluss haben die Thrillerspezialisten U.A.O. Heinlein, Zoe Beck und Carsten Sebastian Henn sie alle beerdigt.
Illustrationen: Antje Stockmann.
Mit einem Vorwort von Ottfried Fischer.

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Rezension:
Köln hat den Anfang gemacht, nun ist München dran!
Systematisch nehmen Angela Esser und Andreas Izquierdo mit ihren mörderischen Kollegen die großen deutschen Städte in Besitz - wobei jeder fast zweieinhalb Tote produziert ... ;-) (rein statistisch gesehen).

Selten allerdings ist dies in einer Anthologie so meisterhaft und mit einer Vielzahl von hochklassigen Geschichten geschehen, weswegen das rote Buch besondere Aufmerksamkeit verdient!
Auch wenn (oder gerade weil?!) sich hier bekannte und beliebte Münchner Lokalitäten mit außerordentlich finsteren Gestalten und perfiden Taten geschmeidig zusammenfinden.

Wie etwa bei Sandra Niermeyer, die in 'Mea Culpa' eine brillante und sehr gemeine Geschichte über eine selbsternannte Paarberaterin zum besten gibt, deren Ausführungen über die (ganzheitliche) Vergangenheit ihrer Klienten erst diese, dann sie selbst in Teufels Küche bringen.

Ganz anders, aber nicht weniger gelungen, die Schilderung von Heidi Rehn, bei der in ‚Acht gegen Acht' mitten in der Blüte der Pestepidemie (1634) ein Rächer unterwegs ist. In gerade mal 10 Seiten zeichnet die gebürtige Rheinländerin mit unglaublich viel Herzblut das Bild einer unbarmherzigen Realität mit marodierenden Schweden, feisten Ratsherrn, verzweifelten Dorfbewohnern - so intensiv ist die Geschichte, dass man beim Lesen fast weinen möchte.

Dieses Gefühl wandelt sich allerdings schnell, gelangt man zu Andreas Izquierdos ‚Einladung'. Zunächst läuft zwar nicht nur dem abgebrannten, hungrigen Ich-Erzähler, der so unerwartet zu einem wahrhaft fürstlichen Essen gekommen ist, bei den Schilderungen der aufgefahrenen Köstlichkeiten das Wasser im Munde zusammen, sondern auch dem Leser. Der dann allerdings den Moment preist, da er NICHT zum Kühlschrank gegangen ist, um die erweckten Gelüste zu stillen ... - denn nach einiger Zeit wird es unappetitlich, aber so richtig! Am Ende möchte man sich einfach nur noch schütteln - und sehr gut überlegen, ob es wohl schlau wäre, sich von diesem Mann zum Essen einladen zu lassen ... ;-) Wobei ... wenn er dabei Geschichten erzählt, dann würde man es sich vielleicht noch mal überlegen ...

Gut, dass man HIER nicht lange nachdenken muss: Da geht man doch lieber mit Henrike Heiland in den "Einser", wo in Form eines Kammerspiels mit verteilten Rollen die Nachfahren von Baby Schimmerlos und Konsorten zum Einsatz kommen, um mit Hilfe einer Klofrau einen ‚Konkurrenzausschluss' der ganz besonderen Art zu betreiben.

Da wo Heiland (übrigens in Mundart) gewitzte Helden zum Einsatz kommen lässt, ruft Beatrix Mannel richtig fiese Typen auf den Plan. Die Wendungen, die das ‚Fensterln' in der gleichnamigen Geschichte nimmt, als aberwitzig zu bezeichnen, wäre noch viel zu wenig. Aber wer könnte sich nur ansatzweise Gedanken über die Folgen machen, wenn er so einen nackten TV-Gucker im Nebenhaus beobachtet ...

Friedrich Ani hingegen zeigt in ‚Killing Giesing III', was passiert, wenn einer Pläne schmiedet für krumme Dinger, die jedoch noch viel schiefer laufen, wenn jeder jeden anschmiert. Das hat Witz und Charme und irgendwie freut sich der Leser, dass am Ende doch der Underdog siegt.

Echte Gewinner gibt es wiederum bei Angela Essers um ‚6 Uhr 23...' leider genau gar keine. Sondern nur die tragische Schilderung dessen, was passiert, wenn die Krise richtig heftig zuschlägt, dabei die Existenz einer gutbürgerlichen Familie vernichtet und eine Katastrophe im großen Stil in Gang setzt. Der Kloß im Hals ist dabei vorprogrammiert ...

Gut, dass die bitterböse Satire von Zoe Beck dazu ein "erholsames" (wenn auch nicht weniger blutrünstiges) Gegenstück bildet. Absolut zeitgemäß wird in ‚Draußen' in Form eines E-Mail-Wechsels erzählt, welche explosive Mischung entsteht, wenn eine agoraphobische Frau, ein Gerüst und eine erholungsbedürftige Therapeutin aufeinandertreffen ... Klasse, klasse, klasse.

Summa summarum enthält das blutrote Buch, dessen Cover Programm ist, alles, was das Herz des Krimifans erfreut: Schwarzhumorige Geschichten ebenso wie Miniaturkrimis in Reinkultur, und Tiefgang gibt es außerdem!
Dabei das Pünktchen auf dem "i", nämlich richtig pfiffig, absolut passend zu den Geschichten, bitterböse und pointiert zugleich, sind die Illustrationen von Antje Stockmann.

Bleibt als Wertung nur zu sagen:
Gut gemacht!
Weiter so!

Miss Sophie