Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jutta Profijt
Kühlfach zu vermieten

(3. Band)
dtv TB
ISBN 978-3-423-21256-4

Eine Hitzewelle rollt über Köln. Die Leute sterben wie die Fliegen und die Stadt weiß nicht mehr, wohin mit den Leichen.
Da hat der profitgierige neue Leiter des Rechtsmedizinischen Instituts eine folgenschwere Idee: Er will Kühlfächer an Bestattungsunternehmen vermieten.
Ab sofort hält das Chaos Einzug in die sonst so geordnete Welt von Rechtsmediziner Dr. Martin Gänsewein: Unbefugte gehen am RMI ein und aus, Leichen oder Teile von ihnen verschwinden und dubiose Obduktionsbefunde bei anonymen Toten häufen sich.
Daher beauftragt Martin den prollig-nervigen Geist Pascha, der Sache auf den Grund zu gehen. Das passt dem gerade gar nicht, wo er doch auf Liebespfaden wandelt ...

Rezension:
So ein Mist!

Rechtsmediziner Martin soll temporär seinen Standort wechseln, während die Büros saniert werden - die Leichen allerdings bleiben, wo sie sind, was bedeutet, dass Pascha tagsüber weite Wege zurücklegen muss, will er einen Ansprechpartner haben, denn leider ist Dr. Gänsewein immer noch der einzige, der ihn hören kann.

Nachts hingegen kann er nun gar nicht mehr an den Computer, der dem rührigen Geist als einzige andere Kommunikationsmöglichkeit dient, von der der Ex-Autoschieber auch fleißig Gebrauch macht, hat er doch einen Traum: Er möchte seine Erlebnisse als Buch veröffentlicht sehen.

Und damit hat das Ungemach noch lange kein Ende, denn zu allem Überfluss gibt es einen neuen Chef: Ein arroganter Angeber, dessen Golfplatzbräune in Kombination mit seiner stets wie aus dem Ei gepellten Kleidung ihm bei Pascha die Bezeichnung "Netzhautpeitsche" beschert. Martin und seine Kollegen wiederum einigen sich schnell auf den Spitznamen "Sparschwein", da der Arroganzling sich außerdem die Themen Produktivitätssteigerung und Kosteneffizienz auf die Fahne geschrieben hat.

Das wiederum führt dazu, dass im Zuge einer besseren Auslastung plötzlich Kühlfächer an Bestattungsunternehmer "vermietet" werden. Die können es brauchen, denn das Wetter spielt verrückt: Permanent herrschen mehr als 27°, was die Riege der Hitzetoten schnell ansteigen lässt - wie Pascha hautnah miterleben darf, als in seinem Beisein im Kino jemand sein Leben aushaucht.

Um dem höheren Betrieb - gerade bei Nacht - gerecht zu werden, wird ein Nachtwächter eingestellt, was zu einer Wende in Paschas Leben führt: Der Mann hat nämlich eine Enkelin, bei deren Anblick der Jüngling (trotz seines untoten Zustands) hell entflammt.

Als weiteres Highlight in seinem Leben meldet sich ein Verlag, der das Manuskript, das er per E-Mail unter Martins Namen hingeschickt hat, drucken will.

Alles könnte so schön sein, doch dann werden Leichen gestohlen und die Situation wird - wie schon in den vorherigen Bänden - ausgesprochen turbulent.

Ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art verschafft dieses "Seltsame Paar" den Fans - alten, wie neuen - auch in seinem dritten Abenteuer. Skurril und despektierlich ist der Ton, die Wortgefechte gelungen, gleichzeitig wollen beim Leser stellenweise fast zärtliche Gefühle des Bedauerns aufkommen für diesen ruhlosen Geist, der zur Sprachlosigkeit gezwungen ist, obwohl er sich immer wieder, auch durch eigene Schuld, mit seinen kleinen Streichen ins Abseits befördert.

Der Plot ist spannend und wartet auch diesmal mit höchst ungewöhnlichen Wendungen auf - und wie die anderen Male herrscht am Ende fast Bedauern darüber, dass nach gut 300 Seiten schon Schluss ist...

Hoffen wir, dass sich Pascha - trotz Verlagsvertrag - noch Mittel und Wege einfallen lässt, um den Lesern noch ein wenig erhalten zu bleiben.

Miss Sophie