Das Buch direkt bei Amazon bestellen David Mark Peter Friedrich
Dein ist die Rache

Originaltitel: Original Skin
(2. Band)
Aus dem Englischen von Peter Friedrich
Ullstein TB
ISBN: 978-3-548-28434-7

Ein Handy im Schlamm eines Flussbettes. Ein zweifelhafter Selbstmord. Ein Detective, der nicht aufgeben wird, bis er den Fall aufgeklärt hat.
Trotz Widerständen innerhalb der eigenen Reihen und vom Polizeichef zum Schweigen verdammt, ermittelt Aector McAvoy in den höheren Kreisen Yorks.
Und riskiert dabei alles – selbst das Leben seiner Familie.

Rezension:
Rothaarig, Schnauzer, 1,90m groß, in feinstes Tuch gekleidet … genau so stellt man sich einen Mann vor, der auf dem Bauch liegend, ein entlaufenes Pferd anlockt und schließlich einfängt.

Tollpatschig möchte man ihn nennen, den Schotten, den sein Beruf nach Hull verschlagen hat, wenn er nicht gleichzeitig auch ausgesprochen elegant, scharfsinnig und sensibel sein könnte.

Als Figur ist dieser McAvoy ein echter Glücksgriff – widersprüchlich in sich; oft voller Selbstzweifel, dann wieder eigensinnig und nach außen durch und durch von der Richtigkeit der eigenen Handlungen überzeugt.

Genau dasselbe gilt für die Art, in der dieser Roman (wie auch schon der erste Band „Sterbensangst“) geschrieben ist: Ausgesprochen spannend und einem konstanten Wechsel zwischen Szenen, die an Grausamkeit kaum zu überbieten sind und wieder anderen, die voller Situationskomik stecken.

Elegante, fast poetische Formulierungen und in jeder Zeile das liebevolle Umfeld seiner Familie stehen im krassen Gegensatz zu den Dingen, die Aector bei der Arbeit sehen muss.

Ermittlungen, die er in seiner Freizeit betreibt, ausgelöst durch ein gefundenes Handy, das der Technikfreak wieder zum Laufen bringt.

Ein Misserfolg reiht sich an den anderen: Eine missglückte Razzia, eine verschwundene Informantin, ein bis aufs Blut gefolterter Kleindealer … und dann immer noch revierintern der Kampf gegen den Stellvertreter von Chefin Trish Pharaoh, der nichts lieber tun würde als sie eher früher als später zu beerben. Die Vierzigjährige, nach außen Marke Rockerbraut, streng zu ihren Untergebenen, hat es auch privat nicht leicht, mit vier Kindern und dem Mann im Rollstuhl.

Es geht um Drogen, um Sex, Politik ist auch mit im Spiel und die Roma, zu denen McAvoy eine ganz besondere Beziehung durch seine Frau hat.

Er liebt seine Frau und sie ihn – auf eine ungestüme, wilde, verzehrende Art und Weise. Beide sind sich so nah, dass die Leserin fast eifersüchtig werden möchte bei so viel Gefühl und gegenseitigem Einsatz.

Denn für diesen Mann hat sie mit der Familie gebrochen. Und er beugt das Gesetz, obwohl für ihn, der ohne ein schlechtes Gewissen praktisch nicht einmal bei Rot über die Straße gehen würde, diese Regeln seine Religion sind.

Auch das Verhältnis zur Chefin ist ein ganz besonderes Sie sind keine Freunde – alles andere als das: Pharaoh empfindet ihn als permanenten Sargnagel und bringt das gern und oft zum Ausdruck. Gleichzeitig schätzt sie ihn. Er hingegen fürchtet sie – und will sie doch beschützen. Das ist das große Spannungsfeld, von dem die Reihe lebt. Und von den halb illegalen Aktivitäten des Aector und seiner Roma-Frau.

Ein toller Held, auf dessen dritten Band „Ewige Buße“, der im Oktober erscheint, man gespannt sein darf.

Miss Sophie