Das Buch direkt bei Amazon bestellen Kirsten Wulf
Tanz der Tarantel

Ein Apulien-Krimi
KiWi TB
ISBN 978-3-462-04644-1

Am frühen Morgen des dritten Tages des Festes zu Ehren von Santu Paulu, dem Schutzheiligen der kleinen Stadt Galatina in Apulien, liegt eine Leiche in der Kapelle des Heiligen: Nicolà Capone, der erfolgreichste junge Pizzica-Musiker aus dem Salento, der zwei Tage zuvor noch einen umjubelten Auftritt hatte.
Der brummige Commissario Cozzoli, der gerade in Mailand in einem Antimafiaprozess aussagt, kommt Hals über Kopf zurück und trifft auf Elena Eschenburg.
Die Hamburger Journalistin, die sich gerade in Apulien niedergelassen hat, um ein neues Leben zu beginnen, hat den Musiker in den Tagen zuvor für eine Reportage begleitet.
Gemeinsam beginnen sie zu ermitteln; die Nachforschungen führen sie in malerische Städte und in uralte Steindörfer, zu Nicolàs Familie und zu seinen Verehrerinnen.
Sie stoßen auf Schweigen und stellen fest, dass in Apulien manche Geschichten nur die Musik erzählen.

Rezension:
Der Einstieg fremd und wunderbar zugleich: Eine von der Tarantel gestochene Tabakarbeiterin und als Therapie … Musik. Gitarre, Akkordeon, Tamburin.
Drei Tage und zwei Nächste tanzt sich die junge Rosaria das Gift aus dem Leib, bis den Musikern die Hände bluten.
Dann ist alles gut – und gleichzeitig ein Bund fürs Leben geschlossen.
Die vierzigjährigen Elena von Eschenburg kennt diesen Brauch noch nicht, als sie nach dem Scheitern ihrer Ehe aus dem heimatlichen Hamburg mit ihrem kleinen Sohn zum Onkel Gigi nach Lecce zieht. Der schwule Bruder ihrer Mutter verdient dort als Antiquitätenhändler sein Geld. Die Halbitalienerin selbst hingegen erhält glücklicherweise weiterhin Aufträge als freie Zeitschriftenfotografin.
In dieser Eigenschaft interviewt sie Nicola, den begnadeten Tamburinspieler und Frauenheld, dessen Band sich mit der „Pizzica“ - eben jener Form der Musik, die er von seinem Vater erlernte – international einen Namen gemacht hat.
Doch kurze Zeit später liegt er leblos in einer Kapelle – und niemand weiß, was geschah.
Zum Glück hat Commissario Pantaleo Cozzoli, Ex-Mafia-Ermittler, der seit dem Tod seiner Frau den „Familien“-anschluß an Gigi und dessen Clan sehr genießt, bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit Elena als Hilfs-Ermittlerin gemacht. Darum läßt er zu, dass sie sich aktiv in die Ermittlungen einschaltet, als sie im Zusammenhang mit dem Auffinden des Toten anonym bedroht wird.
Zahlreich sind die Motive, die mit hineinspielen: Die Frauengeschichten des verheirateten Nicola, Differenzen mit dem Bruder, Streitigkeiten innerhalb der Band, unsaubere Geschäfte …
Doch jenseits der reinen Who-Dunnit-Krimihandlung gelingt es Autorin Wulf, die selbst seit Jahren in Italien zu Hause ist, das Lebensgefühl und den sehr speziellen Menschenschlag aus Apulien zum Leben zu erwecken.
Die Geschichte von Nicola, der von zu Hause weggeht, um in Mailand Musik zu studieren – das ist auch die Geschichte von all den jungen Leuten, die weggehen, den „Mezzogiorno“ hinter sich lassen wollen und doch irgendwann erkennen, dass man die Heimat nicht leichtfertig aufgeben kann.
So ist „Tanz der Tarantel“ viel mehr als ein Kriminalroman – zumal die im besten Sinne „volks-tümlichen“ Pizzica-Musik selbst beim Lesen ihre alles beherrschende Kraft entfaltet.
Die Handlung ist spannend, die Dialoge und Szenen immer wieder durchsetzt von sympathischem, nie plattem Witz, die Auflösung unerwartet – was will man mehr?!

Miss Sophie