Kathryn Lasky
Katharina Orgaß
Die Legende der Wächter 1: Die Entführung
Original: The Capture (Guardians of Ga'hoole, Book 1)
Der junge Schleiereulerich Soren lebt im Waldkönigreich Tyto hinter den Schnabelbergen. Selbst noch ein flugunfähiger Nestling, träumt er davon, wie die sagenhaften Eulenritter von Ga'Hoole, von denen ihm sein Vater erzählt, spannende Abenteuer zu erleben und noble Taten zu vollbringen.
Rezension:
Niemand steht Soren also bei, als er weit weg vom heimischen Wald verschleppt wird. Das Ergebnis: Zusammen mit anderen entführten Jungvögeln landet das Schleiereulenküken in einer Schule, in der "Fragen nicht erwünscht sind, da sie oftmals von der Wahrheit ablenken." Stattdessen geht es um Zähigkeit, Geduld, Bescheidenheit und Selbstzucht.
Gut, dass Soren eine Verbündete findet: Auch Elfenkäuzin Gylfie wehrt sich mit aller Kraft gegen das unverständliche Regime und die sonderbare "Ausbildung".
Sie haben Erfolg - durch die selbstlose Hilfe ein paar geheimer Widerständler gelingt ihnen die Flucht. Auf ihrem Weg treffen sie dabei weitere elternlose Eulen: Morgengrau und Digger. Der mächtige Bartkauz und der Höhlenkauz, dessen Fähigkeit, auf dem Boden zu laufen, legendär ist, werden zu Verbündeten. Zusammen machen die Vier sich auf, die (Eulen-) Welt zu retten.
Die Geschichte ist spannend und abenteuerlich - schnell vergisst der Leser, dass die Protagonisten geflügelte Wesen sind. Denn auch sie haben Gefühle, Hoffnungen, zeigen Mut und Heldenhaftigkeit.
Miss Sophie
Aus dem amerikanischen Englisch von Katharina Orgaß
mit s/w Illustrationen von Wahed Khakdan
Ravensburger gebunden
ISBN 978-3-473-36807-5
(Ab 10 Jahren)
Doch eines Nachts wird Soren von einer fremden Eule entführt und in die weit entfernte Sankt Ägolius-Anstalt für verwaiste Eulen verschleppt. Dort herrscht ein strenges Regiment und Soren muss schwere Arbeit leisten, bis ihm gemeinsam mit der kleinen Elfenkäuzin Gylfie die Flucht gelingt.
In den Wäldern treffen sie auf den prahlerischen Bartkauz Morgengrau und die Kanincheneule Digger, die ebenfalls Waisen sind. Sie beschließen, der alten Legende um das Königreich Ga'Hoole nachzugehen und sich den tapferen Eulenrittern anzuschließen - denn eine Legende ist eine Geschichte, die man anfangs nur im Magen spürt und die sich nach und nach im Herzen erfüllt.
Und durch die man vielleicht eine bessere Eule wird.
Geschwisterzwist - wer kennt das nicht; selbst, wenn die lieben Kleinen altersmäßig nur zwei Wochen auseinander sind?!
So wie Soren und Kludd, der Ältere - immer was zu meckern, immer schlecht gelaunt. Und absolut keine Hilfe, als der Kleine in Abwesenheit der Eltern aus dem Nest fällt.
Gemeinsam versuchen sie, den Maßnahmen zu trotzen, mit denen die Aufseher ihre Schüler gefügig machen, ihnen Erinnerung und (Mit-) Gefühl austreiben wollen.
Es geht um Freundschaft und Selbstvertrauen - aber auch um Verlust und Opferbereitschaft.
Manche Szenen sind grausam und tragisch - etwa, wenn berichtet wird, auf welche Weise die unterschiedlichen Eulenkinder ihren Familien geraubt und in das Sankt-Ägolius-Internat gebracht wurden oder wenn einige der Figuren im Kampf schwer verletzt oder gar getötet werden.
Andere wieder sind ausgesprochen witzig - wenn Soren und Gylfie zum Beispiel ihre Bewacher zum Narren halten - oder zu Herzen gehend, wie beim Einsatz der fürsorglichen Nesthälterin Mrs. Plithiver, einer Blindschlange.
Passende Kost also für junge Leserinnen und Leser, die es ungewöhnlich und spannend mögen, gleichzeitig aber auf der Suche sind nach Lektüre jenseits der allgegenwärtigen Fantasy-, Vampir- und Werwolfgeschichten.