Das Buch direkt bei Amazon bestellen Oliver Bottini
Das verborgene Netz

(5. Band)
Scherz gebunden
ISBN 978-3-502-11055-2

Berlin: Ein Mann wird zusammengeschlagen, der Täter entkommt unerkannt. Kripo-Hauptkommissarin Louise Bonì ermittelt, denn eine Spur führt nach Freiburg.
Ein beunruhigender Fall: Der Täter scheint ein Profi zu sein, das Opfer ein Geheimdienstspitzel, die einzige Zeugin weiß mehr, als sie sagt, und im Hintergrund agiert der Verfassungsschutz, verweigert aber die Kooperation.
Ein ums andere Mal wird Louise Bonì ausgebremst - doch wann hätte sie sich davon je beeindrucken lassen? Sie spürt, dass sich das Netz immer enger zusammenzieht.
Doch bis sie die Wahrheit entdeckt, ist es für einen der Beteiligten bereits zu spät ...

Rezension:
Schauplatz Berlin:
Eine Frau wird lückenlos überwacht.
Das Gruselige und Bedrückende für den Leser: Sie weiß es nicht, merkt nichts, befindet sich also in einer Situation, wie sie jedem von uns jeden Tag zustoßen könnte.
Einen ihrer Schatten rastet aus, schlägt einen Journalisten brutal zusammen.

Jetzt kommt Louise ins Spiel, die ihrerseits bemüht ist, die Scherben der Vergangenheit aufzusammeln und zu einer Art Leben, das diesen Namen auch verdient, zusammenzukitten.
Viel ist es, mit dem sie zu kämpfen hat: Die (wortwörtlich) Leichen im Keller der eigenen Familie, die im Kollegenkreis, der immer wiederkehrende Kontrollverlust, der sie um ein Haar den Job gekostet hat und nun ein Fall, der im Handumdrehen keiner mehr ist, weil sich "die ganz da oben" eingeschaltet haben, um alles unter den Teppich zu kehren.

Eine Situation, mit der sich eine Louise Bonì natürlich so nicht abfinden kann - das muss man dem Leser, der die kompromisslose Heldin mit viel Furcht und Tadel begeistert bereits durch vier Bände begleitet hat, nicht erst wortreich erklären.

Also bohrt sie nach, beißt sich fest, wie ein Terrier - auf der Suche nach Wahrheit, aber auch, weil sie tief drinnen eben doch ein Herz hat. Und das schlägt für die zerbrechliche Frau, die offensichtlich im Zentrum der ganzen ominösen Geschichte voller schwarz maskierter Männer - Schutzengel, Spitzel und Geiselnehmer - steht.

Gut, dass da Graeve ist, der Chef. Er respektiert seine unkonventionelle Mitarbeiterin, traut ihr was zu, stärkt ihr den Rücken, selbst wenn sie sich wieder einmal auf sehr dünnes Eis begibt und vieles, was sie tut, hart an der Grenze der Legalität ist. Selbst und vor allem, als sich der Verfassungsschutz einmischt.
Außerordentlich amüsant weist er "die Stuttgarter" in ihre Schranken - lässt aber keinen Zweifel daran, dass seine Leute alles geben müssen, um sein Verhalten zu legitimieren.

Einiges gerät außer Kontrolle in diesem Roman, in dem es teilweise um Wirtschaftsspionage geht, in weiten Teilen aber auch um höchst unsaubere Methoden derer, von denen man annehmen würde, es handle sich um "die Guten".
Im Zentrum von allem steht aber natürlich wie immer eine Person: Louise Bonì.
Was das, was um sie herum passiert, mit ihr macht - bereits gemacht hat -, wie sie vom Alkohol zwar losgekommen, aber noch längst nicht zu kompletter Heilung gefunden hat, zwar liebt, es aber nicht zeigen kann, sondern dann lieber noch ein weiteres Mal mit dem Kopf (oder der Faust - oder beidem) durch die Wand geht ... - das ist das wirklich Spannende in diesem gelungenen fünften Band.

Stellt man sich nun vor, es gäbe ein Zusammentreffen zwischen B & B - Oliver Bottini und seiner Protagonistin Louise Bonì - was würde Letztere wohl sagen?

Eins steht fest: Blumen (auch verbaler Art) hätte sie sicher nicht dabei.
Denn was dieser Mann seiner Heldin zumutet, ist wahrlich harter Tobak:
Atemlos peitscht er sie durch schlaflose Tage und Nächte, verpasst ihr ein großzügiges Paket an Schuldgefühlen, weil sie Verdächtige, Zeugen und Kollegen nicht mit Samthandschuhen anfasst und dadurch mehr als einmal eine Kettenreaktion höchst unerwarteter und unerwünschter Dinge auslöst.

Da fragt sich der Leser: Wie kann eine einzige Person so viel ertragen?
Woher die Kraft finden, immer weiterzumachen?
Wie den totalen Zusammenbruch, die Abkehr vom Beruf und letztendlich die Rückkehr in die Sucht verhindern?

All diese Fragen werden diesmal nicht beantwortet - Bottini wird also notgedrungen einen weiteren Band schreiben müssen, ebenso packend, klug konstruiert, mit allerlei höchst unerwarteten Entwicklungen und zur Erholung zwischendurch mit ein wenig Witz und Ironie gespickt wie "Das verborgene Netz", in dem er aber, vielleicht..., hoffentlich... ein wenig gnädiger mit seiner Protagonistin und dem von der ersten bis zur letzten Seite gefesselten Leser umgeht!

Miss Sophie