Das Buch direkt bei Amazon bestellen Stieg Larsson Wibke Kuhn
Verblendung - DVD

Originaltitel: Män Som Hatar Kvinnor (Millennium 1)
Aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn
Warner Home Video
EAN: 5051890011404

DVD: Single Disc
Inhalt: Hauptfilm, Trailer VERDAMMNIS (Milennium Trilogie Teil 2, Kinostart Feb. 2010), Interviews mit Noomi Rapace und Michael Nyqvist (ca. 25 Min.)
Länge: ca. 147 Min.
FSK: 16

An seinem 82. Geburtstag erhält der einflussreiche Industrielle Henrik Vanger per Post anonym ein Geschenk. Das Paket enthält eine gepresste Blüte hinter Glas, genau wie in den 43 Jahren zuvor. Vangers Lieblingsnichte Harriet hatte ihm 1958 zum ersten Mal dieses Geschenk gemacht, doch dann verschwand sie spurlos. Ihr Leichnam wurde nie gefunden.
In einer letzten Anstrengung beschließt Vanger herauszufinden, was dem geliebten Mädchen tatsächlich zustieß.
Er engagiert den Journalisten Mikael Blomkvist, der, getarnt als Biograf, bald auf erste Spuren stößt.
Unterstützt wird er von der jungen Ermittlerin Lisbeth Salander, einem virtuosen Computergenie mit messerscharfem Verstand.
Je tiefer Blomkvist und Salander in der Vangerschen Familiengeschichte graben, desto grauenvoller sind ihre Enthüllungen.

Ein Muss für alle Fans sind folgende Seiten bei Facebook sowie Youtube .

Rezension:
Seine ,Millennium-Trilogie' machte Stieg Larsson zu einem der populärsten und erfolgreichsten Autoren der vergangenen Jahre.
Millionen Menschen weltweit wollten seine düsteren und unglaublich spannenden Geschichten lesen. Die Verfilmung der Romane (Kinostart VERDAMMNIS: Februar 2010 und VERGEBUNG: Juni 2010) scheint also nur eine logische Konsequenz.
Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen!
Und - nur am Rande: Ca. 650.000 Kinobesucher wollten es auch sehen - der Rest wird nun wohl mit dieser DVD auf seine Kosten kommen.

Ganz nah am Buch ist in VERBLENDUNG nicht nur die Eröffnungsszene, in der auch die mit dem Roman nicht vertrauten Zuschauer schnell und präzise erfassen, wer dieser Mikael, genannt auch "Kalle" Blomkvist (Michael Nyqvist) eigentlich ist.
Nämlich einer, der sich der Wahrheit verschrieben hat, jegliche Mauschelei und Korruption aufs Schärfste verurteilt und für das, was er glaubt, auch bereit ist, ins Gefängnis zu gehen.

Die da auftreten sind keine jungen, hippen Protagonisten, sondern Mittfünfziger, denen man ihr Alter auch ansieht. Die aber trotzdem (oder gerade deswegen?) als Typen überzeugen, die alles andere als Abziehbilder sind.

Und während die Handlung, umrahmt von einer unfassbar schönen Winterlandschaft, wie es sie wohl fast nur im Norden Europas geben kann, ihren Gang nimmt, warten alle, die das Buch verschlungen haben, mit angehaltenem Atem auf "SIE".

Lisbeth Salander (Noomi Rapace) - immer wieder (nicht zuletzt durch die unschwer auszumachende Anlehnung an Eva-Lotte Lisander, tatkräftige und unerschrockene Mitstreiterin von Kalle Blomquist in den gleichnamigen Astrid Lindgren-Kinderkrimis) als "moderne Pippi Langstrumpf" bezeichnet.
Eine zutiefst traumatisierte junge Frau, zwanzig Jahre jünger als die männliche Hauptfigur, mit dem Aussehen einer "anorektischen Vierzehnjährigen", in ihrem Inneren ausgesprochen verletzlich, nach außen hin jedoch knallhart.

