Das Buch direkt bei Amazon bestellen Becky Masterman Axel Merz
Der stille Sammler

Original: Rage Against the Dying
Aus dem Amerikanischen von Axel Merz
Lübbe gebunden
ISBN: 978-3-7857-2476-7

Als Brigid Quinn an den Leichenfundort in der Wüste Arizonas gerufen wird, erkennt die ehemalige FBI-Agentin sofort die Handschrift des Route-66-Killers: Floyd Lynch, der die Polizei zu den beiden Toten geführt hat, scheint jener Serienkiller zu sein, den Brigid viele Jahre vergeblich gejagt hat.
Doch irgendetwas stimmt nicht, das spürt auch Laura Coleman, die nun die Ermittlungen im Fall Lynch leitet.
Verzweifelt, weil niemand ihre Bedenken teilt, vertraut sie sich Brigid an – und ist kurz darauf spurlos verschwunden ...

Rezension:
59 ist das neue 29 – oder so ähnlich.
Zumindest ist es Fakt, dass heutige Endfünfzigerinnen, wenn sie im Kriminalroman vorkommen, nichts, aber auch gar nichts mit einer Miss Marple oder einer Mrs. Pollifax früherer Zeiten gemeinsam haben (wobei Letztere ja sogar noch Karate konnte – ansonsten aber der netten Großmutter von nebenan ähnelte).

Brigid Quinn ist anders. Ganz anders.
Zwar befindet sie sich (eigentlich) bereits in Rente – aber eine Vergangenheit als FBI-Agentin mit der Lizenz zum Töten streift man nicht einfach so ab wie einen alten Verkäuferinnenkittel.

Sie kann sich nach wie vor ihrer Haut wehren – und es gibt ein paar offene Rechnungen aus der aktiven Zeit der schmalen, zierlichen 1,60 Frau. Der Tod einer jungen Agentin, die durch eine falsche Einschätzung ums Leben kam, belastet sie noch immer. Und fast noch mehr nagt es an Brigid, dass der Täter nie gefasst wurde. Mit Mitte 50 dann der zweite Frühling, eine Ehe mit einem Ex-Priester und emeritierten Philosophie-Professor.

Als der mutmaßliche Täter ergriffen wird, verbeißt sie sich in den Fall. Vorher allerdings erschwert ihr die Begegnung mit einem Serienkiller, der sich auf alte Damen spezialisiert hat, das Leben. Allerdings beruht das auf Gegenseitigkeit...
Brigid tut etwas, das sie nie wieder tun wollte und verstrickt sich in ein gigantisches Netz aus Lügen, vor allem ihrem Mann und den alten Freunden gegenüber. Gleichzeitig wird ihr Leben bedroht und nicht jeder ist froh darüber, dass sie sich noch einmal mit dem alten Fall beschäftigen möchte.
Immer näher kommt der Killer – aber die nach außen so toughe Brigid kann niemandem davon erzählen, was ihre Stabilität so sehr erschüttert wie der Verlust eines alten Bekannten. Sie ist ganz auf sich allein gestellt.

Mehrere Perspektiven – Draufsicht von außen und Ich-Erzählerin – sorgen für Abwechslung.
Mit unterschwelligem Witz, aber unglaublicher Spannung geht diese Autorin zu Werk, arbeitet auch die Nebenfiguren liebevoll und bis ins Detail aus.
Wer Karin Slaughter mag, muss Becky Masterman lieben.

Miss Sophie