Das Buch direkt bei Amazon bestellen Anja Dollinger
Nike und das geheimnisvolle Museumsticket

Nikes Kunststück
Illustrationen von Annegret Reimann
Deutscher Kunstverlag gebunden
ISBN 9783422067042
(ab 10 Jahren)

Ein Museum.
Eine geheimnisvolle Botschaft.
Eine Spurensuche.
Kann Nike das Rätsel lösen?
Eine (fast) wahre Kunstgeschichte aus der Neuen Pinakothek in München.

Rezension:
(Diana-)Nike ist ein ganz normales Mädchen - sie geht gern schwimmen, liest Fantasy-Romane, mag Comics, Asterix-Filme und Fernsehsendungen wie Marvi Hämmer oder Wissen macht Ah.

Einmal im Monat veranstaltet die Familie einen "Papa-Tochter-Tag" und die Mutter hat frei. Über die Aktivitäten wird abwechselnd entschieden - da Nikes Vater aber ein Faible für Kunst hat, kommt es des öfteren vor, dass die beiden in einem der Münchner Museen landen.
Und genau hier, in der Neuen Pinakothek, spielt auch die Geschichte.

Alles beginnt damit, dass die Elfjährige eine Eintrittskarte findet, auf der geschrieben steht: "Suche den großen Blauen von unermesslichem Wert".
Wer ihr diesen Auftrag gegeben hat, ist zunächst unklar - spielt aber im Endeffekt keine große Rolle, denn das fantasiebegabte Mädchen, das sich zu gern auch kleine Geschichten rund um die Bilder ausdenkt, begibt sich nur allzu gern auf eine Schnitzeljagd der ganz eigenen Art.

Von Bild zu Bild gelangt sie auf diese Weise und macht sich ihre Gedanken zu dem, was abgebildet ist.
Wer sich wohl hinterher um das bei Manets Frühstück in Mitleidenschaft gezogene Tischtuch kümmern muss? Vielleicht Degas Büglerin? Und ob die weiße Frau mit dem englisch klingenden Doppelnamen wohl eine Fee oder Vertreterin der Elben war?

Am Ende löst Nike das Rätsel - und hat eine ganze Menge gelernt. Ebenso wie die großen und kleinen Leser, die das Mädchen auf seinem Gang begleitet haben.
Doch damit ist das Buch noch lange nicht zu Ende:
Im zweiten Teil, dem "für Mehrwisser", greift Kunsthistorikerin Dollinger noch einmal alle angesprochenen Themen auf.
Um die dreißig Skulpturen und Bilder erweckt sie so mit ihren kindgerechten, aber stets lesenswerten Beschreibungen und Erklärungen zu Entstehungsgeschichte und/oder Künstlern zum Leben.
An den aktuellen Bezügen erkennt man, dass die zweifache Mutter ihrer Leserschaft sehr nahe ist und genau weiß, was Kinder interessiert.
Vor allem jedoch fasst sie sich bei der gebotenen Ausführlichkeit kurz genug, um ihre Leserschaft nicht zu langweilen - liefert aber immer genügend Hinweise auf weiterführende Quellen, um denjenigen, die nun Feuer gefangen haben, mehr "Futter" zur Verfügung zu stellen.

Ausgesprochen originell was sich die Wahl-Bayerin hat einfallen lassen, um nicht nur Pep und Humor in die Geschichte zu bringen, sondern auch noch eine ordentliche Portion Wissen rund um die Griechischen Heldensagen zu vermitteln:
Nike (die, wäre es nach ihrem Vater gegangen, nämlich den Namen "Athene" bekommen hätte) trägt einen Brosche in Form eben dieser Göttin und ihrer Eule.
Die beiden mischen sich nun immer wieder - natürlich nur für den Leser in Form von goldbraunen Zwischentexten sichtbar - mit mehr oder weniger passenden Kommentaren ein. Dabei zieht gerade Athene immer wieder ordentlich vom Leder, wenn sie über ihre zahlreichen Verwandten schimpft und zeigt sich manches Mal herrlich eingebildet und aufgeblasen.

Das macht gute Laune und lockert die ohnehin ausgesprochen flüssig geschriebene Geschichte noch ein wenig mehr auf.

So plastisch und lebendig erzählt Anja Dollinger, dass man am Ende der 54 Seiten des ersten Teils am liebsten gleich los möchte und mit dem Buch in der Hand in der Neuen Pinakothek nachprüfen, wie die beschriebenen Gemälde denn nun tatsächlich aussehen und ob man selbst in der Lage wäre, die versteckten Details aufzuspüren.

Alles in allem ist dieser Kunstführer packend wie ein Krimi.
Zum Vorlesen ist er, auch aufgrund der liebevollen Illustrationen von Annegret Reimann und der farbenprächtigen Fotos ebenso gut geeignet wie dazu, von kleineren und großen Kunstfreunden (oder solchen, die es einmal werden wollen) verschlungen oder noch besser: erst gelesen und dann diskutiert zu werden.
Idealerweise direkt vor Ort - dank Internet geht das aber auch dann, wenn man sich gerade nicht in München befindet:
Die Museums-Website bietet nämlich die Gelegenheit zu einem virtuellen Rundgang.

Miss Sophie