Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jonas Winner
Der Architekt

Knaur TB
ISBN 978-3-426-51275-3

Ein aufsehenerregender Mordfall, eine Mediensensation:
Julian Götz steht vor Gericht. Dem Berliner Stararchitekten wird vorgeworfen, seine Frau und seine beiden kleinen Töchter brutal ermordet zu haben. Es gibt keinen anderen Verdächtigen.
Ben Lindenberger, halbwegs erfolgreicher Drehbuchautor, wittert die Chance seines Lebens, als er von der Anklage erfährt. Er nimmt an den Gerichtsverhandlungen teil, und es gelingt ihm teils mit List, zunächst den Anwalt des Angeklagten, und später ihn selbst davon zu überzeugen, dass ein Buch, das er aus Sicht von Götz und seiner Familie über die Vorgeschichte und den Prozess schreiben würde, deutlich machen könnte, dass Götz doppelt zum Opfer gemacht worden war.
Neben dem Verlust von Frau und Kindern wurde er zusätzlich Opfer des Rechtssystems, das ihn anklagte, und keine anderen Spuren verfolgte, da am Tatort keine fremde DNA gefunden worden war.
Nach einigem Zögern willigen Götz und seine Familie ein, und Ben beginnt mit den Interviews und Recherchen. Nach den ersten Gesprächen mit Götz, und gleich bei der ersten Zusammenkunft mit den Eltern und Geschwister der ermordeten Christine Götz, beginnt er, sein Vorhaben bitter zu bereuen.
Denn irgend etwas stimmt nicht, es riecht nach Manipulation und Intrigen, nach dunkler Macht und nach Wahnsinn.
Doch es gibt kein Zurück, und als ein weiterer Mensch ermordet wird, gerät Ben selbst in den Kreis der Verdächtigten.

Rezension:
Julian Götz ist ein Mensch, der all das hatte von dem man träumen kann.
Erfolg, Reichtum, ein schönes Zuhause, eine glückliche Familie. Nun steht er vor einem Scherbenhaufen, und alles sieht so aus, als würde er für den Mord an Frau und Kindern verurteilt werden, weil alle Indizien auf ihn als Täter hinweisen.

Ben ist fasziniert von der Tragik, davon, wie das Schicksal auch vor den schönen reichen Menschen keinen Halt macht, und von einem Moment auf den anderen auch deren Leben zerstören kann.
Er hat seine ganz eigenen, egoistischen Motive, das Buch zu schreiben, und greift dabei zu List und überschreitet Grenzen, die ihm nach und nach zum Verhängnis werden.

Bis zum Schluss wird die Spannung mehr und mehr gesteigert, bleibt dem Leser nichts, als Seite um Seite umzublättern, nachdem er ihren Inhalt verschlungen hat.
Was, wenn das, was dort steht, tatsächlich möglich wäre?

Es ist eine düstere Welt, in die uns Jonas Winner entführt, düster und doch voller Faszination.
Es lässt einen erschaudern, wenn man erkennt, zu welchen Dingen der Mensch fähig ist, wenn seine Psyche stimuliert und manipuliert wird.
Genial sind die Perspektiven, aus denen berichtet wird, wie die Geschichte wieder und wieder kolportiert wird.
Man kommt nicht umhin, sich am Ende ebenfalls infiziert zu fühlen von der Droge dieser ganz speziellen Architektur des Herrn Götz, und, hätte Jonas Winner nicht im Vorwort darauf hingewiesen, dass alle Charaktere und Orte frei erfunden sind - man könnte sich dabei ertappen, nach einem ganz bestimmten Haus in Berlin zu suchen…

Fazit: Absolut lesenswert, aber nichts für einsame Nächte!

Eva May