Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jochen Schmidt
Gangster, Opfer, Detektive

Eine Typengeschichte des Kriminalromans
Kbv gebunden
ISBN 978-3940077691

Seit seiner Erstauflage im Jahr 1989 gilt dieses Buch als unübertroffenes Standardwerk, das durch profunde Sachkenntnis aller Typen des Kriminalromans besticht. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich viel getan im Genre, ist der Kriminalroman gar zum "Gesellschaftsroman unserer Zeit" herangewachsen.
Nun hat Jochen Schmidt erneut Resümée gezogen und hat sein epochemachendes Werk auf den doppelten Umfang von stolzen 1150 Seiten heranwachsen lassen!

Niemand hat sich je zuvor und auch nicht danach in solch lockerem, spritzigem Stil mit ausnahmslos jedem wichtigen Autor und jeder herausragenden Autorin der Kriminalliteratur beschäftigt und in durchaus amüsanten Essays internationale Schriftsteller und ihre Ermittler vorgestellt.

Fesselnd und fundiert analysiert Schmidt und beweist dabei seine Fähigkeit, Wichtiges vom Unwichtigen zu trennen, und so erhält man mit jedem Kapitel dieses Werks durchaus auch das Urteil des versierten Kritikers.
Was Schmidt in "Gangster, Opfer, Detektive" vermittelt, geht weit über das Vermögen herkömmlicher Krimilexika hinaus. Von den "Hartgesottenen Amerikanern", denen er sich aus besonderer Vorliebe ausführlich widmet, über die "Snobs", die "Sadisten und Killer" bis hin zum "Mord auf weichen Pfoten" entgeht ihm keine Strömung und keine Mode, lässt er keinen Flecken der Erde kriminalliterarisch unentdeckt.

Von Edgar Allan Poe bis Kinky Friedman, von Georges Simenon bis Patricia Cornwell, von Dorothy L. Sayers bis Jacques Berndorf - Jochen Schmidt hat den weiten Kosmos der Kriminalliteratur bis in den hintersten Winkel erforscht.

Rezension:
Was für ein Schatz (kästlein), dieses Füllhorn an Information zum Thema Krimi!

Jeder, der sich auch nur ein wenig mit der Materie befasst (und sei es als aufmerksamer Leser von Feuilleton-Rezensionen), weiß um die Vielzahl von Neuerscheinungen im Krimibereich - Tendenz steigend ...
Wie sollte man da auch nur ansatzweise eine Orientierung haben - bei all den Trends, Genres und Autoren?
Wer kann sie alle kennen, die Vachss, Hiaasens, Landsdales, Connellys, Cruz Smiths, Satterthwaites, Mullers, Dahls, Nabbs, Francis, Cornwells, Pirinccis, die Robinsons, Kerrs, Baxts, van Guliks, Hillermanns, Izzos, Manzonis, Markaris, Nesbos, Toes, Daschkowas, Okers, Gurs, Meyers, Paudras, Vittachis, Fox, Browns, Eislers und nicht zu vergessen, die -kys, Rodrians, Bottinis, Berndorfs, Kehrers, Anis, Geiers, Haas, Steinfests, Suters und Schlinks ....?

Nun, einen gibt es, der das seit Jahren systematisch praktiziert. Und zwar mit großem persönlichen Einsatz (denn die vielen vielen Werke wollen ja zumindest angelesen werden!)
Und zum Glück seiner Leser auch andere daran teilhaben lässt!

Wir sprechen übrigens von DEM Mann, der bereits Mitte der Sechziger in der FAZ eine Lanze für 007 brach, sich Mitte der Achtziger traute, einem Verleger zu sagen, dass er sein Werk so oder gar nicht publiziert sehen wollte und zwanzig Jahre später ein komplettes Drittel der mehr als 1100 Seiten seines Kompendiums komplett neu, sowie ein weiteres Drittel überarbeitet vorlegt.

Anschaulich und verständlich, aber fundiert und stets mit zahlreichen Sekundärquellen und umfangreichen Buchzitaten / Leseproben untermauert erläutert Schmidt die Entwicklungsgeschichte der Gattung und stellt sodann alles vor, was Rang und Namen hat.

Bei Edgar Allan Poe fängt er an - und hört bei Bernhard Schlink nur deswegen auf, weil irgendwann einmal Schluss sein muss (vor allem, wenn man die 1000 Seiten bereits überschritten hat).

Klug und durch seine 40jährige Erfahrung ebenso kompetent wie souverän führt der Meister durch die Genres - lässt dabei aber keine Zweifel an seiner höchst persönlichen Meinung (die etwa besagt, dass er Agatha Christie nicht für würdig hält, in die Ehrengalerie der wirklich bedeutenden Krimi-Autoren aufgenommen zu werden).

Immer stellt Schmidt erst den Autor, dann seine (Serien-)Figuren sehr pointiert vor, reißt die grobe Entwicklung des Helden quer durch die Einzelbände an und geht auch sehr dezidiert auf den Inhalt ein. Von daher, Achtung! Die Lektüre ist definitiv nichts für alle, die den Spoiler, also die Enthüllung fürchten. Denn da, wo es zur Erläuterung nötig ist, enthüllt Schmidt nicht nur den Täter, sondern auch Methode und Ablauf des Verbrechens.

Wie man sich dem Buch nähert ist eigentlich egal:
Ob nach geographischen Gesichtspunkten (die hartgesottenen Amerikaner, Teil 4, sind in nicht weniger als 19 Unterpunkte aufgeteilt - von a) "Boston" bis s) "Heute hier, morgen da"), oder nach "Berufsbildern" (da gibt es nicht nur Privatdetektive, "Marlowes Töchter" bzw. "Marlowes europäischen Neffen" sondern auch Polizisten - korrupt, charmant-witzig oder in Schweden lebend - Außenseiter, Psychopathen, Tiere, ‚Politiker und nicht zu vergessen, die kirchlichen Verschwörer ...
Natürlich kann man auch auf die Suche nach den eigenen Lieblingsautoren gehen und nachprüfen, ob man tatsächlich sein Gesamtwerk gelesen hat ...

Es wäre sicherlich vermessen, zu sagen, dass der Krimifreund das, was NICHT im "Großen Schmidt" steht, auch nicht wissen muss.
Dazu ist das Geschäft einfach zu schnelllebig, sind die Produktionszeiten eines solchen Schmökers einfach zu lange, die Kosten für einen so umfangreichen Titel insgesamt zu hoch (an dieser Stelle sei ausdrücklich dem Verleger ein großes Lob ausgesprochen, der mit der Veröffentlichung eines solch bombastischen Werkes offenen Auges und wie es scheint, voller Überzeugung und Begeisterung, die riskante Herausforderung annimmt, vor der mehr als ein großer Verlag zurückgeschreckt sind).

Aber was der über 70jährige Journalist Schmidt hier - nach der Erstauflage 1989 - zum zweiten Mal akribisch zusammengetragen hat, verdient allerhöchstes Lob, Anerkennung und sollte definitiv in keiner Krimi-Sammlung fehlen, die diesen Namen verdienen will!

Miss Sophie