Das Buch direkt bei Amazon bestellen Enzo Fileno Carabba Birte Völker
Wie zwei alte Schachteln einmal versehentlich die Welt retteten

Original: Con un poco di zucchero
Aus dem Italienischen von Birte Völker
btb TB
ISBN 978-3-442-74743-6

Seit Jahrzehnten bewohnen Giulia und Camilla, zwei Damen von edler Geburt und antiker Schönheit, einen alten und zugegebenermaßen ziemlich heruntergekommenen Palazzo im schönen Florenz.
Die beiden haben es sich bequem gemacht zwischen allerlei Antiquitäten und sonstigem Plunder und verlassen das Haus nur noch selten. Warum sollten sie auch, denn Emiliano, der unverschämte Feinkosthändler, versorgt sie mit überteuerten Lebensmitteln, und Piero, ja Piero, versorgt sie seit Jahr und Tag mit ein bisschen Koks, das die Damen nachmittags zum Tee zu nehmen pflegen. Denn ein bisschen Spaß sei im Leben ja wohl noch erlaubt.
Als jedoch Piero eines Tages nicht mehr auftaucht, sehen sich die beiden gezwungen, das erste Mal seit langer Zeit wieder einen Fuß vor die Haustür zu setzen.
Ein Entschluss mit weitreichenden Konsequenzen …

Rezension:
Die eine Wohnung des fiorentinischen Palazzo enthält mit Laken abgedeckte Sofas sowie eine gediegene Ausstattung - in der anderen finden sich, Seite an Seite, Prunk und Kitsch: prachtvolle Teppiche, machtvolle Schränke, reich behängte Lampen neben exotischen Reiseandenken von Vorfahren …
Dort leben Camilla und die ihr Gesellschaft leistende Jugendfreundin Giulia, beide verwitwet, beide in fortgeschrittenem Alter und beide seit Jahren praktisch kaum noch vor der Tür gewesen.
Warum auch? Die Lebensmittel bringt Emiliano, der feiste Mezger, der keine Gelegenheit auslässt, die beiden Seniorinnen abzuzocken. Meist liefert er minderwertige Ware zu überteuerten Preisen, manchmal praktiziert er mit den alten Damen, die zum Protestieren viel zu eingeschüchtert sind, den Wechseltrick.
Anderen Kontakt zur Außenwelt haben sie keinen – außer mit Piero, dem Drogendealer ihres Vertrauens, der sie zuverlässig mit Koks versorgt.
Doch dann geschieht das Unvorstellbare: Piero ist nicht mehr und sie müssen sich einen Ersatzlieferanten suchen.
Also klappern sie die einschlägigen Plätze der Stadt nach einem möglichen Nachfolger ab, doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Denn natürlich gibt es bald einen pickeligen, aber finsteren jungen Mann, der denkt, leichtes Spiel mit den Fräuleins zu haben.
Ab jetzt überschlagen sich die Ereignisse, denn Giulia und Camilla laufen zu ungeahnter Hochform auf: Sie setzen den Kleinkriminellen außer Gefecht und nehmen sich, was sie brauchen.
In der Folge kommt eines zum anderen:
Sie müssen fliehen, werden von den rachsüchtigen Unterweltgestalten bis nach Hause verfolgt und wehren sich dort mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Das sind nicht wenige – und die meisten davon so unorthodox, dass der Leser von einem Lachanfall in den anderen fällt.
Damit nicht genug: Unerwarteter Besuch und eine Naturkatastrophe führen dazu, dass die beiden Ladys in den Focus der öffentlichen Aufmerksamkeit geraten – und wie das Ganze ausgeht, ist mindestens ebenso skurril wie der Rest der Geschichte.
„Kevin allein zu Hause“ meets „Arsen und Spitzenhäubchen“ - politisch keinesfalls korrekt, aber voller literarischer Anspielungen.
Wer aberwitzige und absonderliche Situationen und ausgefeilte Sprachkonstruktionen und -bilder mag, kommt an diesem Titel nicht vorbei.

Miss Sophie