Das Buch direkt bei Amazon bestellen Lucie Flebbe
Hämatom

(2. Band)
Grafit TB
ISBN 978-3-89425-367-7

"Mein Name ist Lila Ziegler, ich habe mindestens zwei verschiedene Aufputschmittel und jede Menge Alkohol zu mir genommen ..."

Lila Ziegler macht mal wieder keine halben Sachen. Nachdem sie zwei Wochen daran gearbeitet hat, ihren Beziehungsschmerz zu betäuben, begibt sie sich in eine Klinik zur Entgiftung.
Dort fällt ihr eine Putzfrau auf, deren Arm ein auffälliges Hämatom ziert. Nur ein paar Tage später wird Lila Zeugin, wie die junge Frau an einem Herzinfarkt stirbt.
Lilas Neugier ist geweckt: War das wirklich ein natürlicher Tod? Dreist bewirbt sie sich auf die frei gewordene Stelle der Abteilungsleitung in der Putzkolonne und bald bietet sich ihr ein sehr widersprüchliches Bild von der Verstorbenen: liebevolle Mutter oder nymphomanisches Flittchen? Hilfsbereite Kollegin oder karrieresüchtige Zicke?
Als Privatdetektiv Ben Danner in der Klinik auftaucht, muss sich Lila endlich ihm und ihrer eigenen Geschichte stellen. Gleichzeitig kristallisiert sich ein handfestes Motiv für einen Mord heraus ...

Rezension:
Erst Schulmädchen-Detektivin (im ersten Band "Der 13. Brief"), dann aus Liebeskummer kompletter Absturz (mit viel Alkohol, Sex, Drogen) gefolgt von der Selbsteinweisung ins Krankenhaus - und nun ist Lila Ziegler Leiterin des Reinigungstrupps eines großen Bochumer Krankenhauses.

Ganz schön luftig, was Lucie Flebbe ihrer Protagonistin da zumutet, aber ganz schön schön für den Leser, denn der ist von der ersten Seite an so fasziniert, dass er nicht mehr aufhören kann, weiter in diesen sonderbaren Mikrokosmos eines Hospitals einzudringen.

Das Milieu ist ausgesprochen korrekt widergegeben, was nicht ganz so verwunderlich ist, verfügt Flebbe als Physiotherapeutin doch über einschlägige Erfahrung.
Der Haustechniker (es könnte auch einer der Bettenfahrer sein ;-) ein Casanova, das Reinigungsgeschwader dominiert von Frauen mit Migrationshintergrund und Müttern - von der Zahntechnikerin bis zur Bankkauffrau - für die es nach der Erziehungszeit im erlernten Beruf keine Wiedereinstieg gab, der klinische Leiter ein "Gott" - dem Namen und Status nach - sein "Bodenpersonal" (Ärzte, Schwestern und Verwaltungsangestellte) fast alle im Clinch mit der leitende Klinikmanagerin, einem knallharten Karriereweib, noch keine 40, aber Expertin in Personaleinsparung und Rationalisierung.

Auf all diese Menschen trifft Lila als sie im Alleingang und ohne Auftrag den Tod einer Putzfrau untersucht und sich dabei trickreich als deren Nachfolgerin einstellen lässt.
Als versierte Detektivin fällt es der 20jährigen dabei nicht schwer, sich auch an diversen Nebenschauplätzen - vom Einfamilienhaus bis ins Rotlichtviertel - zu Recherchezwecken undercover zu bewegen, bevor sie am Ende enttarnt wird und um ein Haar ihr Leben verliert ...

Spannend und frisch, frech, aber auch teilweise bedrückend, angesichts der Art und Weise wie hier mit Menschen umgegangen wird, die alle irgendwie als Gestrandete an einem Ort landen, wo sonst niemand hin will.
Das Ende ist spektakulär und unerwartet - der Showdown so plastisch, dass man die Szene ohne Bearbeitung direkt verfilmen könnte, wie man im übrigen den kompletten Roman eigentlich direkt auf den TV-Schirm bringen müsste.
Denn eines steht fest: Eine wie Lila Ziegler hat in der deutschen Krimilandschaft noch gefehlt - zwischen zwei Buchdeckeln, wie auch als Serienfigur mit großem Identifikationspotential.
Also, Produzenten, nicht zögern, lieber schnell eine wie Sidonie von Krosigk geschnappt und dann heißt es: Lila legt los!

Miss Sophie