Anne Chaplet
Erleuchtung
(8. Band Karen Stark und Paul Bremer)
Hauptkommissar Giorgio DeLange reist aus beruflichen Gründen nach Peru.
Rezension:
So sieht es auch Giorgio DeLange vom Frankfurter Polizeipräsidium. Zumal er bei dieser Fahrt im Rahmen des IPA (International Police Association)-Austauschprogramms nicht nur seine Verbindungen ins Ausland festigt, sondern nebenbei auch Informationen sammelt. Diese beziehen sich auf seinen Intimfeind, Dr. Karl-Heinz Neumann-von Braun, den geschniegelten Besserwisser und Ex-Politiker der dem Sohn italienischer Gastarbeiter bereits in einem früheren Fall (Schrei nach Stille) das Leben schwer gemacht hatte.
Doch das ist zunächst einmal Schnee von gestern, denn aktuell ist deLange auf dem direkten Weg nach oben: Die Beförderung hat er praktisch in der Tasche und auch privat läuft es mit der erfolgreichen Staatsanwältin Karen Stark sehr ordentlich.
Dann allerdings kommt es zu einem sehr unschönen Zwischenfall, bei dem Giorgio offenbar nicht nur körperlich den Kürzeren zieht, denn ab dann geht es bergab:
Doch damit ist noch lange nicht Schluss, im Gegenteil geht es jetzt erst richtig los:
Wenn Autorin Chaplet ihren Helden dann noch einmal ins peruanischen Andenhochland schickt, wo die Orte fremde und geheimnisvolle Namen haben und längst zurückliegende Ereignisse noch längst nicht vergessen sind, dann ist das ganz großes Kino.
Der (bzw. die) allerdings wird zusätzlich dadurch geprüft, dass auch in Deutschland eine Menge passiert:
Immer klarer wird, dass man zuerst die Vergangenheit kennen und verstehen muss, um die Puzzle der Gegenwart zusammensetzen zu können.
Immer wieder ist Liebe im Spiel oder das, was manche Menschen dafür halten, wenn sie die vermeintliche komplette Erfüllung finden. In einer anderen Person, vielleicht aber auch in einer Idee, die größer zu sein scheint, als das eigene, bisher bedeutungslose Leben. Auch Solidarität oder das verzweifelte Klammern an die gewohnten Lebensumstände, den Status Quo, kann zuweilen groteske Ausmaße annehmen.
Anne Chaplet begnügt sich nicht damit, einen spannenden Kriminalfall zu ersinnen und ihren Fans zu servieren.
Gleichzeitig schreibt sie die Protagonisten ihrer Bücher Paul, Karen, Giorgio und natürlich die beiden Mädchen, Caro und Flo einmal mehr direkt ins Herz der Leserschaft, was ein tatsächliches Ende der Reihe für letztere noch unvorstellbarer scheinen lässt.
In jedem Fall hat Anne Chaplet, wieder einmal, ein großartiges, rundherum gelungenes Buch geschrieben, das man einfach gelesen haben muss!
Miss Sophie
List gebunden
ISBN 9783471772836
Zurück in Frankfurt, wird er von Schlägern angegriffen. Drogen werden bei ihm gefunden.Seine Beförderung wird ausgesetzt.
Dann wird seine Lebensgefährtin bedroht, Staatsanwältin Karen Stark. Wer will sein Leben zerstören? Und vor allem, warum?
DeLange nimmt die Kampfansage an. Da stößt die Staatsanwältin auf eine Verbindung zwischen einer Mordserie in einem hessischen Dorf und der peruanischen Guerillabewegung Leuchtender Pfad.
Und der Fall bekommt plötzlich eine ganz neue Wendung.
Eine Dienstreise ins ferne Peru trotz höllischer Kopfschmerzen aufgrund der Höhe könnte es Schlimmeres geben, möchte man meinen.
Statt ein schickes Eckbüro mit Fenster zu bekommen, landet er im Keller, im Vorraum des Polizeimuseums, um dort eine Fleißarbeit zu erstellen, eine Dokumentation zur Geschichte des Frankfurter Polizeipräsidiums.
Die Trennung von Karen ist dann nur noch das Tüpfelchen auf einem recht trostlosen i wie in Intrigantenspielen zum Opfer gefallen.
Krankenhausreif geprügelt gerät er in einen schlimmen Verdacht und hat nur noch eine Möglichkeit: Er muss dahin, wo alles begann, muss die losen Fäden zu einer Schlinge zusammenfügen, die seinen Widersachern endgültig den Garaus macht. Egal, in welche Gefahr er sich dabei bringt und was es ihn - in jeder Hinsicht - kostet.
Körperlich, aber auch geistig führt sie den Deutschen bis an seine Grenzen und, wie es scheint, teilweise auch darüber hinweg.
Und den Leser, die Leserin, gleich mit dazu.
Giorgios halbwüchsige Töchter geraten in große Gefahr und Karen muss sich trotz aller latenten atmosphärischen Spannungen mit den beiden arrangieren, um sie zu beschützen.
Dabei bittet sie ihren alten Freund Paul Bremer um Hilfe, der aber seinerseits mit Tod, Gewalt und einem radikalen Verlust seiner dörflichen Idylle in Klein-Roda konfrontiert wird.
Für all diese Dinge lohnt es sich Opfer zu bringen und notfalls über Leichen zu gehen. Zumindest ist es das, was die Figuren in diesem Roman tun, der immer wieder an eine antike Tragödie erinnert.
Sie tut, was sie leidenschaftlich gerne und ausgesprochen gekonnt tut (siehe auch das aktuelle Interview zu genau diesem Thema): Sie verschränkt ein großes politisches Ereignis mit dem Schicksal Einzelner.
Der Spagat gelingt und wie!
Und so schafft sie es
eine Terrorgruppe aus den 70er Jahren mit Morden in einem hessischen Dorf vierzig Jahre später zusammenzubringen
Nur gut, dass offenbar auch die Autorin diesbezüglich noch für alles offen ist
(siehe noch einmal im o.g. Interview)