Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jörg Juretzka
Freakshow

(10. Band Kristof Kryszinski)
Rotbuch gebunden
ISBN 978-3-86789-140-0

Kristof Kryszinski ist zurück und sein zehnter Fall verspricht wieder jede Menge durchgeknallte Typen, staubtrockene Kommentare und unorthodoxe Ermittlungsmethoden.
Kryszinskis Auftragsbücher sind voll, mit gleich vier Fällen ist der Ruhr-City-Detektiv mehr als ausgelastet.
Doch während er Rollstuhlfahrer vor gelangweilten Teenagern bewahren, Kinderschänder aufspüren, einen Bugatti finden und eine Großbaustelle vor vermeintlich kreuzbraven Anrainern schützen soll, wird ihm allmählich klar, dass alles und alle miteinander verwoben sind – und er selbst mittendrin im Schlamassel steckt!

Rezension:
Hübsch:

Zum Auftakt begegnet uns ein Nackter, paniert in Ameisen, mitten in der Nacht auf einem einsamen Waldweg.

Was er in jedem anderen Roman zumindest skurril gefunden hätte, entlockt dem Leser, der Juretzka und Kryszinski kennt, wie letzterem gerade mal ein interessiertes Hochziehen der Augenbrauen, weiß er doch schon vor der ersten Zeile, dass dieser Autor ein Abo auf schräge Typen und spacige Situationen hat.

Wobei – das sei zur Ehrenrettung des Protagonisten gesagt – er den armen Gepeinigten natürlich erst mal in die Notaufnahme bringt. Doch das nur am Rande – zumal es nicht bei diesem einen Aufsuchen der medizinischen Hilfestelle bleibt.

Und warum?

Weil – auch das nicht ungewöhnlich bei DIESEM Autor und seinem Helden – derselbe durch eine Verkettung von unglücklichen Umständen von einer Bredouille in die nächste gerät.

Dabei fängt alles relativ harmlos an: Kryszinski muss temporär seinen bisherigen Lebensmittelpunkt verlegen, weswegen er, unter anderem gegen Logis, als Nachtwächter, pardon „Objektschützer“, in einer psychiatrischen Klinik anheuert, wo man mit seiner Hilfe wiederkehrenden Sabotageakten auf den Grund gehen will.

Als wären diese nächtlichen Aktivitäten nicht genug, muss er sich am Tag mit schwererziehbaren Kids mit scharfen Waffen herumschlagen, sowie einer Sekte, die sich christlich nennt, aber höchst unchristlich handelt und schließlich einem weiteren Auftrag, der dem Privatdetektiv zunächst nur Ärger, mittelfristig aber eine Menge Geld bringen soll: Die Wiederbeschaffung eines gestohlenen Luxusautos.

Das Geld braucht Kryszinski, um – weitere zeitraubende Angelegenheit - seinen einzig echten, wahren Freund zu befreien: Hund Struppi, gefangen in den bürokratischen (und vor allem buchhalterischen) Mühlen einer Tierklinik. Sämtliche Tricks, den Vierbeiner auf andere Weise zurückzubekommen, sind von wenig Erfolg gekrönt – selbst als der aus einem Yps-Heft stammenden Geheimagenten-Ausweis mit Plastikwappen aus Gold zum Einsatz kommt, der sonst immer seinen Zweck erfüllt.

Es geht – man ahnt es – heiß her: Viel Action, Schweiß, Blut, Tränen und jede Menge cooler Sprüche, nebst einer Riege von bekannten, charmanten und ganz eigenen Gestalten (wie Freund Heckenpennes, Millionär und Nerd in einem).

Doch Juretzka wäre nicht Juretzka, hätte er neben und hinter all dem, was die (hartgesottenen) Leser und Leserinnen erheitert, nicht auch wirklich Abgründiges in seine Geschichte eingebaut – und das nicht zu knapp: Denn der sadistische Drahtzieher des Pädophilenrings, allen aus dem letzten Band noch in schlechter Erinnerung, ist nach wie vor auf freiem Fuß und hat, wie es scheint, bereits ein neues Opfer im Visier. Um dieses Kind zu retten bringt Kryszinski sich und seine Freunde in allergrößte Gefahr.

Mehr als einmal bleibt dem Leser das Lachen im Halse stecken, man möchte heulen – und sich am liebsten all die Scheußlichkeiten, die teilweise nur angerissen, teilweise ironisch überzeichnet werden, aber leider immer wieder tatsächlich passieren, gar nicht ausmalen.

Viel Gewalt ist da – so viel Gewalt.

Schmerz.

Und Verletzungen, irregeleitete Menschen – verblendet, verbohrt auf der einen, zutiefst verderbt, amoralisch, sich selbst überschätzend auf der anderen Seite.

Dafür, dass Juretzka hier am Ende doch noch die Kurve kriegt, möchte man ihn besonders loben. Vielleicht ist es kein „happy“ end, das er seinem Helden und den Lesern bereitet – aber irgendwie hat er es geschafft, den Sack zu zu machen, Ordnung zu schaffen, die offenen Rechnungen zu begleichen.

In jeder Hinsicht.

Dafür lieben ihn die Fans – diesen Ritter von der etwas jämmerlichen Gestalt, ein Schlitzohr wie es im Buche steht, der aber doch das Herz auf dem richtigen Fleck hat. Und der sich vor allem praktisch in jeder Lebenslage zu helfen weiß – auch wenn's mal weh tut. Kurzum: Einer, den man noch ganz lange an seiner Seite haben möchte.

Miss Sophie