Das Buch direkt bei Amazon bestellen Petra A. Bauer
Es geschah in Berlin 1930: Kunstmord. Kappes elfter Fall

Jaron Verlag TB
ISBN: 978-3-89773-642-9

Der junge Berliner Maler Victor Reimer hat nur einen Traum:
Er will der beste Künstler sein, den es je gegeben hat. Seit seiner Kindheit träumt er davon, am Montmartre zu leben, dem Zentrum der Pariser Kunstszene.
Auf Wunsch der Eltern beginnt er eine solide Lehre, doch sein Herz gehört einzig der Kunst. Er begegnet Alfons Lauterbach, dessen Leidenschaft ebenfalls die Malerei ist.
Der menschenscheue Victor glaubt, in Lauterbach einen wahren Freund gefunden zu haben, doch bald sieht er seine Existenz bedroht.

Rezension:
20 Jahre ist er nun schon in Berlin, der nun gar nicht mehr so junge Kappe.
Mit Frau und drei Kindern lebt er im Grünen - doch unmerklich ändern sich die Dinge, privat und beruflich. Der Chef ist der NSDAP zugewandt, die Ehefrau trägt ein Geheimnis mit sich herum.

Parallel dazu lernt der Leser Victor kennen - einen leidenschaftlichen, aber bitterarmen Maler.
So berührend schildert Autorin Petra A. Bauer diesen Künstler, der alle verloren hat, die ihm lieb und teuer waren und dem man seit der Kindheit Steine in den Weg gelegt hat, nur weil ihn nichts glücklicher machte als eine Staffelei und Farben, dass der Leser förmlich mitleidet mit dem jungen Mann, der für seine Kunst so sehr brennt.
Kein Wunder also, dass fast so etwas wie Verständnis aufkommen will für Victors heftige Reaktion, als er von einem vermeintlichen Freund bitter betrogen und ausgenutzt wird.
Und es wird nicht besser, als sich nach und nach herausstellt, welche schicksalhaften Ereignisse der Vergangenheit das Leben dieses jungen Menschen, ganz ohne eigenes Zutun, beeinflusst und auch beeinträchtigt haben.
Die Katastrophe scheint unausweichlich - und spielt sich doch ganz anders ab als vom Leser gedacht ...

Petra A. Bauer, die sich schon lange als Kinder- und Jugendbuchautorin wie auch durch zahlreiche Glossen und Kolumnen einen Namen gemacht hat, zeigt hier wieder einmal ihre Vielseitigkeit.
Nicht nur, dass der Leser in diesem Sittengemälde viel über die schleichende Verbreitung des braunen Gedankens in der Bevölkerung erfährt, nein, diesmal lernt er gleichzeitig eine Menge über Malerei - denn wer weiß schon, ab wann es Acrylfarbe gab?

Jedes der portraitierten Originale im Buch - und sei es nur eine auf den ersten Blick unbedeutend scheinende Nebenfigur - hat seine eigene kleine Geschichte.
Ausgesprochen gelungen auch die Art und Weise, wie die Vielschichtigkeit der Charaktere herausgearbeitet wird - da lassen sich selbst die, die Unrecht tun, nicht in Bausch und Bogen verurteilen, haben sie doch auch klar erkennbar häufig ebenfalls eine menschliche Seite.

Am Ende weiß man nicht, ob man sich von Petra A. Bauer einen weiteren Band aus dieser, in vielerlei Hinsicht, gelungenen Reihe wünschen soll, in der die Hauptfigur Kappe einerseits spannende Fälle löst, andererseits aber auch immer die Stadt Berlin und der historische Kontext eine große Rolle spielen - oder ob man wieder einmal gerne einen ganz eigenständigen Roman aus der Feder der Berlinerin lesen möchte, wie seinerzeit den Erstling "Wer zuletzt lacht...", in dem sich Spannung, Gefühl und Witz die Waage hielten.
Am besten wäre wahrscheinlich ein Buch von jeder Sorte ...

Miss Sophie