Zoe Beck
Das alte Kind
Bastei Lübbe TB
Carla
Fiona
Rezension:
Schon in der kurzen Form hat Zoe Beck ihr meisterliches Können bewiesen - nicht umsonst gewann sie den Kurzkrimi-Glauser 2010.
Auf zwei Zeitebenen laufen die abenteuerlichen Geschichten von Carla und Fiona ab, deren Sog sich der Leser von der ersten Seite an nicht entziehen kann.
Die andere befindet sich im heutigen Edinburgh permanent in Lebensgefahr - doch auch sie wird von Freunden, Angehörigen und Polizei für verrückt gehalten.
Immer mehr nähern sich diese beiden so unterschiedlichen Geschichten, die beiden so ungleichen Frauen an, bis tatsächlich ein Verbrechen geschieht und jemand sein Leben verliert.
Zwischen allen Fronten hängt Ben, der Journalist, der undercover bei einem Reproduktionsmediziner arbeitet, der unter dem Verdacht steht, unsaubere Geschäfte abgezogen zu haben.
Von Berlin über die Schweiz, von Schottland nach England und wieder zurück, bewegen sich die handelnden Personen. Doch wo auch immer sie sich befinden, immer erzeugt das, was sie tun, atemlose Spannung in den Lesern.
Was hat es mit Fionas Mitbewohnerin auf sich, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht? Und wie passt der junge fanatische Verehrer aus Berlin ins Bild?
Beck spielt mit ihren Figuren und auch mit den Lesern.
So muss ein guter Thriller "made in Germany" sich lesen - ob es wohl Zufall ist, dass die Autorin in Großbritannien ihre zweite Heimat hat ...?
Miss Sophie
ISBN 978-3-404-16443-1
Es sind nur wenige Tage, die Carla von ihrem Kind getrennt im Krankenhaus verbringt - Tage, die alles verändern. Als die Schwester ihr das Baby in die Arme legt, stellt Carla entsetzt fest: Das ist gar nicht ihr Kind! Doch niemand glaubt ihr ...
Fiona wacht in ihrer Badewanne auf. Kerzen stehen am Wannenrand, Blütenblätter schwimmen auf dem Wasser, das sich allmählich rot färbt - von ihrem Blut! Mit letzter Kraft schleppt sie sich zum Telefon. Im Krankenhaus behauptet sie, jemand hätte versucht, sie zu töten. Doch niemand glaubt ihr ...
Absolut beeindruckend.
Phänomenal.
Überwältigend.
Doch in "Das alte Kind" hat sie sich selbst übertroffen.
Die eine dreht Ende der 70er Jahre in Berlin fast durch, da sie der Ansicht ist, man habe ihr ein falsches Kind - noch dazu an einer schweren Krankheit leidend - untergeschoben, was ihr aber niemand glaubt.
Doch selbst dann ist noch lange nichts aufgeklärt ...
Welche Rolle spielen Carlas Mann, der berühmte Pianist und ihre Freundin Ella, die Fotografin?
Was ist schließlich mit dem agoraphobischen Millionär, für den Ben ermitteln soll?
Und warum hat der Leser stets das unheilvolle Gefühl, als zöge sich langsam eine Schlinge zu, in der auch er zu ersticken droht?
Sie legt viele falsche Fährten, liefert dem Hobby-Sherlock aber dennoch genügend Indizien, um bei genauer Lektüre den entscheidenden Hinweis zu finden.
Leider jedoch ist eben diese "genaue Lektüre" absolut unmöglich, weil das Auge nur so über die Seiten fliegt, fliegen muss.
Weiter, immer weiter und schneller, immer schneller soll es gehen, um alle Hintergründe zu entlarven und ans Ende, zum finalen Showdown zu gelangen.