Das Buch direkt bei Amazon bestellen Massimo Carlotto Hinrich Schmidt-Henkel
Die Marseille-Connection

Original: Respiro Corto
Aus dem Italienischen von aus dem Italienischen von Hinrich Schmidt-Henkel
Tropen gebunden
ISBN 978-3-608-50134-6

In der düsteren Metropole zwischen Afrika und Europa tobt ein Territorialkrieg.
Kommissarin Bourdet Bernadette Bourdet, kurz B. B. – knallhart, hässlich und mit einer Schwäche für schöne Frauen – tut nicht nur Gutes, um das Böse zu verhindern.
Sie hat ihre eigene Definition von Verbrechensbekämpfung. Ein korsischer Mafiaboss alter Schule und ein Berufskiller, der sein Handwerk in den Drogenkriegen Südamerikas gelernt hat, helfen ihr dabei.
Das bekommen Sosim, Sunil, Giuseppe und Inez zu spüren. Sie haben zusammen Ökonomie in Leeds studiert und kommen nach Marseille, um die Welt zu erobern.
Geldwäsche, Betrug, Öko- und Wirtschaftskriminalität auf der internationalen Bühne sind ihr Geschäft.

Rezension:
Sosim, der Russe, ausgebildet in Yorkshire, der aus verseuchten Tschernobyl-Wäldern eine Gelddruckmaschine macht und sich gleich am Anfang auf wenig elegante, aber sehr gründliche Weise seines Mentors entledigt.

Sunil, ebenfalls Endzwanziger, Parse, nach außen Erbe einer Restaurantkette, in Wirklichkeit skrupelloser Gangster, zum Portfoglio dessen krimineller Aktivitäten auch der höchst lukrative Organhandel gehört.

Inez, die in der Schweiz lebt, in Finanzdingen beschlagen ist wie keine Zweite und ihre Freunde nie im Stich lässt.

Sowie Estaban aus Paraguay, der eindeutig die falsche Entscheidung traf, als er seinen Boss verriet, dann als Kokainschmuggler erwischt wurde und nun im Auftrag der härtesten und gemeinsaten Kommissarin Marseilles unterwegs ist, um sich dort in der Unterwelt bei den Latinos einen Namen zu machen.

Dabei war sie nicht immer so, diese B.B. (ihrer berühmten Namensbase alles andere als ähnlich - von den Initialen abgesehen) - doch die Mitvierzigerin, die auf Frauen steht, mußte auf die harte Tour lernen, was passiert, wenn man als weibliche Polizistin Politikern in die Quere kommt und Korruption aufdecken will.
Unorthodoxe Methoden sind ihr Markenzeichen, ein Stillhalteabkommen mit dem Paten der korsischen Mafia gehört zum Geschäft. Und doch hat sie ihren ganz eigenen Ehrenkodex - wiewohl sie der Bordellbetrieb an sich nicht stört, mag sie keine Sklavenhalter.

All diese Personen - und Guiseppe, der Camorrista, der seine Familie verraten hat - kommen im Lauf einer ebenso packenden wie brutalen Geschichte zusammen, bei der vieles anders ausgeht als von den Protagonisten vorausberechnet oder auch nur von der Leserschaft vorhergesehen.
Am Ende haben eine Menge Leute den Tod gefunden, Pläne wurden zerschlagen und wieder neue geschmiedet, Gut und Böse vermischten sich zu einem ungenießbaren und letztendlich vergifteten Brei.

Der Roman ist alles andere als eine Bettlektüre für zart besaitete Gemüter. Es wird gemordet und gefoltert, verprügelt und vergewaltigt (oft nur als Mittel zum Zweck), werden Menschen mit Elektroschocks gefügig gemacht ...
Zudem zeigt es die Verflechtung von Finanzwelt und Verbrechen, Politik und Prostitution, Macht und deren Mißbrauch.
Kurzum: Gewalt satt in jeder Form prägt das Buch - wodurch es sich für den Uneingeweihten liest wie das allerschwärzeste Märchen der Gebrüder Grimm. Ob das Ende dann ein glückliches ist, muss jeder für sich entscheiden.

Und doch badet der Autor nicht aus Effekthascherei in all dem Schrecklichen, sondern schildert es nur. Auf die abgeklärte Art und Weise eines ehemaligen, zu Unrecht zu einer Haftstrafe verurteilten und später begnadigten Gefängnisinsassen.

Ein Buch, so düster wie sein Cover. Aber gut.

Miss Sophie