Veit M. Etzold
Das große Tier
KiWi TB
Erster Januar: Stuart Hill, Chef von Promethean Industries, einem internationalen Konzern für Satellitentechnik, kommt nach durchfeierter Silvesternacht in seiner Berliner Adlon-Suite auf rätselhafte Weise ums Leben.
Sarah Jakobs, junge Hauptkommissarin für Wirtschaftskriminalität am LKA Berlin, wird mit den Ermittlungen betraut, als sich ein weiterer Mord ereignet.
Gemeinsam mit Vincent Wagner, einem Bremer Doktoranden der Kunstgeschichte, versucht die junge Kommissarin, dem Rätsel auf den Grund zu gehen.
Rezension:
Einige der wichtigsten Börsenmagnaten der Welt kommen auf grauenvolle Art und Weise ums Leben - hier hat jemand die Strippen gezogen, der alles kontrollieren will.
Wer für die geheimnisvolle Organisation im Hintergrund arbeiten möchte, dem wird Macht und Reichtum versprochen - im Gegenzug muss er seine Loyalität dadurch beweisen, dass er nicht zimperlich ist, wenn es um ein (oder mehrere) Menschenleben geht.
Im Zentrum der Handlung:
Die Dame im Zentrum wiederum will das Richtige tun, sich in einer Männerwelt beweisen, in der ihr von oben immer wieder Steine in den Weg gelegt werden.
Sie ist nicht das einzige weibliche Wesen im Roman, dem es so geht - auch ihre kriminelle Gegenspielerin, eine Fleisch gewordene tödliche Waffe, bekommt den Unmut ihrer männlichen Kollegen und Bosse zu spüren.
Berufskiller, Finanzmagnaten, Kunstgelehrte, Literaturwissenschaftler, Ex-Geheimagenten, schöne Frauen, machthungrige Männer, von Rachegelüsten zerfressene Menschen ohne Gewissen ... alle geben sie sich in diesem temporeichen Thriller ein Stelldichein und natürlich darf auch die katholische Kirche nicht fehlen.
Doch - Überraschung:
Faszinierend und schrecklich zugleich, wie im Lauf der Geschichte systematisch nicht nur Leben ausgelöscht werden, sondern auch die Persönlichkeit aller Beteiligten unwiderruflich verändert, wenn nicht gar zerstört wird.
Kontrolle ist das Zauberwort - ein riesiger, unvorstellbarer technischer Apparat, der illegal erworbene Informationen bündelt und auswertet, um seinen Besitzern Wissen zu verschaffen, mit dem sie an der Börse handeln können, ohne sich jemals zu verspekulieren.
Eine Woche zwischen Pistolen und Powerpoint-Präsentationen, blutbespritzten Designerhemden und faszinierenden Folianten in Unibibliotheken.
Miss Sophie
ISBN: 978-3-462-04214-6
Tags darauf stürzen die Aktienkurse in die Tiefe. Irgendjemand verdient gigantische Summen an Hills Tod.
Die Opfer sind in einer rätselhaften, skulpturalen Weise angeordnet - und: Wieder handelt es sich um ranghohe Manager, wieder fehlt von den Tätern jede Spur.
Bis auf eine mysteriöse Botschaft, die am Tatort hinterlassen wurde.
Einem Rätsel, das in ihr die unheilvolle Ahnung wachsen lässt, etwas Großem auf der Spur zu sein. Vielleicht etwas zu Großem.
Die Finanzwelt ist kompliziert und oft ein schmutziges Geschäft.
WIE schmutzig, das wird hier überdeutlich, denn da geht es nicht um Insiderhandel oder Aktienmanipulationen - zumindest nicht nur.
Hier wird auch gemordet, was das Zeug hält.
Zwei sehr unterschiedliche Bremer Brüder - rastloser Finanzmensch mit Schlafstelle in London der eine, Kunstgeschichtsdoktorand mit offenem Geist und einem Faible für eine Hauptkommissarin des Ressorts "Wirtschaftsdelikte" der andere.
Für beide ist es anfangs eine Art Spiel - eine reizvolle Herausforderung.
Marcus will ganz nach oben, Vincent seine charmante Sarah beeindrucken und gleichzeitig ein ebenso grausames wie kompliziertes Rätsel lösen.
Das was wie eine wilde Mischung aus widersprüchlichen Elementen klingt, wird von Autor Veit Etzold in seinem Erstling zu einem harmonischen und von einer ganz eigenen Logik beseelten Ganzen verwoben.
Tief lässt der Medienwissenschaftler seine Leser dabei gleichzeitig in die Mysterien der Börsenwelt, die griechische Mythologie und die ganz großen Klassiker - von der Bibel bis zu Dantes Inferno - eintauchen.
Sieben Tage, 47 Kapitel, knapp 500 Seiten - vor allem aber ein Debüt, das es in sich hat.
Den Namen dieses Autors wird man sich merken müssen!