Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jeanette Obro Ole Tornbjerg Patrick Zöller
Schrei unter Wasser

Original: Skrig under vand
Aus dem Dänischen von Patrick Zöller
(1. Band Katrine Wraa)
Fischer TB
ISBN 978-3-596-19317-2

Der attraktive Gynäkologe Mads Winther wird in einer kalten Winternacht von seiner Ehefrau aufgefunden – brutal erstochen in seinem eigenen Garten.
Vibeke Winther, selbst Ärztin, konnte ihn nicht wiederbeleben und steht unter schwerem Schock. Dazu kommt die Sorge um ihr erkranktes Kind, bei dem Leukämie diagnostiziert wurde.
Das Mordmotiv ist völlig unklar. Wer tötet einen Arzt, der so vielen Frauen hilft, so viele Kinder zur Welt gebracht hat, und der selbst Familienvater ist?
Und wo war der Arzt in der Mordnacht, während seine Frau schlief?

Katrine Wraa, Profiling-Expertin und Polizeipsychologin, steht gleich bei ihrem ersten Fall in ihrem neuen Job nicht nur aufgrund der Mordermittlungen vor einer großen Herausforderung.
Während ihr Chef Per Kragh, Leiter der Mordkommission, und ihr Kollege Jens Høgh ihrer Arbeit Interesse und Wertschätzung entgegen bringen, nutzt der Ermittlungsleiter Torsten Bistrup jede Möglichkeit, Katrines Kompetenz infrage zu stellen, und er macht keinen Hehl aus seiner Einstellung gegenüber Polizeipsychologen.
Dabei greift er zu unfairen und sehr unkollegialen Mitteln.

Auch privat gestaltet sich die Rückkehr in den Norden schwierig: ganz alleine und abgeschieden im Ferienhaus ihrer Eltern, versucht Katrine mit dem dänischen Winter zurecht zu kommen – war sie doch vor kurzem noch beim Tauchen im Roten Meer, und wollte eigentlich aussteigen, und sicher nicht zurück in dieses Haus, das voller schmerzhafter Erinnerungen ist.
Schließlich taucht noch eine alte Jugendfreundin auf, die als Hebamme mit Mads Winther in derselben Klinik gearbeitet hat, und möchte die alten Zeiten wieder aufleben lassen.
Katrine stürzt sich in ihre Arbeit, denn allein der Anblick dieser Freundin weckt traurige Erinnerungen in ihr.

Dann wird plötzlich doch recht schnell ein Verdächtiger gefunden.
Aslan Nukajev hat während der Geburt seines Kindes seine Frau verloren – und Mads Winther konnte sie nicht retten.
Seitdem verfolgte er den Arzt, beschimpfte und bedrohte ihn, und er wird am Tag nach dem Mord in einem psychothischen Zustand in seiner Wohnung aufgefunden.
Als Katrin herausfindet, welche traumatische Vergangenheit Nukajev und seine Frau hatten, kommt sie nicht umhin, seine Persönlichkeit näher zu durchleuchten – und macht einen entscheidenden Fehler...

Rezension:
Katrine Wraa tauscht tatsächlich den Sommer und das Tauchen im Roten Meer ein gegen die Arbeit und den Winter in Dänemark, wo nicht nur die Temperaturen frostig sind.
Als wäre das nicht ungewöhnlich genug, lässt sie im Süden auch noch den Mann zurück, der sie liebt.

Von Anfang ist die führende Stimmung des Thrillers bestimmt von „radikaler Veränderung“, der Plot wie die Figuren sind voller Kontraste.
Katrine lebt in einer Ferienhaussiedlung, doch im Winter ist sie hier der einzige Gast.
Vom direkten Vorgesetzten wird sie bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit gedemütigt, von den anderen geschätzt – doch Katrine ist keine Frau, die von Anerkennung lebt oder sich beweisen muss, dass sie am Ende auch diejenigen beeindrucken kann, die sie belächeln.
Katrine ist zurück gekommen, weil sie in Dänemark noch eine Geschichte zu Ende schreiben muss.
Eine Geschichte, die seit Jahren unvollendet auf ihrer Seele lastet, und deren Fortgang nur durch die schmerzhafte Rückschau in die Vergangenheit möglich ist.

„Schrei unter Wasser“ ist ein richtig guter Thriller, um es ganz einfach auf den Punkt zu bringen.
Die Figuren sind glaubhaft und lebendig aufgebaut, die Story ist durchweg spannend. Der Leser kommt nicht umhin, jedem Verdächtigen ebenfalls den Mord zu unterstellen, er möchte helfen, den Fall zu lösen.
Man wünscht sich, dass dieses Team „Katrine und Jens“ zusammen wächst, und man wünscht dem Ermittlungsleiter Bistrup die Pest an den Hals.

Humorvoll und auf angenehme Art werden ein paar Klischees bedient, nicht zuletzt auch das des attraktiven Arztes, in den die Frauen sich gerne mal verlieben, und der der Frauenwelt auch alles andere als abgeneigt ist.
Auch die Rolle von Bistrup als intrigantem Vorgesetzten ist klischeebehaftet.
Doch es gelingt den Autoren, dies spielerisch und gekonnt einzusetzen, ohne dass es aufgesetzt und konstruiert wirkt.

Man möchte ganz schnell noch viel mehr lesen von Katrine und Jens, und ist einfach nur gespannt darauf, welche Ideen sie bei der Lösung ihres nächsten Falles haben werden, und wie es mit ihren Lebensgeschichten weiter geht.

Eva May