Das Buch direkt bei Amazon bestellen Nina Schindler
Das Cape aus rotem Samt

Schatzinsel TB
ISBN 978-3-596-80889-2
(ab 10 Jahren)

Bremen um die Jahrhundertwende:
Dreizehn Jahre lang hat Marguerite das Leben einer reichen Bremer Kaufmannstochter geführt. Über Nacht verliert sie alles, was sie liebt: ihre Eltern, ihr Zuhause und ihre beste Freundin.
Allein und mittellos muss Marguerite schuften, bis ihr die Finger bluten.
Als sie zufällig mitbekommt, dass die Tochter des Konsuls entführt werden soll, will sie sie warnen. Eingehüllt in ein Cape aus rotem Samt wird Marguerite mit ihr verwechselt und selbst entführt. In letzter Sekunde gelingt ihr die Flucht.

Rezension:
12 Jahre ist die kleine Bremerin Marguérite alt - und fühlt sich wie in einem permanenten Alptraum. Nach dem Schock, kurz vorher innerhalb von 3 Wochen aufgrund einer Diphterie-Erkrankung beide Eltern verloren zu haben, stellt sie fest, komplett verarmt zu sein.
Alle früheren Freunde wenden sich ab - offensichtlich hat ihr wohlhabender Vater Schulden gemacht.
Doch damit nicht genug: Onkel und Tante, die sie aufnehmen, sehen in dem Mädchen, das eigentlich für die höhere Töchterschule vorgesehen war, eine billige Arbeitskraft für ihre drittklassige Kneipe.
Bis ihre Hände bluten, muss sie schuften!

Der einzige, der ihr das ungewohnte Leben ein wenig erklärt und erleichtert, ist Jörn, der aus dem Waisenhaus entflohene Rotschopf.

Doch das Aufregendste steht dem Mädchen noch bevor: Es wird entführt!

Weit gefehlt, wer da glaubt, ihre Abenteuer seien damit zu Ende - hat das Schicksal doch noch so manch anderen Ort und diverse ungewohnte Tätigkeiten für das Kind vorgesehen, bis es gemeinsam mit alten und neuen Freunden einer fiesen Verbrecherbande das Handwerk legt.

Geschickt lässt Schindler die Vergangenheit des Mädchens durch kurze Rückblenden in die Geschichte einfließen.
Plastisch schildert sie die Unterschiede, die es zwischen Arm und Reich in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts gab:
Kaum ist die Schulpflicht erfüllt (etwa im Alter von 12 Jahren) müssen die Jugendlichen mit ihrer Hände Arbeit Geld verdienen. Bad und WC gibt es nur in reichen Häusern, die anderen waschen sich mit kaltem Wasser aus der Pumpe und benutzen den Abtritt im Hof. In einem Waisenhaus zu leben ist wenig besser als auf der Straße: Zu essen gibt es nur für jene, die sich ihren Anteil (und mehr) durch schiere Körperkraft erkämpfen und geheizt wird auch nicht.

Atmosphärisch dicht und neben der unterhaltsamen und wirklich spannenden Handlung sehr gut geeignet, um sich ein Bild von den Lebensumständen jener Zeit zu machen.

Miss Sophie