Das Buch direkt bei Amazon bestellen Vincent Kliesch
Die Reinheit des Todes

(1. Band)
Blanvalet TB
ISBN: 978-3-442-37492-2

Ein Serienmörder treibt in Berlin sein Unwesen. Sein drittes Opfer, eine ältere Dame, wird in einem weißen Leinenhemd aufgebahrt auf ihrem Esstisch gefunden. Die Wohnung ist klinisch rein geputzt - ein Albtraum für jede Spurensicherung.
Die letzte Hoffnung des LKA, den "Putzteufel-Mörder" zu finden, ruhen auf Julius Kern. Schon einmal konnte er einen grausamen Massenmörder fassen.
Doch Kern ist daran fast zerbrochen. Während er nur langsam zu seiner alten Form zurückfindet, hat sein Gegner bereits das nächste Opfer im Visier.

Rezension:
Die ganze Nacht hat er geputzt: die Unterseiten von Türklinken gewienert, auf den Knien Leisten geschrubbt und Rahmen poliert - fast manisch hat der Ermittler mit dem besonderen Gespür versucht, sich in die Psyche des Serienmörders einzufinden.
Dabei hat Julius Kern seine ganz speziellen Fähigkeiten ja bereits mit dem Verlust der Familie bezahlt - seine Frau hat die Alpträume nicht mehr ertragen und ihn mit der neunjährigen Tochter verlassen.

Zeitsprung:
Drei Jahre zuvor. Ein grauenvolles Massaker in einer Scheune hat selbst alt gediente Ermittler erschüttert. So fürchterlich ist das, was den Opfern zugestoßen ist, dass der Autor sich auf Andeutungen beschränken kann, um dem Leser kalte Schauer über den Rücken zu jagen.
Doch Kommissar Kern rückt dem Täter durch seine akribische Aufklärungsarbeit unerbittlich immer näher - zu einer Verurteilung kommt es allerdings nie.
Die Frustration des Polizisten ist mehr als nachvollziehbar - zumal kein Zweifel an der Schuld des ehemaligen Oberkellners besteht und die bevorstehende Veröffentlichung seines Romans purer Hohn zu sein scheint.

Doch eigentlich stehen nicht diese Taten im Vordergrund, sondern die anderen, jene scheinbar zusammenhanglosen Morde an völlig unbescholtenen Bürgern, die in einer fast klinischen Reinigung der Tatorte gipfeln.

Das Spannende daran:
Dem Leser ist relativ schnell klar, welcher Wahnsinnige dafür verantwortlich ist. Es herrscht überdies kein Zweifel daran, dass der Täter selbst im Grunde eine bedauernswerte Figur in einem schmutzigen, sadistischen Spiel ist, dessen Regeln er auch als Erwachsener noch nicht durchblickt, das ihn aber bereits als Kind nachhaltig zerstört hat. Heil ist dieser Mann nie wieder geworden - unklar bleibt jedoch, wie viel Verderben er seinen Mitmenschen bringen wird.

So zittert der Leser in jeder Szene:
Wird diese Unbeteiligte die nächsten Seite nicht überleben - oder trifft es eher jene?
Und wie weit wird der Kommissar gehen, um Antworten zu finden - wird er, Hannibal Lecter lässt grüßen, sich auf einen gefährlichen Deal einlassen, der ihn nicht nur Glaubwürdigkeit, sondern auch sein Seelenheil kosten könnte?

Ein wahrlich fulminantes Debüt, das durch sein psychologisches Wechselspiel beeindruckt, das auch den Leser nicht verschont.
Dieser - ebenso wenig wie die zentrale Figur des Julius Kern - möchte nichts weniger als Verständnis für die Täter aufbringen ... und tut es doch.
Besonders gelungen die verschiedenen Erzählebenen, sowie der Wechsel zwischen fast poetisch anmutenden, dann wieder unmenschlich grausamen bis hin zu definitiv unappetitlichen Szenen, denen Personen mit einem Sinn für makabren Humor jedoch tatsächlich etwas abgewinnen könnten - so sie selbst einmal im Dienstleistungsbereich tätig waren ...

Man darf sehr gespannt sein, welche Überraschungen der zweite Band um den Ermittler Julius Kern und seinen schlimmsten Alptraum, den Killer Tassilo, für den Leser bereit hält.

Miss Sophie