Viele haben sich gefragt, ob es möglich ist, dieser Figur ein passendes Gesicht zu geben, ihrem Charakter gerecht zu werden, die Verletzungen zu zeigen, die dieses Mädchen zu dem gemacht haben, was sie ist: Eine kompromisslose Rächerin - nicht nur für das ihr selbst widerfahrene Unrecht.

Die gute Nachricht:
Alles ist stimmig und passt.

Natürlich mag der eine oder andere sich "die Lisbeth" anders vorgestellt haben - ist das nicht immer so bei Verfilmungen im Vergleich zum eigenen "Kopfkino"?
Doch schon nach wenigen Minuten wird klar, dass sie gar nicht anders sein kann, diese gepiercte Kettenraucherin, die allein schon durch ihre hektischen Bewegungen ihr Innerstes bis zu einem gewissen Grad nach außen trägt.
Einen größeren Kontrast zwischen dieser Frau, die so offensichtlich von ihren eigenen Dämonen gejagt wird und Mikael mit seinem zerfurchten, zerklüfteten Gesicht könnte es kaum geben, ist doch immer wieder zu spüren, wie der Vollblutjournalist trotz aller äußeren Widrigkeiten in sich ruht.

Die Ereignisse die den beiden Protagonisten im Verlauf der Handlung zustoßen, sind (wie jeder Larsson-Leser nur zu gut weiß) nichts für zarte Gemüter.
Der Film wird dem zum Glück gerecht - ein Verzicht auf bestimmte Szenen ist nachgerade unmöglich.
Dennoch sind die Bilder von Misshandlung und Tod immer nur Mittel zum Zweck, nie wird der Zuschauer mit Gewalt ob der Gewalt Willen konfrontiert.
Und dann gibt es da ja immer wieder die großartigen und eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen, immer auf den Punkt passend zur Handlung ...

Ein paar Handlungsstränge (vor allem auf der Beziehungsebene) sind (notgedrungen) unter den Tisch gefallen, was dem Film aber nicht wirklich schadet.
Unterm Strich bleiben 152 Minuten Hochspannung, sowie der Wunsch, jetzt sofort den zweiten und am besten auch gleich den dritten Teil sehen zu können ...
Um die Wartezeit zu verkürzen, könnte man die Bücher ja noch mal lesen ...

Ausgesprochen interessant ist das Bonus-Material - Interviews mit den Schauspielern Noomi Rapace und Michael Nyqvist.
Wenn Letzterer die Faszination an den Larsson-Romanen unter anderem daran festmacht, dass die Protagonisten genau drei Dinge brauchen, um die Welt zu verändern: Eine Stift, ein Handy und einen Computer, dann stellt man schnell fest, dass er damit im Grunde den Nagel auf den Kopf getroffen hat.
Besonders sympathisch die Tatsache, dass für Nyqvist die besondere Herausforderung beim Spielen dieser Rolle darin bestand, kein "typischer" (Action-) Held zu sein, der schnelle Autos fährt und mit der Pistole hantiert, sondern stattdessen ein einfühlsamer Frauenversteher (der dennoch Schlag bei den Damen hat).

Ganz anders seine Partnerin, Noomi Rapace. Als Lisbeth kommt ihr eine Rolle zu, von der sie nie gedacht hätte, dass man sie ihr jemals geben würde - hielt sie sich doch selbst für zu "girlie-haft" oder "süß". Dieser Aussage glaubt man aufs Wort - aber nur/erst dann, wenn man sie im Interview sieht - ein Unterschied wie Tag und Nacht zwischen der mädchenhaften Noomi und der dramatisch geschminkten, extrem gepiercten Protagonistin der Millenium-Trilogie.
Der Einsatz, den sie bringen musste, war hoch: Sechs Monate Kick-Boxen und Thai-Boxen trainieren, den Motorradführerschein machen, sich piercen lassen und den eigenen Körper durch eine Spezialdiät umzuformen, um damit dem Bild der eher androgynen Heldin besser zu entsprechen.
Allerdings: Die Bewegungen der kräftigen Hände sind bei beiden gleich und lassen auf den Zuschauer eine ganze Bilderflut einströmen ...

Unterm Strich ist diese DVD also auch für den, der den Film bereits gesehen hat, unbedingt ein Gewinn.

Miss Sophie