Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jutta Mehler
Saure Milch

(1. Band Fanni Rot)
Niederbayern Krimi
Emons TB
ISBN 978-3-89705-688-6

Kochen, putzen, Müll trennen: So verbringt Fanni Rot seit dreißig Jahren ihre Tage und ist zufrieden.
Auch als sie in ihrem Garten eine Leiche findet, hackt Fanni zunächst weiter Zwiebeln, rührt Hefeteig und bügelt die Hemden ihres Mannes.
Doch immer aufdringlicher meldet sich der Gedanke, dass die Polizei womöglich den Falschen verhaften könnte.
Fanni beginnt nachzugrübeln. Und dann zu ermitteln...

Rezension:
Was haben sich die Leute das Maul zerrissen, als der tumbe Benedikt Klein mit einer tschechischen Ehefrau (angeblich vom Straßenstrich) wiederkam. Dabei war sie fleißig und anstellig. Und nun liegt die Mirza mit eingeschlagenem Schädel in Fannis Garten. Erlenweiler steht Kopf und Fanni muss ran.

Man fühlt sich gleich zu Hause, beim Lesen und kann sich die Bürger des kleinen Ortes leibhaftig vorstellen. Wie hier getuschelt, da getratscht wird. Wie jeder scheinheilige Nachbar dem anderen in den Kochtopf gucken kann und alles kommentiert werden muss, in erster Linie natürlich das, was "anders" ist: Minirock, lackierte Fußnägel und Odeur de Kuhstall - wie soll das auch zusammengehen? Und wenn es dann wider Erwarten funktioniert, dann ist da immer noch der böse Schwiegervater, der die junge Frau schikaniert, wo er nur kann. Nur schade, dass Fanni das ganz anders sieht.

Autorin Mehler hat einen hervorragenden Blick dafür, wo es wirklich weh tut - und genau in diese Wunde legt sie den Zeigefinger!

Doch was da immer wieder leichtfüßig und voller Humor daherkommt, wird bald von einem bitteren Beigeschmack begleitet: Denn die couragierte Heldin ist keine Frau, die aus gepflegter Langeweile die niederbayerische Miss Marple gibt, sondern sie ist eine von jenen bedauernswerten Mittfünfzigerinnen, die das Schicksal mit einem bigotten, homophoben Vereinsmeier-Ehemann geschlagen hat, der sie auf die Rolle des Dummchens vom Dienst reduziert, das nicht einmal vernünftig Auto fahren kann.

Ein hartes Los für eine wie die Fanni, mit wachem Blick und klarem Verstand, die als junge Biologiestudentin große Träume hatte - bis sie durch die Schwangerschaft mit Zwillingen zu einer kompletten Änderung ihrer Lebensplanung gezwungen wurde.
Gut nur, dass Tochter Leni, die Biologin und Sohn Leo, der Physiker und Mathematiker, Verständnis für ihre Mutter und deren Wunsch nach Anerkennung haben - ganz im Gegensatz zur zweiten Tochter, der 26jährigen Vera, die mit ihren beiden Kindern und dem Bank-Filialleitergatten am Rhein sitzt und bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach der elterlichen Unterstützung schreit - ohne andere als die eigenen Befindlichkeiten zu sehen.

Wen wundert es also, dass Fanni nicht nur das Rätsel um die erschlagene Tschechin lösen, sondern vor allem die Gelegenheit zum Austausch mit Kommissar Johann Sprudel von der Kripo Straubing nutzen will, der trotz der nahenden Pensionierung attraktiv und aufmerksam genug ist, um in Fanni bestimmte Saiten zum Klingen zu bringen. Zumal er sie nicht nur ernst nimmt, sondern sich wirklich sorgt, als Fanni (mehr als einmal) in echte Gefahr gerät, weil sie der Wahrheit offensichtlich zu nahe geraten ist...

Amüsante, spannende, leichte Lektüre mit kritischen Untertönen - lesenswert!

Miss Sophie

 

Gastrezension(en):


Name: Christina Arbinger
Email: arbinger.armin@arcor.de
Datum: 9.3.2010 (22:24)

Sehr geehrte Frau Mehler, ich habe heute einen Auschnitt Ihres Romans, Saure Milch, im Bayerwald-Boten gelesen. Ihre Schilderung, Charakterisierung des Falles Anna kreutzer, hat mich sehr schockiert: ein Flittchen, das jeder Kneipenwirt in Regen kannte und schon einmal abgeschleppt hat. Annettes Familie hat damals eine schwere Zeit durch gemacht. Täglich gingen die Kriminaler ein und aus, und kamen zu keinem Resultat. Erst 15 jahre später konnte der Mörder überführt werden. Die Ungewissheit in diesen Jahren muß lähmend gewesen sein.Annettes Mutter hat immer gesagt, erst dann bin ich zufrieden, wenn der Mörder unserer Tochter gefasst ist. Ich kenne die Familie Kreutzer, mit Annette bin ich zur Schule gegangen. Aufopfernd hat sich Annettes Mutter um Ihren pflegebedürftigen Mann gekümmert, und jetzt um Ihre Mutter. So wie Sie den grauenvollen Mord an Annette schildern, so wie Sie Ihre Lebensweise verwerfen, so wie Sie Ihren Charakter beschmutzen, so hat es die Familie Kreuzer nicht verdient. Das ganze Dorf - March ist über die unsensible und rücksichtslose Berichterstattung in Aufregung.