Das Buch direkt bei Amazon bestellen Steve Mosby
Schwarze Blumen

Originaltitel: Black Flower
Aus dem Amerikanischen von Anke Kreutzer und Eberhard Kreutzer
Droemer Klappenbroschur
ISBN 978-3-426-19927-5

Wie aus dem Nichts erscheint eines Tages auf der Promenade eines englischen Seebades ein kleines Mädchen, das eine schwarze Blume in der Hand hält und eine grauenerregende Geschichte erzählt.
Ihr Vater entführt Frauen und quält sie auf einer abgelegenen Farm zu Tode. Die Polizei kann die Farm jedoch nicht finden.
Doch dann taucht genau diese Geschichte plötzlich in einem Kriminalroman mit dem Titel "Die schwarze Blume" auf. Der Verfasser ist ermordet worden.
Und er ist nicht der Einzige, der mit dem Leben bezahlen muss …

Rezension:
Auf der einen Seite DS Hannah Price:
Wie stolz war ihr Vater, als sie in seine Fußstapfen trat – und wie bitter war es für die Tochter, ihn durch einen schweren Schlaganfall zu verlieren.
Das ist jedoch nicht der einzige Grund, warum die schlanke Blondine, mittlerweile seit 17 Jahren im Dienst, Sympathien hegt für den Sohn des angeblichen Selbstmörders Christopher Dawson und sich mit der auf den ersten Blick so klaren Erklärung für den Tod des Schriftstellers nicht zufrieden gibt.
Und zwar obwohl Barnes, ein alter Kollege ihres Vaters – klein, schroff, Brillenträger, kurz vor der Pensionierung und ihr Chef – ganz anderer Ansicht ist.

Dann der Ich-Erzähler Neil Dawson (25):
Wie der Vater schreibt er – wiewohl die Verträge bisher ausgeblieben sind, weswegen er sein Brot an der Uni verdient.
Die Freundin unerwartet schwanger, versucht er, seine widersprüchlichen Gefühle mit Hilfe einer Kurzgeschichte zu verarbeiten.
Sein Vater hat diese nicht mehr gelesen – jemand anderer schon.
Jemand, der ganz offenbar mit dem Tod des Vaters zu tun hat.

Der spannende Dreh ist die Geschichte in der Geschichte:
Was geschehen ist, scheint mit einem Roman zusammenzuhängen, der immer wieder zitiert wird.
Ein Serienmörder spielt darin eine Rolle, ein Polizist und ein kleines Mädchen, das nicht etwa verschwindet, sondern aus dem Nichts auftaucht.
Plötzlich materialisiert sich eine dieser Gestalten, lehrt Neil das kalte Grauen.

So viele Väter spielen hier eine Rolle.
Der fürsorgliche, starke Mann, Hannahs Beschützer, der ihr das Gefühl gab, alles in Angriff nehmen zu können, was sie sich vorstellte, und der doch offenbar ein düsteres Geheimnis hütete, von dem sie nicht weiß, ob sie es überhaupt herausfinden will.
Ein Vater, der seine „Familie“ bewusst namenlos hält, damit alles im Fluss bleibt, wenn sich die Grausamkeiten Bahn brechen. Scheußlichkeiten, die im übrigen nie genau beschrieben werden, was sie noch viel unheimlicher macht.

Es geht aber auch um die Kraft der Gedanken.
Die Macht des geschriebenen Wortes – um eigene Gefühle zu bewältigen, zu kanalisieren, auch zu kompensieren.
Etwas auf dem Papier auszuleben, um genau dies in der Realität nicht tun oder denken zu müssen.

Welche Magie, welche Möglichkeiten – aber auch: Welch ein Fluch!
Jemanden weg wünschen, der dann tatsächlich verschwindet!

Vor allem aber geht es um Täuschung und Tatsachen – darum, was gefühlte Wahrheit ist und was Wirklichkeit. Die Grenzen verwischen immer mehr, wie auch die Erzählebenen ineinander übergehen und eins werden.

Sehr gekonnt spielt der Autor dabei mit der Fantasie seiner Leserinnen und Leser – die entscheidende Wendung jedoch sieht auch der versierte Krimifan nur schwer voraus.

Überraschend, fesselnd, das Ende sinister und tröstlich zugleich.
Ein Roman mit einem Nachhall, der noch lange bleibt und die Frage aufwirft: Was ist gut, was ist böse?

Miss Sophie

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