Das Buch direkt bei Amazon bestellen Lucie Flebbe
Fliege machen

(3. Band)
Grafit TB
ISBN 978-3-89425-381-3

Ein Hund ist schuld, dass Lila Ziegler auf der Straße landet:
Ein Obdachloser, der ›Fliege‹ genannt wird, verschwindet aus Molles Kneipe und lässt sein Tier zurück.
Der dicke Wirt bittet Privatdetektiv Ben Danner und Lila, den rechtmäßigen Hundebesitzer zu suchen, um den kleinen Kläffer wieder loszuwerden. Ein Freundschaftsdienst, der sich nebenbei erledigen lässt, so glauben alle drei.
Doch Danner und Lila stoßen mit ihren Fragen in der Szene nur auf Ablehnung. Nachdem Danner sogar Prügel einstecken musste, mischt sich Lila unter die Straßenkids und freundet sich mit ›Engel‹ und ›Dicke‹ an. Die beiden Mädchen kennen Fliege offensichtlich recht gut.
Aber diese Erkenntnis kommt zu spät: Fliege wird gefunden, in einem Gebüsch im Park, tot und steif gefroren.
Was für ein Geheimnis hatte Fliege, dass ihn das das Leben kostete?

Rezension:
Lila ist immer noch zwanzig, immer noch in Sachen Privatdetektivjob unterwegs und natürlich immer noch in den knapp doppelt so alten Ben Danner, ihren Chef, verliebt.
Knackiger Hintern, Muskeln und ein geniales Hirn unter der Bruce Willis Platte machen ihn nicht nur für die junge Frau so attraktiv – auch die Kindergärtnerinnen beim neuen Undercovereinsatz stehen auf seinen animalischen Sex-Appeal.

Doch nicht nur, dass Lila zähneknirschend deren (natürlich vergebliche) Avancen ungerührt ertragen muss, haben die beiden Privat Eyes auch noch einen Zweitauftrag für die Mittagspause:
„Fliege“ finden, den Obdachlosen, der bei ihrem Freund, Kneipenbesitzer Molle, seinen Hund deponiert hat und ihn einfach nicht mehr abholt.

Es gibt Autoren, da stimmt jeder Satz, da sitzt jede Szene und krallt sich mit Widerhaken tief in die Eingeweide des Lesers.
Lucie Flebbe ist so ein Glücksfall – das Timing perfekt und eine großartige Balance zwischen Spannung, schwarzem Humor und bedauernswert echten sozialen Abgründen.

Die Penner, die sie in ihrer abwechslungsreichen Geschichte ins Rennen schickt, gibt es ebenso wie die Straßenkinder, die Suppenküchenfreiwilligen, die Obdachlosenärzte und die Winterbusfahrerinnen, die das aufsammeln, was noch nicht erfroren ist, mit Tee und Kondomen versorgen oder in die nächste Methadon-Ambulanz bringen.

Mehr allerdings geht nicht – und es wartet auch nicht für jeden ein Happy End an der nächsten Ecke.
Die kaputten Familien, aus denen die Kids geflohen sind, bleiben ein Desaster, die alten Narben nicht nur äußerliche Zeichen tiefster Verletzung.
Jeder der Beteiligten hat Schuld auf sich geladen, mit der er oder sie weiterleben muss.

Protagonistin Ziegler kann nur deswegen undercover ermitteln, weil sie – ohne sich dessen ganz bewusst zu sein – selbst immer noch eine von den Gestrandeten ist, einen von denen, die herumgeschubst wurden, gedemütigt, aber nicht gebrochen.
Sie hat jetzt Menschen, die zu ihr gehören; viele andere haben das nicht.

Am Ende bleiben ein wenig Wehmut und viele „was-wäre-wenn...“s.

Außerdem das starke Gefühl, dass diese Lila Ziegler was „fürs Leben“ ist – eine, die man noch ganz lange begleiten will als Leser.
Jetzt erst recht!

Flotte Sprache, gute Sprüche, kernige, witzige, originelle Typen – mit ihrem dritten Roman hat Lucie Flebbe eindeutig bewiesen, dass sie weiß, was sie tut, wenn sie schreibt und dabei den Finger mitten hinein in die Wohlstandswunde legt.

Miss Sophie