Das Buch direkt bei Amazon bestellen Alexander Söderberg
Unbescholten

Thriller
(1. Band)
Piper Klappenbroschur
ISBN 978-3-492-05564-2

Gut und Böse. Für Sophie Brinkmann, Stockholmer Krankenschwester und alleinerziehende Mutter, gibt es eine klare Grenze.
Bis sie Hector Guzman kennenlernt – und Kommissarin Gunilla Strandberg sie bittet, ihn zu bespitzeln. Plötzlich tauchen unangenehme Fragen auf: Wer ist Hector Guzman wirklich, der sich ihr als charmanter Verleger vorgestellt hat? Und wie weit würde Sophie gehen, um ihrem neuen Freund zu helfen?
Doch erst als Hector entführt und Sophies Sohn Albert lebensgefährlich verletzt wird, begreift sie, dass das alles keine Gewissensfrage mehr ist – sondern eine auf Leben und Tod ...

Rezension:
Verleger Hector hat einen Autounfall und Krankenschwester Sophie kümmert sich um ihn. Eins kommt zum anderen ...

Doch was wie eine x-beliebige Liebesgeschichte beginnt, wird schon bald zu einer hochdramatischen Angelegenheit.
Hector ist kein harmloser Schöngeist, sondern im Gegenteil ein sehr gefährlicher Mann mit einer noch gefährlicheren Verwandtschaft. Dann kommen auch noch rivalisierende Drogenbanden ins Spiel, die vor nichts zurückschrecken.
Und eine Abteilung der Polizei, die ebenfalls mit allen denkbaren Mitteln und Methoden operiert.

Mittendrin steht Sophie, die Witwe.
Die Mutter eines Teenagers mit viel Sinn für Schönheit und Ästhetik, in deren Umgebung alles perfekt zusammenpasst.
Ihr Gegenpart, so scheint es, ist Lars, der Polizist, der so gern wichtige Aufgaben übernähme und sich emotional viel stärker engagiert, als er es dürfte.
Nicht zu vergessen Jens, der Waffenhändler, der mehr durch Zufall in die Familienangelegenheiten der diversen internationalen Clans hineingerät.
Und auch deutsche Verbrecher mischen mit.
Sie tragen weiße Westen, sind (korrupte) Bauunternehmer mit Stasi-Vergangenheit, geübt im Schmieren von Politikern und Entscheidungsträgern, die mit harten Bandagen agieren, wenn's ums Geld geht, egal, wie schmutzig es sein mag.

Die Kreise all dieser Personen, die anfangs über die ganze Welt verstreut sind, kommen sich immer näher, bis sie sich überlappen oder gar decken.
Sophie soll Informantin werden - als aufrechte Staatsbürgerin gibt es, mit ihrem Verständnis von Recht und Unrecht da nur einen Weg: Die Polizei ruft, also tut sie ihre Pflicht.
Und doch fühlt sie sich unwohl, weiß aber - im Gegensatz zum Leser - nicht wirklich warum ...

Betrachtet man das Geschehen jedoch von außen, tun sich in alle Richtungen Abgründe auf. Praktisch jeder hat etwas zu verbergen, manipuliert die anderen, was das Zeug hält.
Vielfältig sind dabei die Gründe, warum die eine oder andere Figur ihre Integrität aufgibt. Manche haben nie eine besessen - egal, auf welcher Seite des Gesetzes sie stehen. Andere lockt das Geld, wieder andere fürchten um ihr eigenes Leben und das ihrer Lieben, noch anderen hat das Schicksal übel mitgespielt, nun wollen sie ihren Teil des Kuchens, weil sie ihn brauchen. Einige schließlich wissen einfach mehr als gut für sie ist.
Doch gerade dann, wenn man vor so viel Schlechtigkeit verzweifeln möchte, dreht sich der Wind und es wird klar, dass der eine oder die andere sehr wohl noch mehr als einen Funken "Ehre" im Leib hat und seine persönlichen Schulden begleichen willl, unabhängig von der Lohnliste, auf der er oder sie steht.

So jagt ein Höhepunkt den anderen, von Schießereien auf einem Schiff, über nächtliche Verfolgungsjagden, Entkommen in letzter Sekunde bis hin zu opulenten Familienfeiern.

Das ist kein Zufall.

Denn Söderberg ist von Beruf Drehbuchautor und (siehe auch das Interview mit dem sympathischen Schweden) der Ursprung von "Unbescholten" lag auch in einer Filmidee.
Einem Drehbuch, unverlangt entworfen zwischen zwei Aufträgen, eigentlich gedacht als Angebot für einen Produzenten. Bis dem dreifachen Vater klar wurde, dass die von ihm geplanten Szenen die typische Länge eines TV-Streifens um Längen sprengen würde.
Also wurde es direkt eine Buch-Trilogie.
Die sich aber so spannend, abenteuerlich, actiongeladen, kurzum mit allen nötigen Ingredienzien fürs Kopfkino ausgestattet, liest wie ein Film. Oder besser gleich eine Serie.
Denn man meint, jede nur denkbare skandinavische Ermittlertype vor sich zu sehen: Die Pfingstrosen liebende Chefin, den unberechenbaren Ex-Streifenpolizisten mit Dreck am Stecken, die unscheinbare Computerfrau, die Undercoveragentin wider Willen ...
Alle Figuren - gute wie böse - stecken voller Ecken und Kanten, sind vielschichtig und ambivalent.
In vielen Romanen ist der klassische Polizist überzeugt von dem, was er tut, fühlt sich wohl mit seinen Aufgaben, harmoniert im Team. Zuweilen gibt es Anfeindungen innerhalb der Truppe, Zusammenstöße mit unsympathischen Chefs, mobbenden Kollegen ... aber die Tätigkeit selbst ist selten der Auslöser für Unzufriedenheit. Hier ist alles anders.
Und im Verlauf der Handlung gilt es das Verhalten der Figuren immer wieder neu zu bewerteten: Wie viel Manipulation ist erlaubt? Muss man so arbeiten für die gute Sache? Wie weit darf man gehen?
Auch eine extrem spannende Frage: Auf welcher Seite würden WIR stehen?

Die Kritiker überschlagen sich - ziehen Stieg Larsson und die Sopranos, den Paten und alle Actionthriller von Qualität als Vergleich heran.
Und was soll man sagen? Sie haben Recht!
Dieser Roman ist der Wahnsinn.
Und das Beste: Band zwei ist schon in Arbeit!

Ach ja: Auch die Filmrechte sind bereits verkauft.
So wird am Ende aus dem Stoff vielleicht doch der Blockbuster, von dem Alexander Söderberg ursprünglich geträumt hatte.

Miss Sophie