Keigo Higashino Ursula Gräfe
Heilige Mörderin

Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe
Klett Cotta gebunden
ISBN: 978-3-608-98012-7

Auf den ersten Blick ist ein perfekter Mord geschehen:
Der erfolgreiche Unternehmer Mashiba liegt tot in seinem Wohnzimmer. Kurz zuvor hatte er von seiner Frau die Scheidung verlangt.
Nach dem Tod ihres Mannes fällt der Verdacht sofort auf die schöne Ayane, die aber zum Zeitpunkt des Mordes verreist war.
Wer hat also das Kaffeewasser mit Arsen vergiftet? Die Polizei tappt im Dunkeln.
Ohne Kusanagis Wissen bittet seine junge Assistentin Utsumi den genialen Physiker Yukawa um Hilfe.
Aber auch für das Superhirn scheint das Verbrechen nicht auflösbar zu sein. Zunächst jedenfalls ...

Rezension:
Eine Künstlerin ist sie, die zarte Ayane Mashiba, die Blumen liebt und mit ihren kleinen Händen als Meisterin ihres Gewerbes prachtvolle teure Patchworkdecken fertigt.
Leider ist ihr Ehemann Yoshitaka nicht nur ein eitler Fatzke, der hautenge Hosen an seinen trainierten Oberschenkeln liebt und sich die Augenbrauchen zupft, sondern auch sehr kompromisslos: Weil sie nach einem Jahr Ehe immer noch nicht schwanger ist, will er sich trennen.
Die Frau, zutiefst verletzt und gekränkt, tut, was eine Frau tun muss. Sie vergiftet ihn. Zumindest gehen sowohl die Polizisten als auch die Leserschaft davon aus. Obwohl Ayane ein unerschütterliches Alibi besitzt, da sie sich zur Tatzeit nachweislich an einem ganz anderen Ort aufhielt.
Dies ist es, was diesen Roman von vielen anderen Krimis unterscheidet: Nicht WER den Mord begangen hat, sondern WIE diese Person das Ganze bewerkstelligen konnte, ist das wirklich Spannende.
Nur gut, dass der ermittelnde Kommissar - Inspektor Kusanagi, dessen Blick von der überwältigenden Schönheit und Verletzlichkeit der mutmaßlichen Täterin ein wenig getrübt wurde, fast gegen seinen Willen vom alten Freund und Studienkollegen, Uni-Professor Yukawa, unterstützt wird.
Denn erst durch die Kombinationsgabe und Schlussfolgerungen des Physikers, gepaart mit seinem Glauben an die Wissenschaft und daran, dass es den perfekten Mord nicht gibt, tritt die verblüffende Lösung nach und nach zutage.
Ganz ohne Verfolgungsjagden lebt dieser Krimi von den brillanten Schlussfolgerungen und der aufschlußreichen Schilderung der japanischen Lebensart, Tee-Zeremonien und heiße Bäder inklusive.
Ein Rätsel, wie es sich Sir Conan Doyle nicht hätte besser ausdenken können, mit zahlreichen Indizien für den Leser und doch so gut wie unlösbar.
Dieses Katz-und-Maus-Spiel ist ein Muss für alle, die psychologische Feinheiten und versteckte Indizien mehr schätzen als Action.
Faszinierend, absolut faszinierend!

Miss Sophie