Das Buch direkt bei Amazon bestellen Max Bronski
Nackige Engel

(4. Band Wilhelm Gossec)
Kunstmann gebunden
ISBN 978-3-88897-644-5

Gossec, der grantige Trödler mit dem untrüglichen Gefühl für Gerechtigkeit, will nach einer durch etliche Biere beflügelten Diskussion seinem Freund Julius beweisen, dass der Münchner heute genauso anfällig ist für den "Führer" wie einst. Er greift in seinen Klamottenfundus, verkleidet sich und zieht los.
Eine Schnapsidee, leider mit höchst problematischen Folgen. Er trifft auf eine Mahnwache von Neonazis und rettet sich nur mit Mühe. Am Tag danach muss er in der Zeitung lesen, dass seine Aktion einem bekannten Kabarettisten in die Schuhe geschoben wird und die Neonazis Vergeltung geschworen haben.
Gossec fühlt sich miserabel. Er trifft den Kabarettisten, will die Sache aufklären. Der aber ist eher amüsiert und hat nichts dagegen, mit dieser Aktion identifiziert zu werden. Ein paar Tage später ruft er Gossec an, anscheinend wird er doch bedroht.
Kurz darauf ist er tot.
Und Gossec findet sich bewusstlos in dessen Wohnung wieder.

Rezension:
Gossec ist wieder da!
Obwohl der selbsternannte Antiquitätenhändler eigentlich wissen sollte, was passiert, wenn er unter nicht unerheblichen Alkoholeinfluss Ideen hat und diese auch noch realisiert, kann er es wieder nicht lassen.
Diesmal greift er zu drastischen Maßnahmen um seinen Freund Julius etwas zu beweisen. Ob München wohl noch immer anfällig ist für braunes Gedankengut? Flugs eine Wehrmachtsuniform angezogen, einen kleinen Bart ins Gesicht gemalt und raus ins Schlachthofviertel. Dass er auf eine neonazistische Mahnwache trifft, blöder Zufall!

Doch als dieser Auftritt einem bekannten Kabarettisten in die Schuhe geschoben wird, keimt bei Gossec das schlechte Gewissen auf. Er trifft sich mit ihm und will reinen Tisch machen. Doch nach dem freundschaftlichen Friedensgespräch dauert es nicht mehr lange und der Kabarettist ist tot, ermordet!

Als Gossec zu ermitteln beginnt, stößt er auf eine mutmaßliche bayerische Geheimloge, die ihre Mitglieder aus allerhöchsten Kreisen bezieht.
Doch auch davon lässt sich der Trödler nicht schrecken und stochert im Trüben, bis sich die Nebelschwaden aus seinen grauen Zellen verziehen.

Gossec und Bronski wieder in Geberlaune.
Ein Krimi, der nahtlos an die bereits erschienen Bücher der Serie anknüpft und dessen Qualität sich vor den Vorgängern absolut nicht verstecken muss.
Der kauzige Hobby-Ermittler aus dem Schlachthofviertel brilliert mit verwirrenden Gedankengängen, die in ihrer endgültigen Klarheit den Leser oftmals die wahre Gesellschaft vor Augen führen.

Wieder sticht er in ein altbekanntes Thema, aber in einer Art, in der nur Bronski erzählen kann. Dass Bayern schon mal Probleme mit Amigos hatte, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Wurde dieser Sumpf aber 1993 wirklich ausgetrocknet? Oder wird fleißig hinter biederen Fassaden weiter gemauschelt?

Gossec zeigt eine mögliche Variante, bei der sich wie immer Sprachwitz, Spannung und unnachahmlicher bayerischer Humor zu einem Spitzenprodukt paaren.

Ein Buch, das - obwohl schnell gelesen - lange im Gedächtnis bleibt und dessen Charme man sich einfach nicht entziehen kann und will.
Danke Gossec! Danke Bronski!

Luggi