Das Buch direkt bei Amazon bestellen Hanna Winter
Opfertod

(1. Band Lena Peters)
Ullstein TB
ISBN 978-3-548-28366-1

Kriminalpsychologin Lena Peters jagt einen Serienkiller.
Gleich bei ihrem ersten Fall im neuen Job. Da, wo sie eigentlich aus sicherer Distanz heraus analysieren und ein Täterprofil hätte erstellen wollen, gerät sie durch widrige Umstände mitten ins Geschehen.
Sie wird bereits nach wenigen Tagen offiziell vom Fall abgezogen, kann aber nicht aufhören auf eigene Faust zu ermitteln.
Der Mörder scheint auch sie schon lange zu kennen, und noch eine Rechnung mit ihr offen zu haben.
Er ermordet gnadenlos, grausam und scheinbar wahllos Frauen jeden Alters, jeder Herkunft und jeder Gesellschaftsschicht. Sein Motiv liegt im Dunkeln, seine Opfer sind unmenschlich zugerichtet.
Nachdem sich ihre Wege beim Alleingang wiederholt mit denen von Wulf Belling, einem ehemaligen Polizisten, kreuzen, beschließen die beide,n gemeinsam den Fall zu lösen.
Was sich als produktiv, aber auch als riskant und fatal herausstellt, denn je näher sie dem Täter kommen, umso enger spinnt sich auch ein feines, gefährliches Netz aus Vergangenheit, Rache, Angst und Ausweglosigkeit über Lena, die sich am Ende fragt, ob es überhaupt noch ein Entkommen gibt.

Rezension:
Lena Peters wagt einen Neuanfang. Neuer Job, neue Umgebung.
Und es geht gleich anspruchsvoll und vielversprechend los. Ein Serienkiller treibt sein Unwesen, einer, der seine Opfer bestialisch zerstümmelt.
Wie üblich, wird sie als Psychologin von den „echten“ Ermittlern teils belächelt, teils beneidet.
Dann überlebt ein Opfer, und sie kann sich kurzzeitig mit ihrem psychologischem Background profilieren, was den Neid mancher Kollegen zur Folge hat.
Nachdem sie suspendiert wird, weil sie selbst gepatzt hat, trifft sie auf Belling, der seine ganz eigenen Gründe hat, in genau diesem Fall zu recherchieren. Schnell werden sie zu einem Team und kommen dem Mörder immer näher.

Als Randfiguren agieren die Schwester von Lena, die nach Jahren Kontakt sucht und die dunkle gemeinsame Vergangenheit mit ins Heute bringt.
Ebenso die Tochter von Belling, die sich als Teenager rebellisch gegen ihren Vater auflehnt.
Beide spielen ebenfalls wichtige Rollen auf dem Weg, den Mörder zu stoppen.

Der Todeskünstler, wie der Mörder sich selbst nennt, hat einen Wahnsinn um sich, mit dem man nichts zu tun haben möchte - gegen den eigenen Willen übt sein Tun jedoch eine Art grausiger Faszination aus, und man möchte auch als Leser unbedingt erfahren, was das Ziel seines Mordens ist, wie er sein Kunstwerk schließlich vollenden wird, obwohl klar ist, dass dafür noch mehrere Menschen sterben müssen.

Opfertod ist ein gut gemachter und spannender Thriller, den man in einem Rutsch liest, weil man ihn einfach nicht aus der Hand legen kann.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass es nicht dem Leser selbst überlassen bleibt, Schlüsse zu ziehen oder die Heldin kennen zu lernen - zu oft und zu genau wird erklärt und beschrieben was Lena denkt und empfindet, oder warum sie so und nicht anders agiert - es werden immer wieder Dinge erklärt, auf die man gerne selbst gekommen wäre (oder schon ist!) - auf eine Art, die oft konstruiert wirkt.
Das raubt dem Thriller etwas Charme.

Am Ende schließt man das Buch und denkt sich: gute Story, aber zu viel Inhalt, zu viel für gut 300 Seiten. Es fehlen oft die Geschichten rund um die Charaktere, zum Beispiel hätte man sich noch mehr Informationen über den Killer gewünscht, oder um so manches Opfer, warum gerade dieses von ihm erwählt wurde und kein anderes.
Man spürt beim Lesen dass dies der Auftakt zu einer Serie ist, was dem Thriller an sich seine Eigenständigkeit und Einzigartigkeit raubt.
So wirkt an vielen Stellen „vorbereitend“, was an sich hätte einzigartig sein können.

Fazit:
An manchen Stellen wäre weniger „mehr“ gewesen, an anderen Stellen wären etwas mehr Informationen und Einzelheiten wünschenswert gewesen.
Insgesamt aber eine spannende Lektüre, nach der man sich wünscht, diesem Mörder nie zu begegnen - wer weiß welche Einzelheit des eigenen Körpers ihm gefallen würde…

Eva May