Das Buch direkt bei Amazon bestellen Helmut Barz
Westend Blues

Ein Katharina-Klein-Krimi aus Frankfurt am Main
(1. Band)
Sutton Verlag TB
ISBN 978-3-86680-484-5

Eigentlich hat Katharina Klein, Hauptkommissarin bei der Frankfurter Kriminalpolizei, genug eigene Probleme: In einer eskalierten Polizeiaktion wurde ihr Partner getötet; und sie selbst hat zwei Menschen erschossen.

Doch als ihre Nachbarin ermordet wird, muss Katharina deren Tochter, die vierjährige, altkluge Laura, bei sich aufnehmen; und bald schon setzt die Kommissarin alles daran, das Versprechen, das sie dem kleinen Mädchen gibt, einzulösen und den Mörder von Lauras Mutter zu finden.

Unerwartete Hilfe erhält Katharina durch den arroganten, undurchsichtigen und leider viel zu attraktiven Gerichtsmediziner Andreas Amendt - mit dem sie mehr verbindet, als gut für sie ist.

Aber alles zu seiner Zeit:
Erst muss sie Laura noch in den Kindergarten bringen ...

Katharina Klein liebt Oldtimer, Waffen und Zeichentrickfilme. Und sie hasst Morde:
Um die Schuldigen zu überführen, riskiert sie, wenn nötig, Kopf und Kragen. "Westend Blues" ist ihr erster Fall.

Mehr zum Autor und seinem Roman unter: www.westendblues.de.

Der Roman wurde mit dem „Bloody Cover 2010“ – 1. Platz ausgezeichnet.

Rezension:
Sex mit Handschellen gleich auf der ersten Seite - na das kann ja heiter werden ...

Wird es auch.
Außerdem noch abgrundtief spannend, vollgepackt mit Action, einer großzügigen Prise Erotik, Ironie, dabei aber auch was fürs Herz und fürs Hirn - denn als die Dinge langsam Konturen annehmen, wird klar, dass das Feld der Reproduktionsmedizin eine ganz gewichtige Rolle im Ganzen spielt.

Doch eins nach dem anderen:
Die halb-koreanische Protagonistin, 33 Jahre alt, zierlich, durch vielfältige (kampf-) sportliche Aktivitäten gestählt, ist mächtig aus dem Gleichgewicht gebracht: Bei einer Schießerei starb ihr Partner und sie schaltete die Verbrecher auf ihre ganz eigene Art aus. Nun hat sie ein Problem - es steht Aussage gegen Aussage, und es sind politische Seilschaften im Spiel, die Katharina Kleins Lage nicht wirklich verbessern.

Trotz aller Sympathien, die ihr Chef der jungen Frau, die als Teenager auf schreckliche Weise ihre gesamte Familie verlor, entgegenbringt, muss er sie suspendieren.
Was günstig und ungünstig zugleich ist:
Hat sich doch in unmittelbarer Nähe der Polizistin mit Prädikatsexamen und Sonderausbildung beim FBI in Quantico ein tragischer Unglücksfall ereignet, bei der die Nachbarin zu Tode kam, die nun ein kleines Mädchen hinterlässt, das übergangsweise betreut werden muss.

Klar, dass die im Umgang mit Kindern eher ungeübte Katharina sich erst ziert, dann aber die Rolle der Ersatz-Mutter ganz grandios ausfüllt.
Auch klar, dass sie sich von der Suspendierung nicht davon abhalten lässt, im Leben der Nachbarin herumzuschnüffeln, um deren Tod aufzuklären.
Und noch viel klarer, dass sie es nicht allein tut, sondern von vielfältiger Seite unterstützt wird.

Dort, in dem Mikrokosmos der sie umgebenden Figuren, steckt wohl das größte Kapital und Potential der geplanten Reihe, die eigentlich direkt ins Fernsehen gehört.

Zunächst ist die Heldin eine Art tragische Wonderwoman mit einer Vielzahl erstaunlicher Fähigkeiten:
Am Schießeisen besser als Calamity Jane, kann die fast semiprofessionelle Pokerspielerin natürlich auch mit Butterfly Messer, japanischen Wurfsternen und dem (zusammen mit der omnipräsenten Digicam) stets in ihrer Tasche befindlichen Einbruchswerkzeug umgehen. Ihren aufgemotzten Mini hat die Hobby-Autoschrauberin selbst restauriert und auch als Computer-Hackerin macht sie sich einigermaßen gut (wenn auch nicht so perfekt, dass sie da nicht eine Ergänzung brauchen könnte - praktischerweise im Verlauf der Handlung in Gestalt eines jungen Nachwuchstalents mit kriminalistischen Ambitionen auch direkt gefunden).
Im zwischenmenschlichen Bereich und vor allem der Liebe ist für die Zeichentrickfilmsammlerin jedoch noch viel zu tun ...

