Keigo Higashino
Ursula Gräfe
Verdächtige Geliebte
Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe
Wer die Mörderin ist, steht von Anfang an fest:
Doch dann bietet ihr verliebter Nachbar an, ihr ein Alibi zu verschaffen.
Rezension:
Alles wäre also in bester Ordnung, würde da nicht der schmierige, gewalttätige Ex-Mann auftauchen und Geld fordern. Während sie es ihm widerstrebend gibt, um ihn loszuwerden, verhöhnt er die Frau und ihre Tochter. Die rastet aus, die Mutter vollendet das Werk, der Peiniger ist tot.
Was nach diesen ersten 30 Seiten geschieht, ist kriminelle Unterhaltung der Spitzenklasse.
Wer das übernimmt, ist Ishigami, Yasukos Nachbar. Der unscheinbare Mathematik-Lehrer ist in sie verliebt. Außerdem ist er Absolvent der Kaiserlichen Universität.
Somit schließt sich der Kreis und eines der spannendsten Krimi-Duelle schlechthin beginnt.
Zwei ebenbürtige Gegner, die sich mit wechselnden Schachzügen höchst elegant auf ein unglaubliches Finale zubewegen.
Ein brillanter Roman, der völlig zu Recht unter die Finalisten des Edgar 2012 in der Kategorie Bester Roman gewählt wurde. Und auch wenn er sich am Ende Mo Hayder geschlagen geben musste, wird man in Deutschland noch sehr viel von diesem Autor lesen (wollen).
Miss Sophie
Klett Cotta gebunden
ISBN: 978-3-608-93966-8
Yasuko hat ihren gewalttätigen Ex-Mann ermordet.
Womit das Mathe-Genie allerdings nicht rechnet, ist, dass die Polizei einen genauso brillanten Gegenspieler engagiert, um ihm auf die Schliche zu kommen.
Yasuko, die Ex-Bardame hat es geschafft, hat sich und ihrer Tochter ein nicht reiches, aber bürgerliches Leben aufgebaut, mit einer Arbeit in einem Imbisslokal, einer kleinen Wohnung, einer guten Mittelschule fürs Kind.
Denn hier geht es ausnahmsweise nicht darum, einen Täter zu fassen, sondern ganz im Gegenteil darum, die Tat so zu verschleiern, dass die Polizei den Täterinnen eben NICHT auf die Schliche kommt.
Genau wie Kusanagi, der Polizist.
Und sein Freund Professor Yukawa.
Der wiederum in Ishigami einen ehemaligen Kommilitonen erkennt.
Auf der einen Seite ist da das Mathe-Genie, das Computer als Hilfsmittel ablehnt und Problemen am liebsten mit Stift und Papier zu Leibe rückt.
Auf der anderen haben wir einen Physiker, der sich für Kunst und Literatur interessiert und vor keiner Herausforderung zurückschreckt.
Der Polizei kommt da nurmehr eine Statistenrolle zu.
Auch auf rasante Verfolgungsjagden und gefährliche Schusswechsel wartet der geneigte Leser vergeblich.
Und doch ist jedes Kapitel spannender als das davor, denn wie bei einem großartigen Zaubertrick scheint die Situation mehr als offensichtlich zu sein und birgt dann doch einen für das Leser-Auge unsichtbaren doppelten Boden, der ungeahnte Ereignisse in Gang setzt.