Das Buch direkt bei Amazon bestellen Thomas Hermanns
Mörder Quote

Goldmann TB
ISBN: 978-3-442-47638-1

„Music Star 3000“ ist die beliebteste Castingshow im deutschen Fernsehen. Es läuft bereits die sechste Staffel, und jeder kennt die Rituale, jeder kennt die Abläufe.
Dann aber nimmt ein Mörder den Rauswahl-Mechanismus selbst in die Hand und bringt Woche für Woche einen Kandidaten um – mitunter vor laufender Kamera.
Ist der Mörder einer der Kandidaten? Oder ein Jury-Mitglied?
Die Einschaltquoten schießen jedenfalls ins Unermessliche. Denn das Motto der Show „Es kann nur einer übrig bleiben!“ wurde noch nie so ernst genommen.

Rezension:
Ein "Comedy-Thriller" ..., was man sich darunter wohl vorstellen mag?

Nun, genau das, was im Begriff drinsteckt:
Einen ziemlich komischen (im besten Wortsinn) Roman, in dem gemordet wird, was das Zeug hält und der sich dadurch auszeichnet, dass er der Leserschaft gehörig „Nervenkitzel“ ("Thrill") beschert. Wobei das hier sogar im doppelten Sinn geschieht, denn es steigt beim Lesen nicht nur immer wieder die Spannung ins fast Unerträgliche, sondern auch die Lachmuskeln werden gehörig strapaziert.

Der das macht, ist einer, der sich auskennt - was zumindest für das ironisch-schwarzhumorige Element verbrieft ist. Schließlich hat Thomas Hermanns mit seinem "Quatsch Comedy Club" die Stand-Up-Comedy in Deutschland erst so richtig bekannt gemacht. Ist Vorsitzender der Jury für den Deutschen Comedypreis. Hat 2012 den Ehrenpreis für 20 Jahre QCC bekommen.

Aber Spannungsroman? Kann der das?
Ja, ja, ja und ja.

Denn die nervenaufreibende Geschichte um "Zehn Wochen Castingshow. Neun Leichen. Ein Gewinner." hat alles, was ein guter Krimi braucht:

Interessantes Setting, ausgeklügelter Plot, sympathische Hauptfiguren.

So wie Tanya Beck - blond, Ex-Model, erfolgreiche Moderatorin und schillernder Mittelpunkt des Jurorentrios von Music Star 3000, die plant, sich nach dieser Staffel aus dem Showgeschäft zurückzuziehen, weil sie den Rummel langsam leid ist. Nach außen kühl und stark, besitzt sie doch sehr viel Herz.

Oder Sascha Berger, den jungen Schwulen, 80er Jahre-Fan, voller kindlicher Begeisterung für die Sendung, der unbedingt gewinnen will, und sich durch nichts beirren lässt, auch nicht durch die haarsträubenden Ereignisse um ihn herum.

Daneben gibt es noch jede Menge schillernder Figuren unter den Kandidaten - "die Türkin, den Engel, die Transe, den Schwiegersohn, den Rocker, den Freak .... - um nur einige zu nennen". Und auch das "Personal" hinter den Kulissen wie Juroren, Maskenbildner, Fotografen, PR-Profis ist sehr hübsch und prägnant gezeichnet.

Denn da reiht sich plötzlich ein Todesfall an den nächsten. Erst aus den Reihen der Produktion, dann geht es den Kandidaten selbst ans Leder.
Parallel dazu tauchen anonyme Briefe auf und eine Menge Menschen sind höchst verdächtig, da sie offenbar einiges zu verbergen haben.

Ab dann geht es rund, weder die Handlung noch Leserinnen und Leser kommen mehr zur Ruhe:
Sascha wird zum Hobby-Detektiv, Tanya auch. Erst getrennt, dann gemeinsam. Außerdem verliebt sich die schöne Blondine, gerät in Lebensgefahr, weiß nicht mehr, wem sie eigentlich trauen soll, noch mehr Menschen sterben und die Quoten gehen durch die Decke!
Doch "The Show must go on" - alle machen weiter. Bis es zu einem Finale kommt, mit einem Showdown vor laufender Kamera, der seinesgleichen sucht.

Hermanns ist es gelungen, einen sauber aufgebauten und durchdachten Kriminalroman mit ordentlicher „Sahnehaube" zu schaffen (denn das, was der Show-Profi liefert ist weit mehr als nur ein kleines Extra).

Die Leser erhalten Einblick in die schöne bunte Welt des Showgeschäfts, die so viele zu kennen glauben - aufgrund von all dem, was zu den diversen Musik-Casting-Sendungen bereits gesendet und geschrieben wurde, den zahlreichen "Making Ofs" und "Enthüllungsstorys" von Ex-Kandidaten.

Hermanns karikiert das, was alle immer schon wussten - Geschichten von Drogen und Sex, von eiskalten PR-Profis und Zynikern in den Redaktionen.
Er zeigt aber auch die andere, die menschliche Seite der Menschen im Rampenlicht.

Seine Schilderungen beruhen auf eigenen Beobachtungen – und, wie er im Interview verrät, Insider (wie etwa ein ehemaliger DSDS-Mitarbeiter) bescheinigen seinen Ausführungen einen hohen Wahrheitsgehalt.

Für den Leser wird natürlich schnell klar, an wen der Autor gedacht hat, wenn er über den zynischen Moderator schreibt – oder über die „Titte in der Mitte“, jene Jurorin, die oft als rein dekoratives Element daherkommt, womit man vielen dieser weiblichen Show-Profis bitter unrecht tut.
Denn hinter der ansprechenden Fassade steckt vielfach ein kluger Kopf mit einer vielschichtigen Persönlichkeit – das darzustellen, war Thomas Hermanns ebenfalls ein Anliegen.
Das ist ihm gelungen.

Alles in allem handelt es sich bei „Mörder Quote“ um einen Roman, der den Werken etablierter Krimischreiber in nichts nachsteht. Und sollte es tatsächlich, wie der Autor es schon angedacht hat, zu einem E-Book mit anklickbaren Show-Elementen und Gesangsclips kommen, dann könnte eine Geschichte in diesem Setting zum Vorreiter für ein ganz neues Genre werden.
Man darf gespannt sein.

Miss Sophie