Wie gut also, dass es da IHN gibt:
Den Neurologen und Gerichtsmediziner Dr. Andreas Amendt. Der deutlich jünger aussehende Enddreißiger mit geheimnisumwobener Vergangenheit gilt unter den Studenten als harter Hund und hat sich bei einigen seiner Kollegen durch kontroverse Autopsieberichte so unbeliebt gemacht, dass auch er suspendiert wird.

Was liegt also näher, dass die beiden sich verbünden, um gemeinsam zwei Todesfälle aufzuklären, von denen jeder für einen der Protagonisten von großer persönlicher Bedeutung ist?!

Schnell steigen in die Ermittlungsarbeiten zahlreiche schillernde (Neben-)-Figuren ein:
- Katharinas Pate, seines Zeichens Frankfurter Unterweltkönig im horizontalen und Zocker-Gewerbe (mit Drogen und Waffen jedoch hat er nichts am Hut), sowie die zu ihrem Schutz abgestellten Leibwächter (von denen einer - als Abschluss seines im Knast aufgenommenen Philosophie-Fernstudiums - gerade an seiner Promotion arbeitet)
- Andreas Mentoren - ein steinreicher Professor und eine ehemalige Jazzsängerin mit eigener Kneipe
- diverse den beiden wohlgesonnene Spezialisten aus Politik, Staatsanwaltschaft, Polizei und Ärzteschaft

Diese werden kontinuierlich behindert von "normalen" Kriminellen, suspekten Subjekten unter den Medizinern, sowie intriganten und vor keiner Gemeinheit zurückschreckenden Karrieristen aus den eigenen Reihen.

Wer natürlich auch vorkommt - wie könnte man sie auch in Mainhatten außen vor lassen?! - sind typische Vertreter der schönen bunten Werbewelt und Vorzeige-Eltern mit nach außen hin biologisch-dynamisch-wertvoller Fassade.

Alles was passiert ist spektakulär:
Es geht um große Gefühle, dramatische Ereignisse, immer wieder werden die Hauptfiguren mit unerwarteten Wendungen in äußerste Lebensgefahr gebracht, der sie nur in letzter Sekunde entrinnen können.
Eine spektakuläre Gerichts-Szene fehlt ebenso wenig wie eine aus dem Ärmel geschüttelte Werbekampagne. Und es bilden sich innerhalb des Ermittlungsapparates - durch alle Sachgebiete hindurch - Allianzen, die bis zum atemberaubenden Showdown immer wieder ihre Tragfähigkeit unter Beweis stellen müssen ...
Nicht zu vergessen, dass sämtliche weiblichen Protagonistinnen (egal ob Polizistinnen, Ärztinnen, Juristinnen) stets schwarze Luxus-Dessous tragen ... (die Handschrift des männlichen Autors lässt sich hier kaum verleugnen).

Doch ist der Unterhaltungswert dieses wortgewordenen Comics auf fast 400 Seiten einfach grandios.
Die Protagonistin ist genau so, wie sich die Leserin insgeheim wünscht zu sein:
Tough, unabhängig, in jeder Hinsicht schlag-fertig, und doch nie gefeit vor einem Ohnmachtsanfall, wenn die Gefühle bis ins Mark getroffen werden. Perfekt, wenn dann im entscheidenden Moment immer zwei starken Männerarme zur Stelle sind, um den Sturz abzufangen ...
Die Zwiesprache mit der toten Schwester passt ebenso ins Bild wie die überaus menschlichen, aber im entscheidenden Moment knallharten Bodyguards.
Und über allem schweben immer wieder melancholische Jazz-Klänge ...

Vieles in WestEnd Blues ist extrem überzogen - doch was schadet das?
Autor Barz, der vom Theater kommt und in Werbung und Kommunikation macht, schafft seinen Lesern (denn auch Männer kommen in diesem Mix aus Action und Humor definitiv nicht zu kurz!) eine eskapistische Oase, die sie nach der atemlosen Lektüre garantiert nur mit großem Bedauern wieder verlassen.
Bleibt die Hoffnung, dass es nicht für allzu lang sein wird - angesichts des Cliffhangers am Ende des Romans ...

Miss Sophie