Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jan Seghers Matthias Altenburg
Partitur des Todes

(3. Band)
rororo TB
ISBN 978-3-499-24281-6

Sechzig Jahre lang glaubte Georges Hofmann, alles hinter sich gelassen zu haben. Bis man ihm einen geheimnisvollen Umschlag übergibt. Darauf der Name seines Vaters und das Wort "Auschwitz".
Wenige Tage später sterben fünf Menschen auf einem Schiff am Mainufer, und eine Journalistin verschwindet - in ihrem Besitz eine verschollen geglaubte Partitur.
Und dann taucht ein Mann auf, den alle für tot hielten. Georges ahnt, dass es an der Zeit ist, nach Deutschland zurückzukehren ...

Rezension:
Alles beginnt in Paris, im Jahr 2005 ... - oder doch viel früher, als die Eltern von Georg, beide Juden, 1941 deportiert werden?
Denn das Vermächtnis seines Vaters an den ehemaligen Revuetheaterbesitzer, mittlerweile Mitte 70, ist ein Umschlag mit der Partitur einer unentdeckten Operette von Jacques Offenbach. Mit diesem Original reist eine TV-Journalistin zu Nachforschungszwecken nach Frankfurt und das Unheil nimmt seinen Lauf ...

Ortswechsel:
Hauptkommissar Robert Marthaler und sein Team haben einen neuen Chef. Oder besser "ChefIN".
Die Leitung der beiden Mordkommissionen liegt nun in den Händen von Charlotte von Wangenheim, Jahrgang 73, unkonventionelle Überfliegerin mit einem Faible für mittelprächtige Witze.
Ihren Leuten allerdings lässt sie weitgehend freie Hand und stärkt ihnen auch in zweifelhaften Situationen den Rücken.

Das ist auch nötig, denn Marthaler ist keiner, der den Mund hält, wenn er das Gefühl hat, da solle etwas etwa aus politischen Gründen unter den Tisch gekehrt werden - auch dann nicht, wenn der Innenminister selbst sich einmischt.
Dass er sich damit auf dünnes Eis begibt, ist nur logische Konsequenz - und es hilft überhaupt nicht, dass Robert im Umgang mit Verdächtigen, die sich verdächtig benehmen, alles andere als zimperlich ist ...

Seiner Laune nicht zuträglich sind auch die private und beruflichen beziehungstechnischen Spannungen:
Mit Freundin Tereza, der Prager Kunsthistorikerin, läuft nicht alles rund und auch im Team rappelt es, weil Marthalers Mannschaft nach dem Fünffachmord Superbulle Oliver Frantisek vom LKA zugeteilt wurde.
Als allerdings klar wird, dass die verschwundene Journalistin möglicherweise noch lebt, sind alle froh um die Verstärkung und Olivers internationale Beziehungen ...

Seghers schreibt nicht nur spannend, seine Figuren - jede einzelne - besitzen enorme Tiefe. Auch deswegen, weil ihr Privatleben nicht ausgespart wird, weil sie im Lauf der Handlung immer wieder Freude - und Leid erfahren. Seghers Charaktere machen Fehler, sind manchmal unbeherrscht, preschen im Alleingang vor ... - auf der anderen Seite sind sie gerade dadurch authentisch, glaubwürdig und bleiben dem Leser unvergesslich.

Der Krimi ist vielschichtig, die Wendungen originell, das Ende höchst unerwartet.
Alles in allem: Spannende Unterhaltung auf höchstem Niveau, durch die sich der Kreis der Marthaler-Fans mit Sicherheit erweitern wird.

Miss Sophie