Das Buch direkt bei Amazon bestellen Krischan Koch
Flucht übers Watt

Dtv TB
ISBN 978-3-423-21140-6

Kunststudent Harry Oldenburg will endlich etwas gegen die chronische Ebbe in seiner Kasse unternehmen und klaut vier Gemälde von Emil Nolde aus dem Museum in Seebüll.
Mit der Beute in der Plastiktüte flüchtet er nach Amrum, um dort erst mal unterzutauchen. Doch in der herbstlichen Inselidylle sieht sich Harry bald von neugierigen Einheimischen und lästigen Touristen bedrängt.
So schnell er die unbequemen Verfolger auch loswird, so schwierig gestaltet sich deren Entsorgung. Vom Leuchtturm gestürzte Urlauberinnen fallen eben auch in der Nebensaison auf.
Harry wird das Pflaster auf Amrum zu heiß.
Bei seiner dramatischen Flucht über die Inseln muss er eines der Gemälde zurücklassen. Achtzehn Jahre später kehrt er nach Amrum zurück, um die Spur des Nolde-Bildes wieder aufzunehmen ...

Rezension:
Möglicherweise schätzen die Fachleute in den Verlagsetagen, die sich den lieben langen Tag Gedanken machen, wie sie Bücher an Leser bringen, einen Buchtitel, der Programm ist: Flucht übers Watt.

Die Rezensentin mag es nicht so gern, beim Blick auf den Buchdeckel mehr zu erfahren als die zarte Andeutung dessen, was die Lektüre später für sie bereit hält.
Wer aber den Titel umgehend aus seinem Gedächtnis löscht, den erwartet auf den 299 Seiten des Erstlingskrimis von Krischan Koch mehr als eine kurzweilige Schilderung des gar nicht geruhsamen Alltags auf der Nordseeinsel Amrum.

Die Hauptfigur Harry Oldenburg ist kein Held, Harry ist ein Loser, ein Schluffen, der aber mit einer gehörigen Portion krimineller Energie endlich zu Geld kommen will.
Koch inszeniert um seinen ulkigen Protagonisten ein vergnügliches Katz-und-Maus-Spiel. Es treten auf: eine ewig zu spät kommende Polizei, eine kabbeligen Herbstsee und gemeine Mitwisser mit zu viel Alkohol im Blut.
Dass dabei manches Klischee gegenüber friesischer Maulfaulheit und Heimatliebe bedient wird, stört bei dieser nostalgischen Wiederbeschwörung der späten Achtzigerjahre fast gar nicht.
Wie dann schließlich aus einer Provinzposse doch noch tödlicher Ernst wurde und alles, aber auch alles komplett anders kam, als man dachte, das schildert zum Schluss der Rückblick aus der Jetztzeit.

Autor Koch zieht sein Fazit:
Alle, aber ausnahmslos alle, wollen betuppt sein, und sie lassen es sich eine Stange Geld kosten ;o).

Christabel